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Analog 01

Analog 01

Titel: Analog 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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Patentrechts. Wenn der Unterschied zwischen einer Erfindung und der ihr am nächsten kommenden, bereits existierenden Erfindung nur so gering ist, daß ein Fachmann sie als offensichtliche Adaption erkennen kann, dann wird die Erfindung unpatentierbar.“
    „Ein subjektives Urteil?“
    „Ja.“
    „Was geschah mit Fausts Patentanträgen, die abgelehnt wurden?“
    „Universal Patents ließ etwa die Hälfte fallen. Mit der ande ren Hälfte gingen sie in Berufung. In dreißig Prozent dieser Fälle bekamen sie nachträglich doch noch recht.“
    „Wie verhalten sich diese Zahlen mit den Durchschnittswerten anderer Erfinder?“
    „Ähnlich, aber Sie dürfen dabei die Tatsache nicht außer acht lassen, daß die anderen Erfinder zahlenmäßig weit hinter Universal Patents zurückbleiben.“
    „Nun, Mr. Flagman, wie Sie vorhin selbst sagten, besitzt das Patentamt einen Computer, der imstande ist, eine Maschinensuche durchzuführen. Haben Sie jemals versucht, seine Kapazität zu erweitern?“
    „Ja. Wir ließen ihn modifizieren, um ihn in einen Erfindercomputer umzuwandeln.“
    „Wie haben Sie das bewerkstelligt?“
    „Zum einen, indem wir ihn auf das Prinzip der negativen Selektion programmieren ließen.“
    „Aber hatte das Gericht nicht bereits das Patentamt instruiert, Patente aufgrund negativer Selektion nicht mehr zurückzuweisen?“
    „Ja, aber uns ging es um etwas anderes. Wir wollten demonstrieren , daß jeder irgendwie modifizierte Computer Erfindungen auf dem Prinzip der negativen Selektion machen kann, die Erfindung daher im Bereich des öffentlichen Rechts liegt und demzufolge nicht zum Gegenstand eines Monopolbestrebens werden kann.“
    „Fahren Sie fort. Mit welchen Resultaten?“
    „Wir hatten Probleme. Zuallererst hatte unsere Maschine, wie ich bereits erwähnte, nicht einen Bruchteil der Kapazitäten von Faust. In unserem Fall kam der Zeitverlust hinzu. Die Modifikationen erwiesen sich als unzureichend für unsere Zwecke. Um mit Faust konkurrieren zu können, hätten wir einen zweiten Faust benötigt, einen Zwillingsbruder. Die Kosten dafür aber liegen weit außerhalb dessen, was wir uns leisten können, selbst unter der Voraussetzung, wir hätten Mr. Morissey zur Verfügung gehabt, der ihn für uns hätte bauen können. Vor einigen Jahren haben wir die Modifikation wieder abgeschaltet. Der Hauptcomputer kann immer noch Routinenachforschungen durchführen, aber er erfindet nichts mehr.“
    „Warum nicht?“
    „Wegen Morissey II.“
    „Was ist mit Morissey II?“
    „Faust beantragte ein Patent für eine neue Legierung. Also durchforschte unsere neue Maschine die Literatur. Aber über die neue Legierung war nichts zu finden. Sie war also buchstäblich neu. Dann versuchten wir es mit dem Konzept der negativen Selektierung bei unserer Maschine. Wir vermuteten, daß auch Faust mit diesem Prinzip seine ‚Erfindung’ gemacht hatte, indem er eine Komponente zugefügt hatte, die in der originalen Legierung nicht enthalten gewesen war.“
    „Fand Ihre Maschine das fehlende Metall?“
    „Nein, sie scheiterte. Aber wir wiesen den Patentantrag trotzdem zurück. Aus dem Grund der Offensichtlichkeit.“
    „Was geschah dann?“
    „Universal Patents ging in Revision. Zuerst beim Berufungsrat des Patentamts. Dieser bestätigte die Ablehnung. Danach ging Universal Patents zum GGPF.“
    „Dem Gericht für Gewohnheitsrecht und Patentfragen, ja. Was geschah dort?“ fragte Quentin Thomas.
    „Sie hoben unser Urteil auf.“
    „Aus welchen Gründen?“
    „Nun, das ist die berühmte Entscheidung, von der ich zuvor schon sprach, Morissey II. Das Gericht sagte, da Faust die Legierung gefunden habe und unser Computer, obwohl er auf Erfinden programmiert war, sie nicht zusammenbringen könne, sei es offensichtlich, daß Faust – oder Morissey – entsprechen de Begabungen oder Fähigkeiten habe. Daher gehörte die Legierung ihnen.“
    „Also diente Ihre Maschine, die keinem Vergleich mit Faust standhielt, als Beweis gegen die Offensichtlichkeit von Fausts Erfindung?“
    „Einspruch. Beeinflussung“, sagte Ordway.
    „Abgelehnt“, sagte Speyer.
    „So sahen wir im Patentamt die Angelegenheit“, bekräftigte der Kommissionär.
    „Und deswegen haben Sie die Modifikation Ihres Computers abgeschaltet?“
    „Exakt. Wir führten ihn einfach wieder zurück zu seiner normalen Untersuchungsfunktion.“
    „Vielen Dank, Mr. Flagman. Ich habe keine weiteren Fragen mehr.“ Er ging an seinen Tisch zurück und

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