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Analog 02

Analog 02

Titel: Analog 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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durchbrechen. Zweihundert Grad Celsius sind normal. Im Hitzerahmen ist ein Bimetallthermometer eingebaut, das mit dieser Anzeige hier verbunden ist.“ Er studierte eine der Skalen an der Kontrollvorrichtung. „Ja, zwo-null-fünf. Etwa in der Mitte zwischen der Siedetemperatur des Wassers und stumpfer Rotglut.“
    Quentin Thomas rieb sich das Kinn. Und bist du, Carl Miller, dachte er, etwa in der Mitte zwischen Genie und Wahnsinn? Er nahm eine Münze aus seiner Tasche. „Angenommen“, sagte er, „ich werfe diese Münze durch den Hitzerahmen. Was würde passieren?“
    Miller zuckte die Achseln. „Du meinst, ob sie die Wand hinter dem Rahmen treffen würde?“
    „Würde sie?“
    „Wirf die Münze.“
    Quentin Thomas visierte genau den Punkt der Wand an, wo die Münze auf treffen sollte, dann warf er sie mit einer knappen Bewegung seines Handgelenks.
    Sie verschwand. Kein Ton war zu hören.
    Der Anwalt begann zu schwitzen. „Was ist auf der anderen Seite?“ fragte er leise. „ Warum ist es heiß?“
    „Ich sagte doch schon, Quent, ich weiß es nicht sicher. Ich bin noch nie durch den Rahmen gegangen.“
    „Aber du hast Mutmaßungen, nicht wahr?“
    „Ja, ich glaube schon.“
    „Ein Zeitsprung?“ vermutete der Anwalt. „Vor zwei bis drei Milliarden Jahren war es auf der Erde viel heißer. Vielleicht hast du eine Verbindung mit dem Jahr drei Milliarden vor Christi Geburt hergestellt.“
    „Nein, das glaube ich nicht. Was auch immer dort draußen ist, es ist in unserer Zeit. Nur der Ort ist anders. Und heißer.“
    Quentin Thomas überlegte. Man erwartete von einem Erfinder, daß er wußte, warum seine Erfindung funktionierte. Er mußte den Mechanismus nicht verstehen. Tatsächlich konnte er den Operationsmodus vollkommen mißverstehen. Aber er mußte einem Sachver ständigen erklären können, wie man die Erfindung nachbauen konnte.
    Miller schaltete wieder ab. Langsam kam die Turbine zum Stillstand. Quentin Thomas sah zu, wie der Hitzerahmen langsam wieder in den klaren Fokus kam. Er konnte von seinem Standort die Hitze fühlen. Und … sie riechen? War da nicht ein leichter Schwefelgeruch?
    Der Erfinder unterbrach die Stille. „Kann ich ein Patent bekommen?“
    „Das weiß ich nicht. Der schwache Punkt an dem Ganzen ist wahrscheinlich der Hitzerahmen. Wenn du anhand von Zeichnungen und dem geschriebenen Wort einem Experten erklären kannst, wie man dieses Ding konstruiert, dann hast du eine echte Chance. Kannst du deinen Hitzerahmen so genau erläutern, daß ihn ein Fachmann nachbauen kann?“
    „Sicher.“
    „Also. Das Patentamt wird es wahrscheinlich als Perpetuum-mobile-Maschine bezeichnen und uns zu einer Vorführung bitten.“
    „Kein Problem, ich kann das Spielzeugauto mitnehmen.“
    Aber etwas machte dem Anwalt immer noch zu schaffen. „Angenommen“, sagte er, „ich gehe durch den Hitzerahmen, während er eingeschaltet ist?“
    „Tu das nicht, Quent.“
    „Aber wenn ich es täte?“
    „Ich glaube, es würde dich umbringen. Zwei Atemzüge auf der anderen Seite – vielleicht auch nur einer –, und es wäre vorbei.“
    „Du solltest einen Schirm aufstellen.“
    „Ja. Gute Idee.“
    „Gut, dann machen wir uns an die Arbeit. Du beginnst mit einer Freihandzeichnung des gesamten Apparates. Wir numerieren die Teile, und ich mache mir Notizen über ihre Funktion. Später werde ich die Zeichnungen dann meinem Konstruktionszeichner geben, der kann sie ins reine zeichnen.“
    „Okay.“ Der Erfinder beugte sich über den Arbeitstisch. „Hier ist der Hitzerahmen. Er ist ein quadratisches Element, das aus einer chromlegierten Röhre besteht. Der Teil der Röhre am Boden enthält eine Uranspule, dazu ein Verdrängungselement …“
    An verschiedenen Punkten seiner Ausführung schien sich der Erfinder mitten im Satz zu vergessen. Das verwirrte den Anwalt. In den so entstehenden Pausen reckte der Erfinder immer den Kopf in die Höhe. Lauscht er nach oben, fragte sich der Anwalt. Habe ich nicht auch etwas gehört? Die Haustür ging auf? Wurde geschlossen? Stimmen … leise, flüsternde Stimmen? Dann erinnerte er sich. Natürlich. Carlton Miller war verheiratet. Vielleicht war seine Frau gekommen. Vom Einkauf zurück, mehr nicht. Aber wer war bei ihr?
    Ging ihn nichts an. Zurück zu der Erfindung. „Was hast du gesagt, Carl? Diese Leitung führt vom Turbinenausgang zum Ammoniakdampfkompressor?“
    „Ah? Ja, dann vom Kompressor zurück zum Hitzerahmen, wieder als flüssiger Ammoniak, um den

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