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Analog 02

Analog 02

Titel: Analog 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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wir solche Worte nicht.“
    „Ich werde darauf achten, Carl. Weiter.“
    „Wesentlich, ich habe hier unten meine kleine Privathölle. Wie jeder andere auch. Frag mich nicht, wie sie das machen, bei den Millionen Seelen, die sie hier unten haben. Hat etwas mit einem Isolatokontinuum zu tun. Aber sie haben ganz bestimmt die Macht, es aufrechtzuerhalten. Normalerweise bekommt man vollkommene Abgeschiedenheit . Die Isolation gilt als Teil der Strafe. Bei mir ist das natürlich ein wenig anders. Ich glaube, ich bin der einzige hier unten, der Flammen lesen kann. Ich brauche Ruhe und Beschaulichkeit, damit ich mich mit der Zehnten beschäftigen kann. Sie sollten mir Victor Higgins nicht auf den Hals hetzen, Quent. Es ist moralisch nicht richtig.“
    „Wer sind sie? “
    „Mr. Jones und seine Assistenten.“
    „Der Teufel?“
    „Das ist hier unten ein sehr aufwühlendes Wort. Bitte nenne ihn nie in seinem Beisein so, Quent.“
    „In seinem Beisein? Wann soll das sein?“
    „Recht bald. Schon in einer Stunde. Das gibt dir Zeit, ins alte Labor zu kommen.“
    „Und warum sollte ich ins alte Labor kommen?“
    „Aber Quent, verstehst du denn nicht? Nur so kannst du zu der Verhandlung kommen, die hier stattfinden wird. Du aktivierst den Hitzerahmen, schreitest hindurch, und dann wirst du in einem speziell eingerichteten Gerichtssaal herauskommen.“
    Quentin Thomas schwieg. Zugegeben, Carl war immer noch sein Klient. Zugegeben, er durfte seine Klienten nicht im Stich lassen. Andererseits verlangte die Pflicht aber nicht von ihm, daß er sein Leben und/oder seine unsterbliche Seele (wenn er eine hatte) aufs Spiel setzen mußte. Er hatte das unbestimmte Gefühl, als würde Mr. Jones, oder wie auch immer er heißen mochte, darauf bestehen, aus seinem kurzen Aufenthalt etwas Dauerhaftes zu machen, wenn er durch dieses teuflische Tor schritt.
    Andererseits war da natürlich auch noch die Möglichkeit … die einzigartige Gelegenheit.
    Etwas, worüber man sich in der Anwaltsbar unterhalten konnte?
    Er wußte, er wurde mit hineingezogen in Millers Wahnsinn. Er lauschte den Worten aus seinem Mund wie denen eines Fremden: „Okay, Carl. Halte aus. Ich komme.“

 
8. Ein Exmissionsverfahren
 
    Während er mit der U-Bahn zu diesem fatalen Zimmer (jetzt sein eigenes! ) fuhr, kämpfte er mit einem Gefühl der Verwirrung.
    Was vor ein paar Wochen als neugieriger, wenn auch skeptischer Besuch bei einem alten Freund begonnen hatte, war mittlerweile eine alptraumhafte Farce geworden, ein Sturm und Drang zwischen Himmel und Hölle, bei dem die Ewigkeit auf dem Spiel stand, möglicherweise sogar seine eigene.
    Aber sogar sämtliche gültigen Werte waren verkehrt und verdreht. Es hätte einen Sinn ergeben, wäre sein Klient in der Hölle gewesen und hätte heraus gewollt. Aber der Idiot wollte bleiben.
    Warum konnte er niemals einen einfachen, sinnvollen Fall bekommen?
    Das dachte er, als er bereits die undurchdringliche Dunkelheit des Labors betrat.
    Er schaltete das Licht ein.
    Der Rahmen des H-TEK stand immer noch bedrohlich im Zimmer an der Nordwand.
    Quentin Thomas bemerkte, daß er zitterte. Er ballte die Fäuste, ging hinüber zum Hauptschalter der großen Maschine und schaltete sie ein. Dann nahm er seinen roten Verteidigertalar aus seinem Aktenköfferchen und zog ihn über. Wenigstens konnte er sich passend anziehen. Er sah zum Wandschirm der Uhr: drei Uhr siebenundfünfzig in der Frühe. Er schaltete sein bewußtes Denken ab und wartete. Es dauerte drei Minuten, bis der Hitzerahmen aktiviert war.
    Punkt vier Uhr holte er ein letztes Mal tief Atem und schritt durch den Rahmen.
    Er befand sich in einem Gerichtssaal. Zu seinem nicht unerheblichen Erstaunen war es ein eher gewöhnlicher Gerichtssaal. Die Richterbank (noch unbesetzt), ein Zeugenstand, zwei Tische für die rivalisierenden Parteien, die Geschworenenbank (aber keine Geschworenen). Ein kleiner Unterschied: keine Plätze für die Öffentlichkeit. Es war warm, hart an der Grenze zur Unbehaglichkeit. Bald würde er zu schwitzen anfangen. Was hatte er erwartet? Flammen? Den Geruch von brennendem Schwefel? Nichts davon.
    Nun, wo war sein Klient?
    Als wollte er diese Frage beantworten, tauchte auch schon Carlton Miller auf und gesellte sich zum Verteidigungstisch bei der Geschworenenbank . Der Gesichtsausdruck des Mannes (entschied Quentin Thomas) rechtfertigte die Reise. Der Anwalt eilte hinüber und schüttelte dem Erfinder die Hand.
    „Danke, Quent“, sagte Miller.

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