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Analog 03

Analog 03

Titel: Analog 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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blickte, und verzog absichtlich den Mund.
    Ich sagte: „Ich werde Sie nicht töten, Oberst. Ich schieße, um zu verletzen, zu verstümmeln. In die Knie, die Knöchel, die Handgelenke. Da wird von Ihrer Würde nichts übrigbleiben.“
    Das hielt ihn auf.
    „Wenn Sie sich wie ein Mann zum Kampf stellen würden …“ fing er an, stockte dann aber und starrte mich mit unverhülltem Haß an.
    Ich lachte ihn aus. „Ist das eine Herausforderung? Fordern Sie einen Taktiker heraus?“
    „Wie Sie wollen.“
    Wir starrten einander in die Augen, und der Kampf der Willen tobte hin und her, anscheinend ohne Sieger. Schließlich warf ich die Nadelpistole weg und grinste verschmitzt.
    „Sie haben gewonnen. Ich nehme Ihre Herausforderung an. Haben Sie Ihre Luade -Messer bei sich, Oberst?“
    Er nickte kurz, und seine Spannung lockerte sich etwas.
    „Sehr schön. Auf Wiedersehen im Kele -Ring.“ Ich drehte mich auf den Fersen um und ging an ihm vorbei den Hang hinauf. Ich wartete nicht auf ihn, ich gab ihm keine Zeit, es sich zu überlegen. Einen Augenblick später hörte ich seine Schritte hinter mir.
    Je höher wir kamen, desto schwieriger wurde das Atmen. Ich schritt stetig aus, erreichte den Kele -Ring und ging zum fernsten Rand hin. Dort wandte ich mich um und zeigte Shagata die fünf Messer, die ich trug.
    „Bereit, Oberst?“
    Er blieb auf der anderen Seite des Ringes stehen. Sein Gesicht zeigte keinen Ausdruck, aber sein Brustkorb arbeitete. Er holte fünf identische Messer hervor und hielt sie in die Höhe.
    „Ich bin bereit, Kirst.“
    „Fangen wir also an.“
    Er hatte keine Chance, aber ich hatte auch nicht vor, ihm eine zu geben. Sein erstes Messer erwischte mich direkt unter dem Brustknochen und prallte rechts ab. Ich warf ihm ein Lächeln zu und schleuderte eines meiner eigenen Messer. Es verfehlte ihn um einige Zentimeter, prallte von einem Stein ab und schlitterte zehn Meter den Hang hinunter.
    Ehrenhaftigkeit ist schön, wenn man sie sich leisten kann. Für einen Taktiker ist Ehrenhaftigkeit eine Waffe, die man entweder verwendet oder verwirft, von Fall zu Fall verschieden. Sein Ehrgefühl hatte Shagata dazu bewogen, mir in den Kele -Ring zu folgen, und raubte seinem Körper jetzt den Sauerstoff.
    Er machte es mir jedoch nicht leicht. Sein zweites Messer traf mich über dem Herzen, schlitzte das Hemd auf und durchpflügte den Gefechtspanzer, den ich darunter trug – eine Panzerung, die ich aus seinem eigenen Vorrat gestohlen hatte. Ich grinste weiter, berührte das winzige Ventil an meiner Kehle und steigerte den Sauerstofffluß, der über mein Gesicht strich. Ich hatte die Sache die Nacht zuvor vorbereitet und eines der Notgeräte in der Medizinstation zerlegt.
    Ich fehlte auch beim zweiten Wurf und sah, wie Shagata einen Hustenanfall erlitt. Er richtete sich schließlich auf, die Bewegungen bleiern, der Körper in Schweiß gebadet.
    „Zum Teufel mit Ihnen, Kirst!“ Er tat einen winzigen Schritt nach vorn, hob den Arm in die Höhe und senkte ihn; das Messer verließ seinen Griff in einer blitzenden Kurve. Es traf mich im Arm im Fleisch, durchtrennte den Muskel, ging links hinaus. Ich grinste weiter, aber es kostete mich Mühe.
    Plötzlich bekam er wieder einen Hustenanfall. Diesmal richtete er sich nicht mehr auf. Ich sah zu, wie er fiel, wartete noch zwei Minuten, bemerkte, wie er sich wand. Sobald ich sicher war, daß es sich um keine Finte handelte, ging ich zu ihm hinüber und beugte mich nahe genug zu ihm, daß er ein paar Atemzüge reiner Luft schnappen konnte. Mit der Gewißheit, daß er es überleben würde, warf ich ihn mir über den Rücken und ging den Hang hinunter.
     
    Wir warteten mit brennendem Hals. Die Nachmittagshitze, die selbst durch das Blasenfeld hindurch zunahm, trieb die Gase zu Boden und löste Konvektionsströme aus.
    Ich blickte auf meine Uhr. Im besten Fall hatten wir vielleicht noch eine Stunde.
    Als ob sie meine Gedanken lesen würde, verließ Noriko den leichten Schutz, den ihr eine Krümmung in dem seichten Graben bot. Sie setzte sich neben mir nieder und warf mir einen langen, forschenden Blick zu.
    „Was ist, wenn Cirlos nicht zurückkommt? Was, wenn er nicht zurückkommen kann !“
    Ich schnitt eine Grimasse, die als Grinsen gelten konnte. „Ich habe vergessen, ihn um eine Garantie zu bitten.“
    Wir warteten, und draußen warteten die Syms ebenfalls. Früher oder später, auf die eine oder andere Art, würden wir hinausgehen und uns ihnen stellen müssen. Es

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