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Analog 04

Analog 04

Titel: Analog 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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mehr haben?“ fragte Martina.
    „Die Toten hatten keine Kinder.“
    „Aber wieso hindert das die Pflanzen daran, ihre eigenen Kinder zu haben?“
    „Sie haben jetzt keine Jinrah-Brüder mehr, die ihren Samen zu den Frauen ihrer Art tragen.“
    „Gibt es denn sonst keine Möglichkeit, wie sie Schößlinge bekommen können? Können nicht wilde Tiere oder der Wind ihre Samen tragen?“
    Seine Hand beschrieb eine verneinende Geste. „Andere Pflanzen brauchen den Wind und die Tiere, die Heiligen brauchen die Jinrah.“
    Handbestäubung, Zucht, dachte sie. „Können sich die anderen Jinrah denn nicht um diese Pflanzen kümmern?“
    Diesmal war seine verneinende Geste noch entschiedener. „Von der Geburt bis zum Tod hat jeder immer nur einen heiligen Bruder oder eine heilige Schwester. So ist es immer gewesen, und anders wird es niemals sein.“
    Regeln, dachte sie. Jede Gesellschaft hat ihre eigenen unumstößlichen Regeln.
    Als Martina zur Station zurückkehrte, stieß sie auf den Häuptling und seine Mitgatten, die vor der Eingangstür auf sie warteten.
    „Der Häuptling hat eine Bitte an die Besucher aus dem Himmel“, sagte er.
    Sie sah ihn abwartend an.
    „Es war niemand von den Jinrah, der die heiligen Brüder der Gestorbenen verstümmelt hat“, erklärte er. „Daher müssen die Jinrah fragen, wer von den Besuchern aus dem Himmel dies getan hat.“
    Martina stand reglos vor ihm. „Wieso denken die Jinrah, daß ein Besucher aus dem Himmel gegen das Tabu verstoßen hat? Es könnte doch ein wildes Tier in den Hain eingedrungen sein.“
    Der Häuptling winkte ab. „Dagegen pflanzen wir einen Ring aus übelriechenden Büschen um die Haine, doch wir haben festgestellt, daß die Besucher aus dem Himmel den Geruch gar nicht bemerken.“
    Martina versuchte sich zu besinnen, ob sie etwas Ungewöhnliches gerochen hatte, wenn sie zwischen den Büschen stand. Nein, da war nur die schwere Feuchtigkeit der Luft, der Geruch von durchtränkter Erde und wachsenden Dingen und schließlich die schwache Ausdünstung der Jinrah selbst. „Vielleicht hat der Regen sie beschädigt?“
    Der Häuptling verneinte erneut. „Der Regen bringt den Heiligen keinen Schaden.“
    „Ja, kann er denn nicht die Blätter zerfetzen oder abschlagen?“
    „Das ist kein Schaden“, sagte der Häuptling.
    „Nein? Was ist ein Schaden?“
    „Schaden entsteht nur durch die Berührung durch falsches Fleisch.“
    „Mag es sein, daß der Häuptling und der Besucher von den Sternen nicht von der gleichen Art Schaden sprechen?“
    „Es gibt nur eine Art Schaden. Zwei Jinrah sind tot, und ihre Heiligen werden gleichfalls sterben. Einen anderen Schaden gibt es nicht. Frage nach, unter deinen Leuten. Der Täter soll sich zu erkennen geben und seine Strafe empfangen. Die Jinrah warten.“
    Sie zögerte. Sie wollte andeuten, daß ein Feind die Jinrah auf diese Art hatte verletzen wollen, aber sie durfte es nicht riskieren, einen Stammeskrieg zu stiften.
    „Was wird es für eine Strafe sein?“ fragte sie schließlich.
    „Der Tabuschänder wird mit Steinen beschwert und in einen Fluß geworfen.“
    „Eine sehr schwere Strafe“, sagte sie leise.
    „Zwei Jinrah sind tot“, entgegnete der Häuptling.
    „Und wenn die Besucher aus dem Himmel nicht ermitteln können, wer der Täter ist?“
    „Dann sind die Besucher aus dem Himmel das Vertrauen der Jinrah nicht wert. Sie müssen fort von hier und dürfen niemals zurückkehren.“
    Mit einer zustimmenden Geste sagte Martina: „Dieser Besucher wird die anderen fragen.“
    Die gekühlte Luft traf sie wie ein Wasserguß, und sie begann zu frösteln. Jack war im Biologielabor, und als er sie erblickte, winkte er sie aufgeregt mit der Hand heran.
    „Das ist phänomenal“, sagte er. „In dem Pflanzenmaterial habe ich Jinrah-Proteine entdeckt.“ Er breitete mehrere Fotografien auf dem Tisch aus, wies auf Formen und Farben. „Die Pflanzen nehmen sie wahrscheinlich während des Meditationsrituals von den Jinrah auf. Die tierischen Proteine werden völlig unverändert in die Struktur der Pflanzen eingebaut!“ Er fuchtelte ihr mit den Fotografien vor dem Gesicht herum. „Vielleicht funktioniert der Prozeß auch anders herum. Du hast immer gesagt, daß sie die Pflanzen nicht essen; sie rauchen sie nicht, und sie schnupfen sie nicht. Doch irgendwie gelangen die Proteine in ihren Speichel, vielleicht nehmen sie sie direkt durch die Haut auf und verarbeiten sie so, wie sie sind. Vermutlich findet man sie

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