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Analog 05

Analog 05

Titel: Analog 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Alpers , Hans Joachim (Hrsg.) Alpers
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sie sprach mich lautlos an. Ich schaltete das Funkgerät mit dem Kinn auf die allgemein gebräuchlichen Kanäle.
    „… ‚tun Sie uns nichts. Bitte tun Sie uns nichts.“ So klang es immer wieder aus meinem Kopfhörer. Die Stimme war ein angenehmer Sopran, wurde aber durch die Panik, die sie belastete, verhärtet.
    Sie sprach in der Dalgirisprache.
    „Keine Angst, bei uns sind Sie sicher“, antwortete ich in der gleichen Sprache.
    Ich ging langsam vorwärts und hielt meine Hände deutlich sichtbar, bis ich die andere Gestalt näher untersuchen konnte. Der Mann war von der gleichen Rasse und bewußtlos. Ein dünner Faden von Blut lief aus seinem Mundwinkel und verschwand in einem spärlichen schwarzen Bart.
    Die Frau sagte etwas, das ich nicht ganz verstand. Sie sprach noch immer in der Sprache der Fast-Menschen, aber ein Akzent, den ich nicht erkannte, belastete die Worte.
    Ich streckte eine Hand aus, um sie durch das dicke Material ihres Raumanzugs auf die Schulter zu klopfen, in der Hoffnung, daß diese Geste in ihrer Zeitlinie als ebenso beruhigend galt wie in meiner.
    „Wir werden Ihnen nichts tun“, sagte ich noch einmal in Dalgiri. Ich formulierte die Worte langsam und sorgfältig, um ein Mißverständnis zu vermeiden.
    Sie lächelte und enthüllte damit vollkommen geformte, perlweiße Zähne, die scharf mit ihrer Haut und ihren Haaren kontrastierten.
    „Danke“, sagte sie einfach.
    „Wie heißen Sie?“
    „Felira Transtas vom Rossa-Clan.“
    „Freut mich, Sie kennenzulernen, Felira. Ich heiße Duncan MacElroy. Wer ist das?“ Dieses Mal gestikulierte ic h zu dem Mann hin.
    „Mein Bruder, Graf Transtas. Er ist bei unserem Kampf mit den Vecka verletzt worden. Helfen Sie ihm bitte!“
    Ich hatte keine Ahnung, was Vecka bedeutete, aber die Art, wie sie das Wort aussprach, verriet mir, daß man es bei einem feierlichen Mahl nicht oft zu hören bekommen würde.
    „Ist da drinnen alles in Ordnung?“ rief Jana vom Höhleneingang her.
    „Alles klar. Ruf einen Gleiter herbei.“
    Sie tat das, bevor sie ihren Strahler wegsteckte und hereinkam . Wir stellten den Verwundeten zusammen auf die Füße, und ich hob ihn nach Art der Feuerwehrleute auf meine Schulter – nicht leicht in einem Raumanzug, auch wenn der Verletzte nur ungefähr fünfzig Pfund wog. Ich hoffte, daß ich ihn mit meiner Behandlung nicht noch mehr verletzt hatte, aber wir mußten ihn zu dem Kraterboden schaffen, wo die Fähre landen konnte.
    Drei Gleiter senkten sich von ihrer Wachposition an der Kraterwand herab. Zu dem Rest der Suchmannschaft gehörte unter anderen Zela Bar aus der Varnoth-Zeitlinie, der medizinische Offizier der Basis. Er beugte sich über den Verletzten und untersuchte durch den Sichtschirm in seinem Helm den Zustand des Mannes.
    „Schock“, sagte er grimmig, als er sich aufrichtete. „Wahrscheinlich innere Blutungen. Die Fähre sollte besser schnell herkommen, wenn wir ihn noch retten wollen. Ich erkenne seinen Gesichtsschnitt nicht. Er muß von einer Rasse stammen, die wir bisher noch nicht kennengelernt haben.“
    „Menschen sind es doch, oder?“
    „Seien Sie nicht albern. Wenn man die anderen Abweichungen von der Talador-Norm bedenkt – Ihre eigenen Leute zum Beispiel –, sind die beiden hier so menschlich wie wir alle.“
     
    Eine Stunde später – vier Bora, wie in der Wache die Linearzeit gemessen wird – senkte sich eine Rettungsfähre zu einer Landung neben dem zerstörten Dalgiri-Fahrzeug herab. Während Zela Bar den Transport des Verletzten überwachte, erklärte ich der Frau, daß sie den Arzt und ihren Bruder begleiten würde.
    „Kommen Sie nicht auch mit, Duncan?“
    „Ich muß hierbleiben und den anderen helfen“, sagte ich. „Gehen Sie nur mit, es wird Ihnen nichts geschehen.“
    Sekunden später war sie die Rampe hochgestiegen, und die Fähre hob sich auf ihren Hub- und Triebwerken und flog nach Norden.
    „Sie ist schön, nicht wahr?“ sagte eine Stimme in meinem Kopfhörer. Ich drehte mich um und fand Jana, die in einer Entfernung von einem Dutzend Metern mit einem rätselhaften Ausdruck in ihrem Gesicht dastand.
    „Wer?“ fragte ich.
    Jana lachte leise. „Wer schon? Unsere kleine Schiffbrüchige, wer sonst.“
    „Ja“, stimmte ich ihr zu und nickte. „Das ist sie.“

 
4
 
    Wir benötigten für den Rückflug zur Anaxagoras-Basis die gleichen zwei Stunden wie für den Hinflug. Als der große Krater am Horizont auftauchte, war ich mehr als bereit, den übelriechenden Ballon,

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