Analog 05
seit anderthalb Jahren jede Stunde, die ich wach war, dafür benutzt, um mich auf unsere Expedition in die Dalgiri-Zeit vorzubereiten. Es war eine harte, schwere Arbeit, aber endlich bin ich langsam einigermaßen soweit. Und was passiert? Sie machen einen Spaziergang, und die Lösung für das Problem fällt Ihnen in den Schoß.“
„Ich verstehe Sie nicht.“
„Erinnern Sie sich noch an eine bestimmte junge Dame von unbekannter Herkunft, die Sie vor zehn Tagen auf Ihrem Mond getroffen haben? Sie gehört zufällig der Rasse an, die den Teleportationsgenerator erfunden hat.“
„Sie meinen Felira?“
„Ja, ich meine Felira. Wie schaffen Sie das nur? Wieso sind Sie immer zur richtigen Zeit am richtigen Platz?“
Ich zuckte die Achseln. „Ich habe wahrscheinlich einfach Glück. Wie geht es ihrem Bruder?“
Dal seufzte. „Ich fürchte, er hat es nicht geschafft. Der medizinische Bericht spricht von schweren inneren Verletzungen.“
„So ein Pech. Das muß sie schwer getroffen haben.“
„Mich hat es noch schwerer getroffen. Diese verdammten Ärzte haben sie fast fünf Tage lang unter Beruhigungsmittel gesetzt. Ich habe erst vor drei Tagen von ihrer Existenz erfahren.“
„Was ist nun also angesagt?“ fragte ich. Plötzlich freute ich mich über die Aussicht, Felira wiederzusehen.
„Nur Geduld, das wird alles zur rechten Zeit erklärt werden. Ich habe für eine Einweisung für Sie gesorgt, weil ich zur Zeit ein wenig beschäftigt bin. Ihre Felira hat Löcher in meine Pläne gebrannt, und ich stehe mitten in der Umstellung dieser Pläne.“
„Sie ist nicht meine Felira“, sagte ich.
In Dals Gesicht trat jener rätselhafte Ausdruck, der bedeutet, daß er etwas weiß, was mir unbekannt ist, und sich darüber zu sehr freut, um mir das Geheimnis anzuvertrauen.
„Das glauben Sie vielleicht“, sagte er lachend.
Der Konferenzraum war leer bis auf Dal Corst, mich selbst und eine kleine, stämmige Frau mit einem fleckigen, roten Gesicht und einem komplexen Muster von Rillen, die in ihr Haar geschnitten waren. Sie war mir als Soufilcar Jouniel vorgestellt worden und war als Stabsverbindungsoffizier für die Befragung von Felira Transtas verantwortlich.
„Fil wird Sie einweisen, Duncan. Ich muß los“, sagte Dal. „Hier sind einfach zu viele verdammte Details zu bewältigen.“
Damit war er verschwunden. Ich wandte mich der Frau zu. „Ich bin soweit. Es kann losgehen, Akademieangehörige.“
Jouniel drückte auf einen Kontakt an dem Lesepult vor ihr, und die Lichter wurden dunkler. Ein Holoschirm erwachte zum Leben und zeigte ein lebensgroßes Bild von Feliras Gesicht. Sie war entweder betäubt, oder sie schlief friedlich.
„Wachkommandeur Corst dachte, es sei am besten, wenn Sie sich die wesentlichen Teile unseres Interviews mit der Frau ansehen, Wächter. Weil der Verlust ihres Verwandten für sie ein traumatisches Erlebnis war, ist die Befragung meistens unter Narkoquiz durchgeführt worden.“ Damit drückte sie auf einen weiteren Knopf auf ihrem Lesepult, und das Gesicht in dem Kubus erwachte zum Leben. Jouniels Stimme fragte im Off Felira nach ihrem Namen.
„Felira Rossif Bax Adelphia Transtas, zweite Tochter von Grafftar Bax Transtas, Erbgesetzgeber von Transtas Sept, Clan Rossa.“ Ihre Augen blieben geschlossen, aber ihre Stimme war laut und deutlich.
Jouniel drückte auf einen Knopf, und die Szene fror wieder ein. „Achten Sie auf die ritualisierte Genealogie und die Betonung der Familie, Wächter. Es handelt sich hier um eine modifizierte Clan-Gesellschaft mit einer starken Familienverbindung.“ Sie setzte die Aufzeichnung in dem Kubus wieder in Gang.
Es war ein neuer Schauplatz. Felira lag auf dem gleichen gepolsterten Tisch, während Jouniel von der Kamera nicht erfaßt wurde. Der Unterschied lag in der Veränderung des Blickwinkels der Kamera, der größer geworden war, so daß jetzt Feliras nackte Schultern bis zu der beginnenden Rundung ihrer Brüste zu sehen waren. Das Bild zeigte nicht besonders viel, nicht mehr als Hunderte von Reklamesendungen für Parfüm oder Haarspray, die ich zu Hause gesehen hatte. Trotzdem schlug mein Herz schneller.
Jouniel fragte nach den Vecka, und Felira wälzte sich im Schlaf unruhig hin und her. Als ihre Stimme dann endlich kam, hatte sie eine eigenartige Qualität, und es wurde schnell deutlich, daß wir hier eine epische Sage über die Geschichte ihres Volkes hörten.
Einst (so begann die Sage) waren die Syllsintaag eine stolze und
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