Analog 2
Unruhe und Disharmonie. Er macht die gute Nachbarschaft zunichte.“ Er sah zum Angeklagten hinüber. „Nichts Persönliches, Mr. Miller. Aber so ist das nun mal. Tut mir leid.“ Er stand auf.
„Einen Augenblick, Euer Ehren“, sagte Quentin Thomas. „Dürfte ich ein paar Fragen stellen?“
„Was meinen Sie damit?“
„Ich würde Sie auch noch gerne vernehmen.“
„Ach so. Nun gut, aber vergeuden Sie nicht zuviel Zeit.“
„Ich werde versuchen, mich kurz zu fassen. Sie sagen, dieser Ort ‚gehört’ Ihnen. Haben Sie einen Vertrag, in dem Ihre Besitzansprüche festgesetzt sind?“
„Nein, natürlich nicht.“
„Haben Sie irgendein Anrecht auf den Titel des Herrschers hier?“
„Nichts Schriftliches.“
„Wer war der vorherige Besitzer?“
„Irrelevant.“
„Wer wählt Ihre Pächter aus?“
„Sie und ich. Wir haben ein Übereinkommen.“
„Angenommen, Sie haben bei dieser Verhandlung Erfolg, wie würden Sie Mr. Miller hinausschaffen?“
„Da habe ich meine Methoden. Sie würden sie wahrscheinlich für merkwürdig halten – daher möchte ich mich augenblicklich nicht darüber auslassen.“
„Keine weiteren Fragen“, sagte Quentin Thomas. Er setzte sich.
Richter-Zeuge Jones stand auf und schritt vom Zeugenstand in den Gerichtssaal. „Ich habe noch einen weiteren Zeugen.“ Seine Robe wechselte von blau nach grün. „Ich bin jetzt der Staatsanwalt. Als Zeugen der Anklage rufe ich Mr. Cauchon.“
Ein Mann in verblichenem Baumwolldrillich und mit steifem Hut materialisierte im Zeugenstand.
„Name, Aufenthaltsort, Beruf“, sagte Richter-Staatsanwalt Jones.
„Pierre Cauchon, hier, Chefingenieur des Heizungswesens.“
„Sind Sie vertraut mit der Maschine des Angeklagten, diesem H-TEK?“
„Ja, Sir.“
„Würden Sie vorhersehen, Mr. Cauchon, daß Terra bald mit der Massenherstellung solcher Maschinen beginnt?“
Quentin Thomas sprang auf. „Einspruch! Das ist eine beeinflussende Frage! Sie drängen den Zeugen zu der Antwort, die Sie hören wollen!“
Richter-Staatsanwalt Jones lächelte sanft. „Ich weiß. Er arbeitet für mich.“ Er wandte sich wieder an den Zeugen. „Ihre Antwort, Mr. Cauchon?“
„Wenn niemand etwas dagegen unternimmt“, antwortete Mr. Cauchon, „dann werden diese Motoren bald die Hauptenergiequelle auf Terra sein.“
„Und wenn das geschieht, was für einen Effekt wird das hier haben?“ fragte der Richter-Staatsanwalt.
„Hier werden wir einen ungeheuren und andauernden Hitzeschwund bekommen. Die lokalen Temperaturen werden mit einer geschätzten Rate von etwa einem halben Grad Fahrenheit jährlich fallen. In einigen Jahrhunderten werden wir dann eine Temperaturni vellierung bei etwa achtzig bis fünfundachtzig Grad Fahrenheit haben, was in etwa einem milden Sommertag auf der Erde entspricht.“
„Keine weiteren Fragen.“ Der Richter-Staatsanwalt trat beiseite. „Ihr Zeuge, Mr. Thomas.“
Der Anwalt erhob sich. „Mr. Cauchon, was qualifiziert Sie als Chefingenieur des Heizungswesens? Bitte nennen Sie uns Ihre Referenzen.“
„Selbstverständlich, Mr. Thomas. Früher war ich Bischof von Beauvais. In dieser Funktion erwarb ich mir beachtenswerte Kenntnisse in der Kunst des Heizens und Verbrennens.“ Er faltete mit einer Geste unverhohlenen Stolzes die Arme über der Brust. „Im Jahre 1431 verbrannte ich Jeanne d’Arc.“
„Danke, Euer Ehrwürden. Keine weiteren Fragen mehr.“
„Sie können sich entfernen, Bischof“, sagte der Richter-Staatsanwalt. Nachdem der Geistliche verschwunden war, sagte die grüngekleidete Gestalt: „Ich rufe den Angeklagten, Mr. Carlton Miller.“
Der Erfinder sah seinen Anwalt nervös an. „Muß ich wirklich aussagen?“
„Ich fürchte, ja. Beantworte Jones’ Fragen so gut du kannst.“
„Na gut, wenn du meinst.“ Miller stand auf und trat in den Zeugenstand.
„Nennen Sie Ihren Namen, Aufenthaltsort und Ihren Beruf“, verlangte Richter-Staatsanwalt Jones.
„Carlton Miller. Ich lebe hier, wie auch immer Sie es nennen wollen. Erfinder.“
„Hat Sie jemand hierher eingeladen?“
„Nein.“
„Wie sind Sie hergekommen?“
„Ich schritt durch den Hitzerahmen meiner Energiemaschine, und da war ich. Oder bin ich.“
„Sie schritten vorsätzlich hindurch?“
„Ja, aber ich wußte nicht, wo …“
„Streichen Sie alles nach Ja’ als unwesentlich.“ Die grüngekleidete Gestalt dachte einen Augenblick nach, dann fuhr sie fort: „Gehört Ihnen dieser Ort, Mr. Miller?“
„Nein,
Weitere Kostenlose Bücher