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Analog 2

Analog 2

Titel: Analog 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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hinausgeht.“
    „Er hat nicht das Gefühl, daß Mr. Higgins’ Anwesenheit seine Einsamkeit lindert?“
    „Nein, Euer Ehren, ganz im Gegenteil.“
    Richter Jones blickte über den goldenen Rand seiner Brille. Schließlich verharrte er bei einem der Dokumente. „Ich muß Ihnen mitteilen, Mr. Thomas, daß wir die Anwesenheit Mr. Millers hier bereits sehr sorgfältig überdacht haben, natürlich ex parte . Bisher konnten Sie nichts Neues vorbringen, das nicht bereits in den Aufzeichnungen zu finden wäre. Kurz gesagt, sein Dossier enthält eine Ausbürgerung, und ich sehe keinen Grund, weshalb wir ihn nicht augenblicklich hinauswerfen sollten.“
    „Wenn Euer Ehren gestatten“, sagte Quentin Thomas höflich, „bin ich der Meinung, Euer Ehren übersehen dabei einige grundlegende Gesetzespunkte.“
    „Oh, in der Tat, Mr. Thomas? Wollen Sie dann bitte damit fortfahren, das Hohe Gericht zu erleuchten?“
    „Nicht erleuchten , Euer Ehren, sagen wir lieber, ich werde mich bemühen, die Erinnerung des Gerichts etwas aufzufrischen.“
    Der scharfkantige Mund öffnete sich zu einem Gähnen. „Wie auch immer, Mr. Thomas, bitte fahren Sie fort.“
    „Zunächst einmal kann eine Ausbürgerung nur vom tatsächlichen Besitzer des in Frage stehenden Territoriums gefordert werden. Ich wage darauf hinzuweisen, Euer Ehren, daß in den Aufzeichnungen nichts darüber zu lesen steht, wer der tatsächliche Besitzer des Meeres ufers ist oder daß dieses Verfahren von ihm angestrebt wurde. Wollen Euer Ehren das bitte als Tatsache zur Kenntnis nehmen?“
    Richter Jones blinzelte dem Anwalt zu. Die Goldrandbrille de- und rematerialisierte ein paarmal. Die Flammen in seinen Augen loderten auf, erloschen dann aber wieder, als er die Dokumente vor sich durchblätterte.
    „Euer Ehren …?“ beharrte Thomas.
    „Ja, ich vermute, Sie haben recht, sowohl was das Gesetz wie auch was die Fakten anbelangt. Vielen Dank, daß Sie mir das wieder ins Gedächtnis riefen.“ Er klopfte mit seinem Hammer auf den Tisch. „Ich rufe jetzt den ersten Zeugen auf, nämlich mich selbst.“ Er schritt gemächlich vom Richterstuhl in den Zeugenstand. Die schwarze Richterrobe wurde blau.
    „Euer Ehren!“ protestierte Quentin Thomas. „Ich muß Einspruch erheben.“
    „Tatsächlich, Mr. Thomas? Weswegen?“
    „In erster Linie, weil ich noch nicht mit meinem Eröffnungsplädoyer fertig war. Zum zweiten, weil eine solche Anhörung auf der Basis bereits existierender Dokumente durchgeführt werden muß. Neue Aspekte dürfen nicht willkürlich eingeführt werden. Und schließlich kann kein Richter in einem Fall gleichzeitig Zeuge sein!“
    „Abgelehnt“, widersprach Richter Jones milde. „Im Verlauf dieses Verfahrens werden Sie verschiedene Unterschiede zwischen unserer Gerichtsbarkeit und der in Ihrem Heimatland finden.
    In Ihren Gerichten hat man gern viele Handelnde, eine verwirrende Parade von Anwälten und Zeugen, wie dramatis personae in einem Schauspiel. Die armen Betroffenen werden durch derartig viele Gesichter doch sicher verwirrt und haben bestimmt Schwierigkeiten, so viele Charaktere auseinanderzuhalten. Unsere Prozedur hier ist dagegen einfacher: Ein Gesicht für alle Rollen. Der Verteidiger muß sich nicht andauernd fragen: ‚Wer ist denn das nun schon wieder?’ Diesen geistigen Streß ersparen wir ihm. Er wird immer wissen, daß ich es bin.“
    „Sehr aufmerksam“, murmelte Quentin Thomas.
    „Wir sind froh, daß Sie mit uns übereinstimmen. Darf ich jetzt mit meiner Aussage fortfahren?“
    Der Anwalt setzte sich achselzuckend. Schließlich bedeutete das nichts. Nichts war real. Mit einer Ausnahme: Für seine Klienten war alles verdammt real, und er hatte zugestimmt, seinen Fall mit all seinem handwerklichen Geschick zu vertreten.
    „Da dies nun aus der Welt geschafft ist“, fuhr Richter Jones fort, „wollen wir einige Tatsachen für die Aufzeichnungen festhalten. Dieser Ort gehört mir. Ich erhebe Besitzanspruch. Ich habe ihn Mr. Miller niemals überlassen. Er kam sozusagen durch das Hintertürchen hereingeschlichen. Das sind die Hintergrundfakten.“ Er rutschte in seinem Stuhl hin und her. „Aber das Allerschlimmste ist, daß Mr. Miller die nötigen persönlichen Qualifizierungen für eine dauernde Anwesenheit hier fehlen. Sein sogenanntes Verbrechen ist im Grunde genommen gar keines. Er hat lediglich Haus und Herd verteidigt. Er paßt nicht zur restlichen Gruppe. Er stellt gewissermaßen eine dissonante Note dar. Er erzeugt

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