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Analog 4

Analog 4

Titel: Analog 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Vorstellung ist verrückt!“
    Eine Tür schwirrte in der Mitte des Korridors auf.
    Schwester Rohmer trat heraus und band die Jacke eines frischen Med-Anzugs zu. „Du siehst wirklich schlecht aus, du armer Junge. Ich fange an zu denken, daß du niemals durchkommen wirst“, sagte sie, als sie auf ihn zuschritt. „Wir werden sehen müssen, was wir für dich tun können.“

 
Phyllis Eisenstein
Tabu
     
    „Für mich sehen sie immer noch alle gleich aus“, sagte der Kapitän. Er war ein hochgewachsener Mann und hielt sich so gerade, als hätte er einen Besenstiel verschluckt. Den Schweiß, der ihm in Bächen die Wangen herunterrann, ignorierte er. Seine makellose Uniform hing ihm schlaff am Leib. Die lastende Hitze des Zentralgestirns, das die Eingeborenen das „Tageslicht“ nannten, tat ihre Wirkung.
    „Sie kommen eben nicht oft genug hierher“, sagte Martina.
    „Ich war schon viel zu oft hier“, erwiderte der Kapitän.
    Sie betrachtete ihn mit einer Mischung aus Mitleid und Verärgerung. Er stammte aus einem gemäßigten Klima und litt immens unter der subtropischen Hitze. Aber er weigerte sich, bei seinen regelmäßigen Besuchen in der Station auf seine Uniform und ein würdevolles Auftreten zu verzichten; es sollte nie in Vergessenheit geraten, daß er das Kommando hatte. Und weil er das Kommando hatte, bestanden die Eingeborenen jedesmal, wenn er kam, auf einer ausführlichen Empfangszeremonie, gerade so, wie sie einen Häuptling vom Nachbarstamm begrüßt hätten. Jetzt tanzten sie zum unregelmäßigen Rhythmus ihrer Trommeln; der rituelle Holzstoß war bereits entzündet und die rituelle Segnung abgeschlossen. Der Kapitän würde noch eine geraume Weile in seiner schweißverklebten Uniform ausharren müssen, bis er die Begrüßung offiziell erwidern und sich in die gekühlte Ruhe der Station zurückziehen konnte.
    Wie die anderen Mitglieder der Expeditionsgruppe ähnelte auch Martina Hopewell eher einem Urlauber als einem wissenschaftlichen Mitarbeiter der interstellaren Forschungsbehörde. Sie trug Shorts und eine dünne Bluse, ein durchsichtiger chemischer Sonnenschutzfilm schützte ihre nackten Arme und Beine. Auf dem Kopf trug sie einen breitkrempigen Hut, den Jack Evanson, der Chefbiologe, aus schilfähnlichen Pflanzen geflochten hatte. Der Kapitän würde einen solchen Hut niemals aufsetzen, daher hielt Martina einen Sonnenschirm aus Schilf über seinen Kopf. Gegen die Sonneneinstrahlung und einen Hitzschlag bot die Uniformmütze nur einen armseligen Schutz. Überhaupt war die Hitze auch im Schatten kaum zu ertragen. Selbst jetzt, mitten im Winter und an der Südspitze des südlichsten Kontinents, betrug die Durchschnittstemperatur immer noch gut vierzig Grad Celsius. Der Sonnenschirm erfüllte noch eine zweite Funktion – er hob Martina in der Achtung der Eingeborenen. Ihre haarigen Körper und tiefliegenden Augen waren für die Hitze unempfindlich. Sie betrachteten den Schirm als ein Zeichen der Häuptlingswürde, also mußte auch sein Träger eine bedeutende Person sein.
    Diese Achtung hatte es ihr ermöglicht, mit allen ins Gespräch zu kommen, sogar mit dem Häuptling, der sich durch ihr Interesse geehrt fühlte. Sie nahm nicht an, daß er sie weniger achten würde, wenn er herausfände, daß sie eine Frau war, doch bisher hatten die Eingeborenen den Unterschied zwischen menschlichen Frauen und Männern ohnehin noch nicht bemerkt. Den Grund hierfür sah Jack in der starken Unterschiedlichkeit, der ihre Geschlechter voneinander trennte: Die weiblichen Jinrah waren dichter behaart, ihre Körper und Gliedmaßen waren kürzer und gedrungener. Die Eingeborenenfrauen hielten sich von der Station fern. Für den Kapitän sahen die Teilnehmer an der Begrüßungszeremonie alle so gleich aus, weil es sich ausschließlich um Männer handelte.
    Die Tänzer ließen sich auf den Boden sinken, wobei sie dem menschlichen Besucher als Zeichen ihrer Unterwürfigkeit die Kehrseiten zuwandten. Nur der Häuptling blieb stehen und brachte so seine Gleichrangigkeit zum Ausdruck. Zum förmlichen Gruß hob er die Arme und spreizte die dreifingrigen Hände, womit er zu erkennen gab, daß er keine Waffen trug. Der Kapitän tat es ihm nach, und die Zeremonie war abgeschlossen.
    In der Station warteten die vier anderen Mitglieder der Forschungsgruppe im Halbkreis, während der Kapitän einen großen Wasserbecher in tiefen Zügen leerte und sich mit einem Tuch Gesicht und Nacken trocknete. Sie räkelten sich in ihren

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