Analog 5
seinem Mittelpunkt schwebte die bekannte Kegelkugel, die ich während der letzten beiden Jahre so oft angeschaut hatte. Hier und da schimmerten bräunlich-grüne Flecken durch die Wolken und lockerten die Szene auf.
Meine Inspektion der neuen Welt wurde von Dal Corsts Stimme unterbrochen, die aus dem Lautsprecher erklang.
„Ist Felira da?“
„Ich bin hier“, antwortete Felira.
„Wo liegt die Brolis-Basis von hier aus gesehen?“
„Ich bin nicht sicher, ich muß mich erst orientieren. Da ist Gassilrow, dort Sfarble, und fast genau in der Mitte des Schirms liegen die Rem-Inseln“, dachte sie laut. „Brolis liegt auf der anderen Seite des Planeten.“
„Sie und Duncan melden sich sofort bei mir. Ich rufe jetzt den Rest der Flotte zusammen, und wir schicken euch los, bevor wir uns verstecken. Jouniel, übergeben Sie das Kommando an Ihren Stellvertreter und melden Sie sich ebenfalls bei mir.“
„Wir sind schon unterwegs.“
9
Das Team zur Kontaktherstellung würde aus vier Mitgliedern bestehen, denn mindestens diese Anzahl von Leuten war für die Bewältigung der Aufgabe nötig, und zur gleichen Zeit würden sie eine reelle Chance haben, der Entdeckung zu entgehen. Die vier ausgewählten Leute waren Felira, Jouniel, ich selbst und Hral Ssaroth. Felira fiel dabei die Aufgabe zu, uns zu führen und die Verbindung mit den Clan-Führern herzustellen. Niemand erwartete von ihr, daß sie gegen die Interessen ihres Volkes verstoßen würde, aber sie machte deutlich, daß sie sich in unserer Schuld fühlte und daher auch unsere Interessen schützen würde. Jouniel hatte den Oberbefehl und war für die diplomatischen Verhandlungen zuständig. Hral Ssaroth war ihr Stellvertreter und bei Bedarf für die Sammlung wissenschaftlicher Daten verantwortlich.
Und ich? Meine Aufgabe war die Sicherung, und außerdem sollte ich meinen starken Rücken zur Verfügung stellen, wenn er gebraucht wurde. (Sieh mal, Mutti, ich bin stark wie ein Ochse und fast so schlau!)
Den Sprung von dem Mond von Syllsin hinunter zur Oberfläche machten wir in einer Kurierfähre, eines der zwanzig Meter langen Schiffe, die ich schon vorher benutzt hatte. Unsere Ankunft in feindlichem Gebiet wurde von dem üblichen Donnern der verdrängten Luft und einer sechshundertprozentigen Verstärkung des Schwerkraftfelds um uns herum begleitet, die uns den Magen verrenkte. Obwohl ich darauf vorbereitet gewesen war, mußte ich noch Minuten später nach Luft schnappen.
Wir materialisierten um Mitternacht in einem der größeren Wildnis-Areale. Als wir uns ziemlich sicher waren, daß unsere Ankunft unbemerkt geblieben war, verlor unser Pilot keine Zeit, sondern raste sofort auf Transtas-Burg zu, Feliras Heimatstadt.
Der vier Stunden lange Flug war der wildeste, den ich in meinem ganzen Leben erlebt habe. Der Pilot flog dicht über jeden Hügel und durch jedes Tal über einen ganzen Kontinent. Nach der ersten Stunde brauchte ich gar nicht mehr hinzusehen, um die blauen Flecken an den Stellen zu zählen, wo meine Sicherheitsgurte mir tief in Brust und Oberschenkel einschnitten. Mehr als einmal erwischte ich mich bei dem Wunsch, die Gleichungen der Teleportation würden den genauen Transport von einem Punkt zum anderen erlauben. Das ist unglücklicherweise nicht der Fall, und meine geschundene Haut entwickelte sich schnell zu einem Denkmal für die Unverletzlichkeit der physikalischen Gesetze.
Lange vor Tagesanbruch befanden wir uns in einem bewaldeten Gebiet neben einer Straße, die nach Transtas-Burg führte. Nachdem wir uns und unsere Ausrüstung ausgeladen hatten, stieg die Fähre bis in Höhe der Baumwipfel auf und verschwand lautlos in Richtung auf das nächste Meer. Die Mannschaft hatte Befehl, weit über das Meer hinauszufliegen, bevor sie zu der Flotte auf dem Mond zurücksprang. Wir glaubten nicht, daß die Vecka in der Lage waren, einen Teleportationssprung festzustellen, aber wir wollten kein Risiko eingehen, mit dem unsere Position verraten werden könnte.
Unsere Kleidung bestand in einer naturgetreuen Nachbildung von Syllsintaag-Jagdanzügen, wie uns Felira versicherte. Unsere Ausrüstung hatten wir vollständig in vier Rucksäcken verstaut, die die gleiche Farbe wie unsere grüne Tarnbekleidung hatten. Ssaroth und ich hatten doppelt so schwer zu tragen wie die Frauen (daher der Bedarf an starken Rücken). Wir waren bis auf Jagdmesser unbewaffnet.
Nachdem die Fähre abgeflogen war, warteten wir, bis es zum Sehen hell genug war, und
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