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Analog 5

Analog 5

Titel: Analog 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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setzten uns dann durch den dichten Wald in Richtung auf die Straße in Bewegung, die fünf Meilen entfernt war. Ich entdeckte schnell, daß zwei Jahre niedrige Gravitation und Schreibtischarbeit meine Ausdauer ruiniert hatten. Nach ungefähr einer Meile aber hatte ich mich daran gewöhnt und bekam wieder Luft. Ich begann, mich für meine Umgebung zu interessieren.
    Es wurde mir schnell deutlich, daß die Fauna und Flora von Syllsin gegen die Regel verstießen, daß Vegetation und Tierwelt dazu neigen, sich überall in der Parazeit mit kaum nennenswerten Variationen zu wiederholen. Wie der Mechanismus auch funktionieren mochte, der die Zeitlinien mit standardisierten Lebensformen ausstattete, hier schien er nicht zu funktionieren. Die Bäume waren hauptsächlich riesige Farne, die anders aussahen als alles, was ich bisher gesehen hatte. Auch die Tiere waren anders. Einmal erwischte ich einen kurzen Blick auf ein Tier, das wie ein riesiges Kaninchen aussah, und mein Eindruck von der Vogelwelt überzeugte mich, daß ich einen gefiederten Pterodaktylus gesehen hatte.
    Die Straße, die wir suchten, erwies sich als mehr oder weniger konventionelle Asphaltstraße. Wir gingen fast zwei Meilen neben ihr her, bis wir zu einem Metallkiosk ohne besondere Merkmale kamen. Felira ließ mit einem Seufzer ihren Rucksack auf den Boden gleiten und trat vor das Gebilde. Sie öffnete eine Klappe an seiner Seite und enthüllte einen Schirm.
    Offensichtlich war dieses merkwürdige Denkmal nichts anderes als eine Telefonzelle.
    Felira vollzog ein unbekanntes Ritual – das dem Wählen entsprach, wie ich annahm –, und einige Sekunden später erhellte sich der Schirm und zeigte einen bärtigen Mann.
    Nur Sekunden später liefen beiden an der Unterhaltung Beteiligten große Freudentränen die Wangen herunter, während sie sich in der Syllsintaag-Sprache unterhielten. Es dauerte nicht lange, bis der Schirm leer wurde und Felira sich umdrehte, um wieder zu uns zu kommen. Sie schlug vor, wir sollten uns in die Wälder zurückziehen. „Vater schickt Onkel Mors vorbei, der soll uns abholen“, sagte sie. „Wir sollen uns verstecken und auf ihn warten.“
    „Was haben Sie Ihrem Vater über uns erzählt?“ fragte Jouniel.
    „Nichts. Ich habe ihm gesagt, daß ich heimkomme und drei Freunde mitbringe, die mir geholfen haben.“
    Vierzig Minuten später hielt ein kleiner Schwebelaster – etwas Ähnliches wie ein Luftkissenfahrzeug, nur daß es von einem Kraftfeld getragen wird – bei der Telefonzelle an, und ein kleiner, gedrungener Mann stieg aus. Ich beobachtete ihn durch ein elektronisches Fernglas, während der Neuankömmling die umliegenden Wälder mit scharfen Augen musterte. Nach einer halben Minute hob er seine Finger an die Lippen und stieß einen scharfen, heulenden Pfiff aus.
    „Onkel Mors!“ rief Felira und rannte zu dem Mann neben dem Laster hinunter.
    „Wir warten besser ein paar Zentibora lang“, sagte ich zu Ssaroth. „Wir wollen doch nicht, daß unser Mann Sie irrtümlich für einen Veck hält.“
    „Richtig“, sagte Ssaroth. „Gehen Sie vor, ich warte auf Ihr Zeichen.“
    Jouniel und ich folgten Felira langsam. Wir wollten ihnen einen Augenblick unter sich für die Begrüßung lassen, und außerdem wollten wir einen wachsamen Blick auf die Umgebung werfen.
     
10
     
    Wir fuhren in dem hinteren Teil des Schwebelasters nach Transtas-Burg. Es handelte sich offensichtlich um ein Reparaturfahrzeug, denn in den verschiedenen Fächern an den schrägen Seitenwänden des Lasters lagen Werkzeuge und Ersatzteile. Eine genaue Untersuchung der ‚Ersatzteile’ hinterließ bei mir ein ungutes Gefühl. Es sah so aus, als sei die Wissenschaft in Syllsin auf breiter Front fortgeschritten, bevor die Vecka-Invasion stattgefunden hatte.
    Wie breit genau, das war eine Frage von sofortigem (und lebenswichtigem) Interesse.
    Die Maschine, die uns die Antwort liefern würde, lag ganz unten in meinem Rucksack in einer grauen Schachtel von der ungefähren Größe der Frühstücksbox eines Kindes. In diesen kleinen Raum war ein elektronisches Frettchen hineingepackt worden, das wahrscheinlich der fortschrittlichste Computer war, den die Konföderation je gebaut hatte. Das Frettchen war ein Informationsdieb, der dafür konstruiert war, in die großen Computernetze einzudringen, auf die sich jede Zivilisation in der Parazeit verließ.
    Als Dal mir das Gerät zum ersten Mal gezeigt hatte, hatte ich ihn ausgelacht.
    „Was denn, dieses mickrige

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