Anarchy in the UKR
entgegen, als wollten sie uns etwas wegnehmen, als wollten sie uns etwas überlassen.
Probier es ruhig, vielleicht gelingt es dir ja, sie an ihrem Schatten zu erkennen, am Geruch, an der Stille rings um dich her, die sie mit sich füllen, die ihnen völlig ausreicht, um die ganze Zeit in der Nähe zu sein, unbemerkt und unerkannt zu bleiben, vielleicht gelingt es dir ja, ihren Atem wahrzunehmen, der gerade jetzt, hör mal, wie das Atmen der Bäume, das Atmen der Kiefern klingt, so ruhig und gleichmäßig, ein bißchen wärmer vielleicht, das kommt von ihrer Stimme, davon, daß sie dir etwas sagen, etwas sehr Wichtiges, etwas, das du nur im Traum hören kannst oder in Aufnahmen, die du hörst, nur während der schwarzen Morgenstille, denn das, was sie sagen, ist eben Stille, wabernde, ungeteilte Stille, die im Inneren von ihren Stimmen erfüllt ist.
10. Linker Marsch.
Vergiß die Politik, lies keine Zeitung, hör kein Radio, schlag den Fernseher ein, stell ein Farbporträt von Mao oder Fidel hinein, laß dich nicht verarschen, geh nicht ins Netz, geh nicht wählen, sag nein zur Demokratie, geh nicht auf Demos, tritt keiner Partei bei, verkauf deine Stimme nicht den Sozialdemokraten, beteilige dich nicht an der Diskussion über das Parlament, sag nicht »Mein Präsident«, unterstütze nicht die Rechten, unterschreib keine Petitionen an den Präsidenten – das ist nicht dein Präsident, wink nicht dem Gouverneur, wenn du ihn auf der Straße siehst, du wirst ihn sowieso nie auf der Straße sehen, geh nicht auf Kandidatenpartys, du hast keinen Kandidaten, vergiß die Gewerkschaften – sie nutzen dich aus, sag nein zur nationalen Wiedergeburt, dich hängen sie als ersten auf, du bist ihr Feind, ihr Jude, ihr Schwuler, du bist ihr Faschist und Bolschewist, du störst ihren Politbetrieb, störst ihre Absprachen, ihre frisierten Fernsehratings, du störst sie dabei, dich zu verarschen, das Internet zu kontrollieren, Wahlkämpfe zu gewinnen, die Demokratie aufzubauen, Kundgebungen zu veranstalten, das Parteileben zu ordnen, die Sozialdemokraten zu bekämpfen, Gesetze zu blockieren, den Volkspräsidenten an die Macht zu bringen – ein Volk braucht einen Volkspräsidenten! sich mit den Rechten zu einigen, eine Petition an den Präsidenten, an den Volkspräsidenten, auf den Weg zu bringen, den Gouverneur an den Eiern zu packen – ihn auf die Straße zu zerren, vors Volk, an den wichtigen Stellen die eigenen Kandidaten durchzubringen und das eigene Netzwerk aufzubauen! die Gewerkschaften zu untergraben – eh, du Schwein, warum traust du den Gewerkschaften nicht?! der nationalen Wiedergeburt Aufwind zu geben – an den Laternen vor der Oper die Feinde aufzuhängen, allen voran die Juden, dann die Schwulen, vielleicht auch die Faschisten und die Bolschewisten, die meisten sind sowieso Juden und Schwule, und endlich eine normale Jugend heranzuziehen, die sie an die Macht bringt und in Ruhe läßt, in einem ruhigen Land, wo Politik, Zeitung und Radio allen am Arsch vorbeigehen, wo keiner mehr Mao und Fidel kennt, keiner mehr Bock hat, ins Netz zu gehen, wählen zu gehen, diese schwachsinnige Demokratie zu unterstützen, auf Demos zu gehen, einer Partei beizutreten, nicht mal Bock, die eigene Stimme an die Sozialdemokraten zu verkaufen, ganz zu schweigen von der Diskussion über das Parlament, ganz zu schweigen vom Präsidenten – hast du überhaupt einen Präsidenten? Ganz zu schweigen von den Rechten und den Petitionen – du brauchst keine Petitionen, du brauchst keinen Gouverneur, du kennst deinen Kandidaten nicht, es ist dir schnurz, in welcher Gewerkschaft du bist – Hauptsache, die Gewerkschaft bezahlt; ganz zu schweigen von der nationalen Wiedergeburt – deinen Nachbarn haben sie als ersten aufgehängt, jetzt bist du dran.
Die Politik ist käuflich, Zeitungen und Radio sind käuflich, die Glotze – die Wahrheit über die Glotze kennst du selbst! Mao ist tot, Fidel ist tot, laß dich nicht verarschen! Das Netz wird kontrolliert, die Wahlen sind käuflich, die Demokratie ist tot, das Parlament käuflich, der Präsident käuflich – du hast überhaupt keinen Präsidenten! die Rechten sind käuflich – es gibt hier keine normalen Rechten! die Petitionen sind gekauft, der Gouverneur käuflich, dein Kandidat käuflich – weißt du, an wen sich dein Kandidat verkauft hat? die Gewerkschaften sind käuflich, alle Gewerkschaften sind käuflich, seit langem und ohne Ausnahme, alle Gewerkschaftsbosse sind seit langem
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