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Anarchy in the UKR

Anarchy in the UKR

Titel: Anarchy in the UKR Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serhij Zhadan
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gekauft oder tot! eine nationale Wiedergeburt gibt es nicht! die wollen dich nur aufhängen! sie müssen dich aufhängen! an der Laterne vor der Oper aufknüpfen! dir die Schlinge um den Hals legen und den alten Bürokratensessel unter den Füßen wegziehen! daß es jeder sieht! daß keiner an deinem schutzlosen Leib vorbei kann! daß alle beobachten können, wie du im frischen Augustwind baumelst! das ist das einzige, was sie im Kopf haben, diese Verräter! Verräter! sie denken an dich! sie denken nur an dich! denk nicht an Politik, in der Zeitung – alles Verräter! im Radio – Verräter! im Fernsehen – Verräter! Mao – ein Verräter, Fidel ein verdammter Verräter! im Netz – nur Schwule und Verräter! bei den Wahlen – Verräter! Die Demokratie spitzelt, das Parlament spitzelt! der Präsident – ein Verräter, das ist nicht dein Präsident! die Rechten, der Gouverneur, der Kandidat – Verrrääääääter! Welche Petitionen??? Welche Gewerkschaften??? Welche Wiedergeburt ??? Verräter!!!!
    Wenn du dich da nicht verkaufst.
     
    Ich lese gern Kriegserinnerungen, egal welchen Dienstgrad der Autor hatte und auf welcher Seite er gekämpft hat, ob er ein Wehrmachts-Offizier oder ein Petljura-Feldwebel war, ob er mexikanischer Partisanenführer oder tschetschenischer Feldkommandeur ist, in den Beschreibungen der Kriegshandlungen taucht mitunter eine Erzählform auf, die ich als außerordentlich ehrlich und sympathisch empfinde – wenn du mit deinen eigenen Händen bereits die Konturen der Geschichte und Geographie mitgestaltet hast, fängst du kaum an zu moralisieren und zu belehren, deine ganze Agitation interessiert in dem Fall niemanden, denn hinter dir steht etwas viel Wichtigeres – deine Biographie, deine Verbindung zum wirklichen, unmittelbaren Leben, zur lebendigen Geschichte, zur realen Politik, so wie sie sein soll – eine Politik der Straße, der Massen und der Ungerechtigkeit. Dann kann man sich wenigstens nicht über sie beschweren.
    Ich habe mich nie für Politik interessiert, nur wenn sie unter der Tür hindurch in meine Wohnung gekrochen kam und anfing, in meiner Küche zu stinken, dann habe ich mich für sie interessiert, vielmehr dafür, wie ich sie loswerden kann. Versuch mal, die Politik in deinem Leben loszuwerden, mal sehen, ob es dir gelingt, wieviel Kraft und Geduld du hast, sie ist unglaublich penetrant, diese Hure, sie kriecht in Ritzen und Spalten, wird dich manipulieren, unausweichlich, gegen deinen Willen fängst du an mitzumachen in diesem Spiel, das für dich veranstaltet wird, aber versuch mal, nach deinen eigenen Regeln zu spielen, gleich kriegst du was auf die Pfoten, versuch mal, ihr zu sagen – okay, ich will Politik machen, ich will einer normalen kommunistischen Partei beitreten, wo sind denn in diesem Land die normalen Kommunisten? Warum fahren sie S-Klasse? ich will ein normales Parlament, das Haschisch legalisiert, ich will diese fetten Schweine nicht als Abgeordnete, will nicht, daß ein Bankier mein Gouverneur ist und mein Präsidentschaftskandidat ein Oligarch, dem die Rechte der arbeitenden Bevölkerung am Arsch vorbei gehen, ich möchte Mitglied einer Gewerkschaft sein, aber es soll eine normale Gewerkschaft sein mit Maschinengewehren und Tretminen, Petitionen – nein, danke. Ich möchte mich wirklich für Politik interessieren, ich möchte, daß sich die jungen Leute hier für Politik interessieren, mitmachen, damit die Politik nicht diesen senilen, ängstlichen Idioten überlassen bleibt, die auf Kundgebungen von der nationalen Wiedergeburt anfangen, aber ich will nicht, daß die jungen Leute um die Macht kämpfen, ich will, daß sie gegen die Macht kämpfen, daß sie Banken besetzen und die Gebietsverwaltung blockieren, daß sie den Staatshaushalt kontrollieren und die Beamten aus den Fenstern ihrer Büros schmeißen, daß sie samstags mit dem schwarzen Banner zu Arbeitseinsätzen erscheinen, dem Banner wie schwarze Damenunterwäsche, einigen wir uns doch auf diese Methoden der nationalen Wiedergeburt, in einer anderen Form finde ich Politik gänzlich uninteressant, und ich bin für sie sicher auch nicht von großem Interesse. Also lassen wir es gut sein, jeder behält, was er hat, ihr eure Kohle und ich mein Canabis, ich lebe wirklich in demselben Land wie ihr, ich liebe dieses Land, ich reise nicht aus, auch wenn ihr mit Repressalien anfangt, alles okay, ihr stört mich nicht, auch ich habe Radio und Fernsehen zu Hause. Nur daß ich andere Sender

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