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Anarchy in the UKR

Anarchy in the UKR

Titel: Anarchy in the UKR Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serhij Zhadan
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schlafen zusammen. Ach so, sagte ich, sorry, und wie viele engste Freunde hast du? Zwei, antwortete sie. Und ich bin die dritte. Und was sagen eure Eltern? Unsere Eltern sagen nichts, es gefällt ihnen, daß wir gut lernen und uns gegenseitig unterstützen. Aha, sagte ich, ihr unterstützt euch. Ja, schrieb sie, wir unterstützen uns. Ich mag die beiden sehr. Und sie mich, glaub ich, auch. In welcher Hinsicht? wollte ich wissen. In positiver Hinsicht, antwortete sie. Es ist sehr praktisch, zu dritt zu leben, sie unterstützen mich, ich helfe ihnen. Vor einigen Monaten wurde ich sogar schwanger, aber dann habe ich das Kind verloren, ist eigentlich auch besser so – ich hatte keine Ahnung, von wem es war, blöde Situation. Stimmt schon, sagte ich, wenn du nicht weißt, von wem das Kind ist, das ist blöd. Und was ist jetzt passiert? wollte ich nun doch wissen. Keine Ahnung, schrieb sie, irgendwas hat sich in der letzten Zeit verändert, besonders mit einem von ihnen, mit Oleg. Sie sind wirklich sehr verschieden – der eine ist Mathematiker, der andere Sportler, eben dieser Oleg, er spielt Volleyball, in der Collegeauswahl, er hat schon ein Angebot von der Unimannschaft, ich denke, er hat seinen Studienplatz sicher. Und was hat sich verändert? Weiß ich nicht genau, Oleg hat sich verändert. Wir stören ihn plötzlich, er bleibt andauernd lange weg oder geht früh aus dem Haus, wir wohnen immer noch zusammen, schlafen zusammen, aber ich hab das Gefühl, daß es anders ist als früher, es hat sich etwas verändert, mit ihm hat sich eben was verändert, das ist sein Volleyball. Magst du Volleyball? Nein, antworte ich, kann ich nicht ausstehen. Ich auch nicht, ich mag Surfen. Hast du geschrieben, erinnerte ich sie. Wirklich? Na gut, also – er macht alles kaputt, keine Ahnung, warum, vielleicht macht er das nicht mit Absicht, aber er macht alles kaputt, mich macht das richtig fertig. Vielleicht bereitet er sich auf die Meisterschaft vor, versuchte ich sie zu beruhigen. Nein, die Meisterschaft ist schon zu Ende, das hat nichts mit Volleyball zu tun, hier geht es um etwas ganz anderes, das ist so ein komisches Gefühl, als würde jemand ein Stück aus deinem Ich reißen, dabei geht es nicht einmal um Sex, obwohl er im Bett gut ist, eigentlich schlafe ich mit beiden gern, aber darum geht es gar nicht, es geht darum, daß wir jetzt alle mies drauf sind, und ihm geht es auch nicht gut, vielleicht geht es ihm am schlechtesten von uns allen, aber er zeigt das nicht, weißt du, er will nicht, daß wir sehen, wie mies er drauf ist, er haut früh ab und spielt bis abends Volleyball, obwohl die Meisterschaft schon lange zu Ende ist, ich weiß einfach nicht, was ich machen soll, was denkst du denn? Und der andere, fragte ich, was ist mit dem? Mit dem zweiten? Der quält sich schrecklich, sitzt den ganzen Tag in der Küche, trinkt Milchkaffee und hört Musik. Und was hört er? fragte ich. Was? Ich glaube, Velvet Underground, genau – Velvet Underground. Und Lou Reed. Sitzt den ganzen Tag in der Küche und hört Lou Reed. Schrecklich, kennst du das? Nein, antwortete ich, kenn ich nicht, ich mag keinen Milchkaffee. Und Lou Reed magst du? Ja, Reed mag ich, antwortete ich, aber Milchkaffee nicht, verstehst du? Versteh ich, antwortete sie, und was soll ich machen? Hör mal, sie, also deine Freunde, sind nicht zufällig schwul? Nein, antwortete sie, ganz sicher nicht, ich habe immer zwischen ihnen geschlafen, Sachen haben die mit mir gemacht, soll ich es dir schreiben? Nein, laß mal, antwortete ich, schreib mir lieber über Surfen. Und überhaupt, ich glaube, ihr habt ein Problem, euer Volleyballspieler will euch vielleicht verlassen, mag wahrscheinlich keinen Gruppensex. Wieso das denn? fragte sie, früher mochte er es. Keine Ahnung, antwortete ich, vielleicht hat er euch ausgenutzt, jetzt ist er erwachsen und möchte dich mit niemandem teilen, oder er ist doch schwul und hat keinen Bock auf all das. Hast du darüber mal nachgedacht? Nein, noch nicht, gab sie zu. Dann denk mal drüber nach, riet ich ihr und blockierte ihre Adresse.
    Ein Schlappschwanz ist er, dachte ich, einfach ein Schlappschwanz, ihr reicher Schnösel, der College-Star, hat einfach keinen Bock mehr auf dieses echt verrückte Leben, auf die Nächte mit zwei genauso verrückten und pervers-taffen Freunden in einem Bett, die mit ihm die Kondome und den Milchkaffee teilen, die im gleichen Rhythmus wie er atmen und schlafen, in Sachen Waffen, Liebe, Blutklumpen und

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