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Anarchy in the UKR

Anarchy in the UKR

Titel: Anarchy in the UKR Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serhij Zhadan
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Platten mit. Was den Fluß betraf, so hatte ich meine Zweifel, aber ohne Platten zu fahren kam nicht in Frage. Die Passagiere der gesunkenen transatlantischen Ozeandampfer, die im kalten Meer auf Grund gingen, schnappten sich, so ist es zumindest im Film, ihre Kinder, Haustiere und ihren Schmuck. Ich schnappte mir meine Musik, ich würde sicher hoffnungslos versinken und wollte für den Fall des totalen Fehlschlags etwas Passendes zur Hand haben.
    Haustiere hatte ich nicht. Ich hasse Haustiere, sie machen mich rappelig. Schmuck habe ich nur in besagtem Film gesehen. Von Kindern konnte nicht die Rede sein. Ich nahm meine Platten, setzte mich in den Zug, und ein paar Stunden später stand ich auf dem Bahnsteig einer kleinen, sonnigen Stadt.
    Hallo, freute sich mein Kumpel, was hast du denn da mitgebracht? Platten, antwortete ich. Mein Kumpel schaute sich meine Platten enttäuscht, aber aufmerksam an und zeigte mir, wo sein Plattenspieler stand. Der Plattenspieler war grauenhaft, aber meine Platten hatten schon Schlimmeres erlebt. Ich war kein fanatischer Sammler, ich war überhaupt kein Sammler. Ich hatte keine Angst um meine Platten, mir war nur wichtig, diese oder jene Musik zu haben, und wenn eine Platte total abgespielt war, schmiß ich sie weg und kaufte sie mir neu. Auf den Platten stellte ich meine Teetasse ab, schnitt Fisch, trocknete Gras und notierte Telefonnummern – die Musik nahm keinen Schaden. Ich auch nicht. Ich ging zum Plattenspieler und legte eine Platte auf.
    Hör mal, sagte mein Kumpel am nächsten Morgen, ich muß für ein paar Tage zu meiner Mutter. Und was wird aus unserem Fluß? frage ich. Na, bleib doch einfach hier, sagte mein Kumpel, du kannst ja allein an den Fluß gehen, wohnen kannst du bei mir, die Wohnung ist leer, und in ein paar Tagen bin ich zurück. Gut, sagte ich, ich bleibe. So machen wir es, er atmete auf, sieh nur zu, daß du nicht ersäufst in diesem beschissenen Fluß; und daß du mir keine Schlampen anschleppst!
    Am Abend ging ich Bier holen. Sie saß auf einer Bank und trank Cola. Sie hatte gebräunte Haut, dunkle Haare und unmöglich lackierte Nägel. Ich ging wieder nach Hause und hörte meine Musik.
    Hallo, sagte ich am nächsten Morgen zu ihr, sie saß auf derselben Bank und kaute Kaugummi, laß uns zum Fluß gehen. Pfff, antwortete sie, guck dich mal an. Beleidigt ging ich weg. Das Wasser war kalt. Ich kehrte nach Hause zurück. Sie war nirgends zu sehen.
    Na, wie isses? fragte mein Kumpel. Alles okay, sagte ich, wie geht’s deiner Mutter? Die geht mir auf den Kranz, gab mein Kumpel zu, aber sie braucht meine Hilfe. Ich bleib noch ein paar Tage. Gehst du an den Fluß? Ja, log ich. Sieh zu, daß du nicht ersäufst, riet er mir. Und paß mir mit den Schlampen auf. Mach ich, beruhigte ich ihn. Ich stand am Fenster und wartete, daß sie auftaucht. Sie kam so gegen sieben Uhr abends. Ich rannte auf die Treppe und ging hinunter. Hallo, sagte ich wieder. Sie nahm ihre rosa eingefaßte Sonnenbrille ab und musterte mich. Ich fühlte mich unbehaglich. Hast du Lust auf einen Wein, fragte ich. Bist du bescheuert? wollte sie wissen und ging nach oben. Ich hörte, wie sie die Schlüssel herausholte und die Tür aufschloß. Ihre Tür war direkt gegenüber von meiner. Ich ging rein und stellte den Plattenspieler an. Die Boxen hatten einen Wackelkontakt, der Ton fiel andauernd aus, kam wieder, war wieder weg. Wie ein schlagendes Herz.
    Am Morgen regnete es. Gut, dachte ich, geh ich zum Fluß. Ich trat auf die Treppe hinaus. Sie saß vor der Tür und schwenkte ihre Brille. Hallo, sagte ich. Sie sah mich haßerfüllt an. Was ist passiert? fragte ich. Die Tür ist zugeschlagen, antwortete sie, und es ist keiner da, ich sitz hier schon eine halbe Stunde. Du hättest rufen sollen, sagte ich und machte mich an dem Schloß zu schaffen. Nach zwanzig Minuten holte ich einen Schraubenzieher und brach es auf, sie bedankte sich und legte von innen die Kette vor. Ich ging nach Hause und machte mich mit demselben Schraubenzieher daran, den Plattenspieler zu reparieren. Die Platten lagen auf dem Tisch wie nicht abgeschickte Briefe.
    Abends klingelte sie an der Tür. Hallo, sagte sie, kann ich reinkommen? Ja, nur zu, ich freute mich, wieso eigentlich? Bei dir läuft immer laute Musik, sagte sie. Und, soll ich sie ausmachen? Ach, nö, mich stört’s nicht. Wohnst du hier mit deinen Eltern? fragte ich. Nein, bei meiner Oma, ich bin zu Besuch. Und bist du auch zu Besuch? ja, sagte ich, bei einem

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