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Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain

Titel: Anastasija 01 - Auf fremdem Terrain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Marinina
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und Regina kam sofort angerannt, angeblich, um mich mit ihrem Schüler bekanntzumachen. In Wirklichkeit wollten sie herausfinden, ob ich etwas gehört hatte, was mich mißtrauisch hätte werden lassen. Und dann log Ismailow die ganze Zeit. Ich bemerkte das und gab mir Mühe, es nicht zu beachten. Jetzt fällt es mir ein, und es zeigt sich, daß seine Lügen in das Schema passen. Viele Kleinigkeiten stachen ins Auge, aber ich wollte sie nicht sehen. Zum Beispiel an dem Abend, als Alferow getötet wurde, da hatte Regina Beschwerden am Fuß, und Usdetschkin kam extra zu mir, um mich zu bitten, nach ihr zu schauen und ihr, falls nötig, zu helfen. Zu dieser Zeit war jemand im Sanatorium, vor dem sie mich schützen wollten, und sie ›fesselten‹ mich einfach an die kranke Nachbarin. Ich denke, das war genau die Person, deren Leiche zuletzt im Keller gefunden wurde. Er war der einzige Mann unter den Ermordeten, alle übrigen waren Frauen und Mädchen. Ihre Polizeidirektion hat jetzt für ein Jahr genug zu tun.«
    Nastja schwieg. Sie sah den Keller im Haus von Regina Arkadjewna vor sich, wo man begonnen hatte, die einzementierten Leichen zu bergen, und sie zitterte wie vor Kälte.
    Sie war so naiv gewesen und hatte Angst vor Denissow und seiner Mafia gehabt. Aber was war schon Schreckliches an ihnen, wenn daneben solche Menschen existieren . . .
    »Besorgen Sie mir eine Fahrkarte für morgen, Eduard Petrowitsch«, bat sie. »Ich möchte abreisen.«
    * * *
    Shenja Schachnowitsch brachte Nastjas Gepäck in das Zweibett-Abteil des Schlafwagens und ging diskret wieder auf den Bahnsteig hinaus, um sie mit Denissow allein zu lassen. Durch das Waggonfenster konnte er sehen, wie sich ihre Lippen bewegten, und er glaubte sogar, einzelne Worte unterscheiden zu können. Jetzt zog Eduard Petrowitsch die Fahrkarte aus der Brieftasche und legte sie auf den Tisch. Da wurde die Bewegung ihrer Lippen langsamer, ein peinliches Schweigen hing in der Luft, und die Gesichter der beiden wurden angespannt. Denissow nickte und machte einen Schritt zur Tür, er war im Begriff zu gehen. Die Kamenskaja rief ihm etwas nach, offenbar etwas Unerwartetes, denn Denissow drehte sich abrupt um, Nastja machte eine Bewegung auf ihn zu und küßte ihn zärtlich auf die Wange. Beide lächelten, aber irgendwie war es ein trauriges Lächeln . . .

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