Ancient Blades 3: Der Thron der Barbaren
oder Bedauern
gebrochen. Sir Croy hatte unnachgiebig darauf bestanden, dass man sie nach
Helstrow brachte und für ihre Untaten zur Rechenschaft zog. Aller Voraussicht
nach würde man sie aus Skrae verbannen â vielleicht würde sie sogar von
ihrem eigenen Volk ins Exil geschickt. Wohin sie sich dann noch wenden sollte,
vermochte niemand zu sagen.
Malden gefiel das nicht, obwohl er der Erste gewesen
war, den Balint angegriffen hatte. Sie hatte ihn mit einem Schraubenschlüssel
und eindeutigem Tötungsvorsatz ins Gesicht geschlagen, und er wollte sich
durchaus rächen. Aber er war ein Dieb, der selbst das Gesetz brach. Er lebte
nach einem gewissen Kodex der Unehrlichkeit, und die erste Regel dieses Kodex
besagte, dass man keinen anderen Rechtsbrecher an die Behörden auslieferte,
niemals, unter gar keinen Umständen.
Sie hatte ihn zu einem Spitzel gemacht. Und das würde
er ihr niemals verzeihen. Was, wenn sich das herumsprach? Sein Ruf würde auf
den Felsen des Klatsches zerschmettert werden.
Er versuchte nicht daran zu denken. Vor ihnen erhob
sich das erste Tor der Festung, eine gewaltige Konstruktion aus Stein und
Eisen, die jedes Haus im Dorf überragte. Wächter in nietenbesetzten
Lederumhängen blockierten den Durchgang mit Hellebarden. Oben auf dem Wehrgang
des Torhauses bereitete man einen Kessel mit kochendem Ãl vor, um jeden Angreifer
mit brodelndem Tod übergieÃen zu können. Ein Dutzend Löcher in der Torhausmauer
verbarg Armbrustschützen, die darauf warteten, alle zu erschieÃen, die sich zu
nähern wagten.
»Ich hatte einen freundlicheren Empfang erwartet!«,
rief Croy, als die Wächter nicht beiseitetreten wollten, um ihn passieren zu
lassen. »Natürlich habe ich heute meine Flagge nicht aufgezogen. Vielleicht
erkennt ihr mich nicht. Ich war lange Zeit weg.« Er legte eine
lederbehandschuhte Hand auf die Brust. »Ich bin Sir Croy, ein Ritter des
Reiches. Ich befinde mich in Begleitung von Cythera, der Tochter der Hexe Coruth,
und Malden, einemâ⦠ähââ¦Â«
»Seinem Knappen«, ergänzte Malden und klopfte auf das
am Sattel festgebundene Schwert. Er konnte sich wohl kaum als Malden der Dieb
vorstellen und erwarten, durch das Tor gelassen zu werden. Croy hatte ihm mehr
als einmal die Stellung eines Knappen angeboten. Zwar konnte er sich nur wenige
Berufe vorstellen, mit denen er seinen Lebensunterhalt noch weniger gern
verdient hätte â vielleicht Leichensammler für Massengräber â, doch
zugegebenermaÃen mochte sich seine Behauptung als hilfreiche List erweisen.
»Ja. Er ist mein Knappe«, bekräftigte Croy, und es
klang kaum nach einer Lüge.
»Dafür ist er aber was alt, oder?«, meinte einer der
Wächter und musterte Malden mit gelben Augen. Aber die Wächter standen nicht
dort, um Untertanen von Skrae zu schikanieren. Sie warteten auf etwas anderes.
»Die Zwergin da«, fuhr der Wächter fort, »ist sieââ¦Â«
»Eine Eidbrecherin. Ich bin gekommen, um sie der
Gerechtigkeit des Königs zu übergeben.«
Das rief viel Gemurmel und Ãberraschung hervor, aber
die Wächter traten zur Seite, und das Fallgitter wurde hochgezogen. Die drei
Gefährten â und eine zornige Zwergin â passierten ohne weiteren
Zwischenfall.
Kapitel 4
Auf einer Landkarte hätte die Festung
Helstrow einem aufgeschlagenen Ei geähnelt, dessen Inhalt sich auf einer
Tischplatte ausbreitet. Der Mittelpunkt, das Eigelb, war der Innere
Burghof â das Machtzentrum von Skrae. Umgeben von einer dicken Mauer,
befanden sich hier die Häuser und Amtsstuben des gesamten Hofes wie auch der
Königspalast und der Bergfried. Die hohen Gebäude standen eng beieinander,
manche sogar so dicht gedrängt, dass man den Arm aus dem Fenster strecken und
die Hand des Nachbarn schütteln konnte. Das Eiweiàâ der ÃuÃere
Burghof â erstreckte sich in alle Richtungen. Die Häuser, Werkstätten und
Kirchen waren nicht ganz so hoch und schmiegten sich auch nicht Mauer an Mauer,
dennoch lebten hier zwanzigmal so viele Menschen wie im Inneren Burghof, gröÃtenteils
einfache Untertanen. Sie waren die Diener, Geschäftsleute und Kaufleute, die
die Edlen des Hofes ernährten, kleideten und umsorgten. Malden versuchte sich
den Ort in Gedanken vorzustellen, den ersten Anblick festzuhalten, damit er vor
seinem geistigen Auge
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