Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition)

ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition)

Titel: ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Christian Andersen , H.C. Andersen
Vom Netzwerk:
der Kanzleirat ausgescholten hatte, weil er ihr etwas hatte einreden wollen. Es war ganz still in der Schlafkammer, in der Ida lag. Die Nachtlampe brannte auf dem Tisch, und Vater und Mutter schliefen.
     
    "Ob meine Blumen jetzt noch in Sophies Bett liegen?" sagte sie bei sich selbst, "wie gern ich das doch wüßte!" Sie richtete sich ein wenig empor und sah auf die Tür, die einen Spalt offen stand. Drinnen lagen die Blumen und all ihr Spielzeug;. Sie lauschte, und auf einmal kam es ihr vor, als ob sie drinnen in der Stube auf
     
    dem Klavier spielen hörte, aber ganz leise und so niedlich, wie sie es niemals früher gehört hatte.
     
    "Nun tanzen gewiß alle Blumen da drinnen!" sagte sie, "ach Gott, wie gern möchte ich das sehen!" Aber sie getraute sich nicht, aufzustehen, denn damit weckte sie den Vater und die Mutter. "Wenn sie doch nur hier herein kommen wollten!" sagte sie; aber die Blumen kamen nicht, und die Musik spielte immer weiter so hübsch, daß sie es nicht mehr aushalten konnte, denn es war gar zu schön. Sie kroch aus ihrem kleinen Bett, ging ganz leise zur Tür hin und guckte in die Stube hinein. Nein, war das hübsch, was sie zu sehen bekam!
     
    Es brannte gar keine Nachtlampe drinnen, aber trotzdem war es ganz hell, der Mond schien durch das Fenster mitten auf den Fußboden! Es war gleichsam tageshell. Alle Hyazinthen und Tulpen standen in zwei langen Reihen auf dem Boden. Gar keine einzige war mehr am Fenster, da standen leere Töpfe. Unten am Boden tanzten die Blumen so niedlich um einander herum, machten ordentlich Kette und hielten einander an den langen grünen Blättern, wenn sie sich herumschwenkten. Aber dort am Klavier saß eine große gelbe Lilie, die die kleine Ida bestimmt schon im Sommer gesehen hatte, denn sie erinnerte sich genau, daß der Student gesagt hatte: "sieht sie nicht genau wie Fräulein Line aus?" aber da hatten sie ihn alle ausgelacht. Nun jedoch schien es der kleinen Ida auch, daß die lange gelbe Blume dem Fräulein gleiche. Sie hatte auch dieselbe Art zu spielen, bald legte sie ihr langgezogenes gelbes Gesicht auf die eine Seite, bald auf die andere und nickte den Takt zu der herrlichen Musik. Keiner bemerkte die kleine lda. Nun sah sie einen großen blauen Krokus mitten auf den Tisch hüpfen, auf dem die Spielsachen standen, gerade auf das Puppenbett zugehen und die Gardinen beiseite ziehen. Da lagen die kranken Blumen, sie richteten sich aber gleich auf und nickten zu den anderen hinunter, daß sie auch mittanzen wollten. Der alte Mann von der Räucherdose, dem die Unterlippe abgebrochen war, stand auf und verneigte sich vor den schönen Blumen. Sie sahen gar nicht mehr krank aus, sondern hüpften zu den anderen hinunter und waren recht munter.
     
    Es war gerade, als ob etwas vom Tische herunter fiele. Ida sah dahin: es war die Fastnachtsrute, die herunter sprang. Es schien, daß sie auch mit zu den Blumen gehörte. Sie sah auch sehr hübsch aus, und oben mitten in ihrer Spitze thronte eine kleine Wachspuppe, die just denselben breiten Hut auf dem Kopfe trug, wie ihn der Kanzleirat hatte. Die Fastnachtsrute hüpfte auf ihren drei roten Holzbeinen mitten zwischen die Blumen und stampfte ganz laut, denn es wurde Mazurka getanzt, und den Tanz konnten die anderen Blumen nicht so gut, weil sie zu leicht waren und nicht aufstampfen konnten. Die Wachspuppe auf der Fastnachtsrute wurde mit einem Male groß und lang, kreiselte über den Papierblumen rund herum und rief ganz laut: "Wie kann man dem Kind so etwas einreden! Das ist dumme Phantasterei!" und dabei glich die Wachspuppe ganz genau dem Kanzleirat mit dem breiten Hut und sah ebenso gelb und verdrießlich aus; aber die Papierblumen schlugen ihm um die dünnen Beine, und da kroch er wieder in sich zusammen und wurde eine ganz kleine Wachspuppe. Das war zu drollig anzusehen! Die kleine Ida konnte das Lachen nicht verbeißen.. Die Fastnachtsrute tanzte weiter, und der Kanzleirat mußte mittanzen, es half ihm nichts, ob er sich groß und lang machte, oder die kleine gelbe Wachspuppe mit dem großen schwarzen Hut blieb. Da baten die anderen Blumen für ihn, vor allem die, die im Puppenbett gelegen hatten, und dann ließ ihn die Fastnachtsrute in Ruh. Im selben Augenblick klopfte es ganz stark von innen aus dem Kasten, wo Idas Puppe, Sophie, zusammen mit vielen anderen Spielsachen lag; das Räuchermännlein lief bis an die Tischkante, legte sich lang auf den Bauch und zog den Kasten ein wenig auf. Da richtete sich

Weitere Kostenlose Bücher