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ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition)

ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition)

Titel: ANDERSENS MÄRCHEN ((Sämtliche Werke)) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Christian Andersen , H.C. Andersen
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genannt werden sollten, und das ist die neueste und einzig richtige Benennung in der Steinsetzersprache für das, was wir alle in alten Zeiten eine Jungfer nannten.
     
    Nun gibt es unter uns Menschen etwas, was "emanzipierte Frauenzimmer". genannt wird, wozu Pensionats vorsteherinnen, Hebammen, Tänzerinnen, die in ihrem Berufe auf einem Bein stehen, Modistinnen und Pflegerinnen gezählt werden, und dieser Reihe von Emanzipierten schlossen sich auch die zwei Jungfern im Hofe an. Sie waren Jungfern bei der Wegebaubehörde und wollten unter keinen Umständen ihren guten alten Namen aufgeben und sich "Stempel" nennen lassen.
     
    "Jungfer ist ein Menschenname," sagten sie, "aber Stempel ist ein Ding, und wir lassen uns nicht Ding nennen, das ist ein Schimpf für uns."
     
    "Mein Verlobter ist imstande, die Verbindung mit mir zu lösen!" sagte die Jüngere, die mit einem Rammbock verlobt war; das ist so eine große Maschine die Pfähle eintreibt, sie tut also im Groben, was die Jungfer im Feinen tut. Er will mich als Jungfer haben, aber als Stempel vielleicht nicht, also kann ich mich nicht umtaufen lassen!"
     
    "Und ich lasse mir lieber beide Arme abbrechen!" sagte die Ältere.
     
    "Der Schiebkarren hatte jedoch eine andere Meinung darüber, und der Schiebkarren war etwas, er sah sich für eine Viertelkutsche an, da er ebenfalls auf einem Rade ging.
     
    "Ich muß Ihnen sagen, daß Jungfer zu heißen ziemlich gewöhnlich ist und längst nicht so fein, als Stempel genannt zu werden; denn wenn man diesen Namen führt, wird man mit den Siegeln auf eine Stufe gestellt. Denken Sie nur an das Siegel des Reiches. Ich, an Ihrer Stelle, würde die Jungfer aufgeben!"
     
    "Niemals. Dazu bin ich zu alt" sagte die Ältere.
     
    "Sie wissen wohl nicht, was die europäische Notwendigkeit bedeutet!" sagte das ehrliche alte Klaftermaß. "Man muß sich einschränken, unterordnen, sich der Zeit und der Notwendigkeit fügen, und ist es ein Gesetz, wonach die Jungfer Stempel genannt werden soll, so muß sie Stempel genannt werden. Jedes Ding muß nach seinem eigenen Klaftermaß gemessen werden!"
     
    "Da würde ich mich doch lieber Fräulein nennen lassen!" sagte die Jüngere, wenn nun schon einmal geändert werden soll; Fräulein schmeckt doch immer noch etwas nach Jungfer."
     
    "Aber ich lasse mich lieber kurz und klein hacken!" sagte die alte Jungfer.
     
    Nun ging es an die Arbeit; die Jungfern fuhren, sie wurden auf den Schiebkarren gelegt, das war immerhin eine feine Behandlung, aber Stempel wurden sie doch genannt.
     
    "Jung" sagten sie, indem sie das Steinpflaster stampften; "Jung" und sie waren nahe daran, das ganze Wort "Jungfer" auszusprechen; aber sie bissen kurz ab und schluckten herunter, was ihnen auf der Zunge schwebte, denn sie fanden, daß sie nicht einmal etwas entgegnen durften. Aber unter sich redeten sie sich mit dem Namen "Jungfer" an und priesen die guten alten Tage, als man noch jedes Ding bei seinem rechten Namen nannte und Jungfer genannt wurde wenn man Jungfer war. Und das blieben sie auch alle beide, denn der Rammbock, die große Maschine, hob wirklich die Verlobung mit der Jüngeren auf, mit einem Stempel wollte er sich nicht einlassen.
     

 
    Gute Laune
     
    Mein Vater hat mir das beste Erbteil hinterlassen; von ihm habe ich die gute Laune. Und wer war mein Vater? Ja, das hat mit der Laune wohl nichts zu schaffen. Er war lebhaft und betriebsam, wohlbeleibt und rund; sein Äußeres und Inneres standen völlig im Gegensatz zu seinem Gewerbe. Und was war sein Geschäft, seine gesellschaftliche Stellung? Ja, wenn das gleich im Anfang eines Buches niedergeschrieben und gedruckt wird, so ist es verständlich, daß einige, die es lesen, das Buch zur Seite legen und sagen: Das sieht mir zu unheimlich aus, damit will ich nichts zu tun haben, und doch war mein Vater weder Abdecker noch Scharfrichter, im Gegenteil, sein Geschäft stellte ihn oft an die Spitze der ehrenwertesten Männer, und dort war er ganz zu recht, ganz an seinem Platze; er mußte der Erste sein, vor dem Bischof und vor Prinzen von Geblüt - und er war der Erste - er war Leichenwagenkutscher.
     
    Nun ist es heraus. Und das kann ich sagen, wenn man meinen Vater dort oben sitzen sah vor dem Omnibus des Todes, in seinem langen, schwarzen Mantel und mit dem schwarzbefransten Dreispitz auf dem Kopfe und dazu in sein Gesicht blickte, das ganz leibhaftig aussah, als habe man die Sonne abgezeichnet, rund und lachend, dann konnte man an Trauer und Grab

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