Andular III (Das Erbe der Schicksalsweber) (German Edition)
Stellvertreter Raschuri unsere Sprache, kein besonders angenehmer Zeitgenosse, das kannst du mir glauben!“
„Warum?“
„Er mag die Trockenvölker, wie er uns nennt, nicht besonders. Ist eine lange Geschichte, Jesta, für die jetzt aber wirklich nicht der richtige Moment ist.“
„Dann sollte Knubber sein Bestes geben“, rief Crydeol und deutete über die Wellen nach Osten, wo sich die Slagramul bedrohlich den Schiffen näherten.
Die Minuten verstrichen, in denen nichts geschah, außer dass die Männer an Bord immer unruhiger wurden, sodass man ihre Gedanken geradezu an ihren Gesichtern ablesen konnte. Warum nur hatte ihr General nicht längst den Befehl zum Segel setzen gegeben? Oder zum Angriff? Worauf wartete er?
Die Slagramul kam näher und näher. Die ersten Flöße waren jetzt nur noch einen Galurksprung entfernt.
„Haltet sie mit Pfeilen hin!“, schrie Crydeol und wandte sich an die Männer auf den benachbarten Schiffen. „Verschießt alles, was ihr noch habt, steckt die Pfeile in Brand und zielt vorrangig auf ihre vorderen Reihen, wir müssen mehr Zeit gewinnen.“
Kurz darauf flog ein Pfeilhagel nach dem anderen durch die Luft, bis sowohl die Köcher der Pfeiljäger als auch die der Panjaner restlos geleert waren.
Plötzlich, und es war Jesta, der es zuerst sah, tauchte etwas Dunkles unter der Eiswind im Wasser auf, das immer größer wurde, sodass es sich wenige Sekunden unter allen Schiffen befand und sich von dort aus wie ein Schatten auf die Flotte der Flöße zu bewegte.
„Urca!“, rief Cale und deutete auf den Kopf des Wolkenwals, der jetzt die schäumende Wasseroberfläche durchbrach. Mit einem donnernden Dröhnen öffnete er sein riesiges Maul und verschlang drei Flöße auf einmal, bevor er wieder untertauchte.
Auf allen Schiffen brach nun lauter Jubel über aus, denn auch von der riesigen Schlange war weit und breit nichts zu sehen.
Doch dann verstummten die Freudenschreie schlagartig, denn etwas anderes war anstelle der Schlange aufgetaucht, ein regelrechter Schwarm an Kreaturen, und nur die Wenigsten wussten, was das für Wesen waren, die jetzt mit einer unglaublichen Geschwindigkeit aus dem Wasser schossen und sich auf die Flöße stürzten. Es waren die die Vlu, und es mussten mehrere Hundert sein.
Jesta starrte gebannt und entsetzt zugleich auf das tosende Treiben um ihn herum. Überall wimmelte es von grüngeschuppten Körpern, die mit scharfen, muschelartigen Klingen die Kehlen der Slagramul aufschlitzten und ihre Flöße zum Kentern brachten. Ihre Art zu töten war grausam und stand jener der Slagramul in Nichts nach. Erbarmungslos wurde ein Floß nach dem anderen zerstört, und all jene, die sich an einen umhertreibenden Stamm klammern konnten, wurden bald darauf von schwimmhäutigen Händen gepackt und hinab in die Tiefe gezogen. Es war genauso wie Tasken gesagt hatte, dachte Jesta, wenn nicht schlimmer.
Wenige Minuten später war das schreckliche Schauspiel vorbei und bis auf die riesigen, umhertreibenden Baumstämme zeugte nichts mehr vom Angriff des Wasservolkes.
Crydeol, Jesta und Cale lauschten der unheimlichen Stille, die sich wieder auf den seichten Wellengang gelegt hatte. Auch die restliche Besatzung der Eiswind sah stumm auf das Wasser hinab, wo weder Vlu noch Slagramul zu sehen war.
Crydeol ging ein paar Meter am Bug entlang. „Nicht einmal ihre Leichen haben sie an die Oberfläche zurückgegeben“, murmelte er und sah zu den anderen Schiffen hinüber. Doch da errang etwas anderes seine Aufmerksamkeit, etwas, das weder er noch sonst irgendjemand bisher wahrgenommen hatte, da es erst jetzt, in diesem Moment, seine ganze überwältigende Wirkung entfaltete.
„Bäume!“, flüsterte er, und wiederholte es, bis es schließlich jeder im Umkreis hören konnte. „Dort an den Hängen der Berge stehen Bäume, seht doch nur!“
Und tatsächlich, dort wo noch vor Kurzem nichts als karger Stein und trockener Boden zu sehen war, standen nun riesige Bäume, deren Durchmesser mehrere Meter betragen mussten. Es waren die größten Bäume, die ein jeder von ihnen jemals zuvor gesehen hatte.
„Namagant nimmt wieder sein ursprüngliches Erscheinungsbild an“, sagte Jesta und sah lächelnd zu Cale.
„Und das hat Andular allein Großvater zu verdanken!“, fügte Cale hinzu und stieß die Spitze seines Stabes auf die Planken. Und als hätte er mit dieser Geste ein Zeichen geben wollen, tauchte der Wolkenwal vor dem Bug der Eiswind auf, auf dessen Rücken ein
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