Angel Eyes. Im Bann der Dunkelheit (German Edition)
schiefe, kaffeefleckige Zähne. Ricco reckt die Faust, und jeder kann die großen gelben Flecken auf seiner weißen Kochjacke sehen. «Un toro!» , ruft er und begrüßt Luc mit einem Fauststoß.
Es scheint Ricco nicht zu stören, wenn Luc hier herumhängt.
«Un toro?» , frage ich.
Lucs Lippen verziehen sich zu einem zynischen Lächeln, aber er schüttelt den Kopf.
Ich schaue wieder zu Ricco. Der grinst immer noch Luc an, ohne mir zu antworten. Hat wahrscheinlich was mit den Mädchen zu tun, die Luc anschmachten. Als er nach hinten in seine übliche Sitzecke geht, steuern vier Mädchen, die gerade erst auf unsere Highschool gekommen sind, die benachbarte Sitznische an.
Ich glotze Luc mit einem dämlichen Lächeln hinterher.
«Du scheinst dich ja richtig auf die Geburtstagsgesellschaft zu freuen.» Riccos Stimme stört mich beim Träumen. «Vielleicht teil ich dich künftig immer dafür ein.»
«Wenn du meinst.» Ich gehe zum Tresen, wo Dana, die einzige andere Kellnerin, die Ricco noch nicht vergrault hat, mit einem Krug Limonade vorbeischlurft.
Ich atme tief durch, bemüht, den Kopf freizukriegen. «Keine Pizzen auf dem Boden heute», sage ich laut und schließe einen Pakt mit mir selbst. Ich muss mich konzentrieren. Auch wenn ich weiß, dass das sinnlos ist. Mein Herz schmerzt, und es ist fast unmöglich, mir Gabe aus dem Kopf zu schlagen. Ich kann’s kaum glauben, dass er wirklich fort ist … Aber es stimmt. Ich spüre ihn nicht mehr. Erst jetzt, da mir dieser Teil fehlt, wird mir bewusst, wie wichtig er für mich geworden ist. Seufzend atme ich noch einmal tief durch und wende mich Luc zu. Sofort habe ich wieder Gewissensbisse.
«Sehr schlau, ein Auge auf ihn zu haben.»
Ich ziehe meine schwarze Servierschürze an und drehe mich um. Delanie steht hinter mir und weist mit einem boshaften Lächeln auf die Sitzecke neben Luc. Dana stellt den Krug auf den Tisch, während die Schülerinnen sich noch darüber streiten, wer mit dem Rücken zu Luc sitzen muss. Drei drängen sich auf eine Seite, während eine schmollende Blondine mit Akne und Zahnspange sich mit dem Rücken zu Luc in die Bank schiebt.
Delanie zuckt die Achseln und geht zu Luc, um seinen Tisch abzuwischen.
Luc
Ich habe noch nicht entschieden, ob ich Frannie sagen soll, dass sie für einen Imp arbeitet. Ich habe ihn genau beobachtet, und eigentlich wirkt er ganz harmlos. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er selbst weiß, was er ist. Wie ihre himmlischen Gegenstücke, die Nephilim, sind Imps sterblich. Sofern ein Imp von seinem Dämonen-Elternteil keine auffällige Macht geerbt hat, erfährt er es womöglich nie. Doch es gibt ein verräterisches Anzeichen:
Imps riechen immer leicht nach Schwefel. Obwohl es für die menschliche Nase kaum wahrnehmbar ist, bemerke ich es sofort.
Durch das Zusammensein mit Matt weiß ich, dass Imps nicht die Einzigen sind, die sich leicht verraten. Engel werfen keine scharf umrissenen Schatten, sie sind an den Rändern immer ein bisschen verwischt. Wenn’s also nicht gerade stockfinster ist, sind sie leicht zu erkennen. Dämonen sind noch leichter auszumachen, denn sie können das Glühen in ihren Augen niemals ganz verbergen. Es findet sich immer ein leichtes Funkeln, das mit ein bisschen Übung – und die hab ich reichlich – leicht zu erkennen ist.
Ich schiebe mich in die Ecke der Sitznische, den Rücken gegen die Wand, und hebe ein Bein auf die Bank. Delanie kommt und wischt mit einem schmutzigen Lappen meinen Tisch ab, sodass er am Ende dreckiger ist als zuvor.
«Hey, Luc. Seid ihr morgen bei den Gallaghers? Wir spielen da», sagt sie und setzt sich auf die Bank.
«Das möchte ich nicht verpassen.»
«Gut. Angeblich hat sich ein Scout angesagt. Sollte dich jemand fragen, dann behaupte, du wärst nur da, um uns zu hören.»
«Ihr wollt groß rauskommen? Werdet ihr euch noch an eure alten Fans erinnern, wenn ihr in ausverkauften Stadien spielt?»
Sie lächelt sarkastisch. «Schön wär’s!»
Frannie schlendert mit Block und Stift in der Hand herbei. «Was kann ich Ihnen bringen, Sir?», schnurrt sie.
Delanie grinst zu Frannie hoch und steht auf. «Bis dann.»
«Was ich möchte …» Ich reibe mit dem Fuß an Frannies Bein entlang. «… steht nicht auf der Karte.»
Sie blickt mich finster an, zuckt jedoch nicht vor der Berührung zurück. «Und was war vor einer Stunde?»
«Ich hatte an einen Cheeseburger gedacht», sage ich, ein Lächeln unterdrückend, als sie die Augen verdreht.
«Ein
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