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Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges

Titel: Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Golon
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Deutschland kam nicht bei ihnen an, sondern wurde von der Agentur Opera Mundi zurückgehalten. Die Golons hatten keine Wiege für ihr zweites Kind, kaum genug Geld, um das tägliche Überleben zu sichern, und die Gerichtsvollzieher fanden bei ihren Besuchen nichts, was sich mitzunehmen lohnte.
    Fast zwei Jahre später, kurz vor dem Erscheinen von Angélique in Frankreich, berichtete ein französischer Zeitungsartikel über diese Zeit: »Bei Anne Golon stand jeden Moment ein
freudiges Ereignis ins Haus. Nachdem ein Drittel des Buches geschrieben war, suchte das Ehepaar Golon einige der wichtigsten Verleger Frankreichs auf. Sofort setzte ein wildes Gerangel ein.
    Während die Verleger noch stritten, riss ein Literaturagent Serge Golon die ersten Blätter des Buches aus der Hand und schickte sie nach Deutschland. Drei Monate später erschien Angélique auf der anderen Seite des Rheins, wo täglich dreitausend Exemplare davon verkauft wurden. Buchhändler und Kritiker überschlugen sich vor Begeisterung...« 2
    Anne Golon erhielt ein Telegramm ihres Verlegers Lothar Blanvalet: »Ihr Buch ist der erste Bestseller in Deutschland. In hundert Jahren wird man Golon lesen wie heute Dumas.«
    Aber Anne und Serge Golon hatten sich schon zu lange unter größten Mühen durchschlagen müssen, um über den neuen Ruhm außer sich zu geraten. Ihre schlichte Antwort lautete: »Sehr empfänglich für Meinung der Nachwelt – stopp – haben zwei Kinder zu ernähren – stopp – schicken Sie Geld...«
    Und so stand Lothar Blanvalet noch im gleichen Jahr eines Abends ohne Vorwarnung vor der Tür des kleinen Häuschens in Villejuif, wo Anne Golon mit ihrer Familie lebte.
    In der einen Hand schwenkte er ein Exemplar von Angélique , als sei es eine Trophäe, in der anderen hielt er eine Flasche Champagner. Er sei entzückt, rief er, endlich die Frau kennenzulernen, die dieses Meisterwerk geschrieben habe, diesen Bestseller, dieses beispiellose verlegerische Wunder, das es in der gesamten deutschen Literaturgeschichte seit dem neunzehnten Jahrhundert nicht gegeben habe!
    Serge Golon, der fließend deutsch sprach, diente als Übersetzer. Der deutsche Verleger beschrieb die Auslagen der Buchhandlungen, die alle mit Angélique -Exemplaren dekoriert waren. Er entrollte Plakate in verschiedenen Größen, die er in ganz Deutschland hatte aushängen lassen. Darauf sah man
das Buch und ein Foto von Anne Golon, auf dem sie fast wie ein Stummfilmstar aussah. Das Ganze wurde vervollständigt durch eine kurze, etwas fantasievolle Biografie, die Anne und Serge Golon als Goldsucher zu Pferde durch Afrika reiten ließ. Trotzdem kam der Bericht – mit Ausnahme der Pferde – der Wahrheit recht nahe.
    Während des Essens gestand Lothar Blanvalet, dass er »gezwungen« gewesen sei, einige Passagen aus dem ersten Kapitel zu streichen, in denen die Amme den Kindern von den Verbrechen des Gilles de Retz erzählt. »Das ist zu schrecklich«, erklärte er, »zu hart, verstehen Sie? Für solche Details sind die Deutschen zu empfindlich.«
    »Ja, sie sind recht zartbesaitet...«, entgegnete Anne trocken.
    Schließlich waren seit Kriegsende erst acht Jahre vergangen.
    Aber der gute Lothar Blanvalet überhörte die Ironie in den Worten seiner Lieblingsautorin und fuhr fort, dass er noch eine weitere störende Passage habe kürzen müssen, nämlich die, in der das ausschweifende Leben der Mönche in der Abtei geschildert wird, weil die Kirche daran hätte Anstoß nehmen können. Anne Golon war gerührt über so viel Feingefühl. Außerdem wirkte die Begeisterung von Monsieur Blanvalet ansteckend.
    An jenem Abend wurde in Villejuif gefeiert.
    Alle tranken fröhlich, und auch das deutsche Au-pair-Mädchen war mit von der Partie. Nachdem dieses sich, ein wenig angeheitert, mit dem Buch unter dem Arm nach oben zurückgezogen hatte, folgte ihr Lothar Blanvalet und nahm sie beiseite.
    »Ich flehe Sie an, liebes Fräulein«, beschwor er sie, »nein, ich erteile Ihnen ganz persönlich den Auftrag: Kümmern Sie sich gut um die Kinder, machen Sie Ihre Arbeit gut, damit Madame
schreiben kann. Madame Golon darf niemals aufhören zu schreiben. Niemals!«
    Das junge Au-pair-Mädchen, das bis zu diesem Tag geglaubt hatte, ein ganz normales Mädchen in einer ganz normalen Familie zu sein, fühlte sich durch diesen Auftrag selbst in einen Roman versetzt und versprach es ihm feierlich. Dann schlug sie das Buch auf... und wurde den Rest des Abends und die Nacht hindurch nicht mehr

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