Angélique - Die junge Marquise - Golon, A: Angélique - Die junge Marquise - Angélique 01. Marquise des Anges
versuchte, in seiner Miene zu lesen.
»Guillaume«, sagte sie leise, »ich möchte, dass du verstehst …«
»Ich brauche nichts zu verstehen, Madame«, antwortete er auf Deutsch und in einem herablassenden Ton, der sie wie ein Schlag ins Gesicht traf. »Was ich gesehen habe, genügt mir.«
Er knurrte eine Verwünschung und schwang die Faust in die Dunkelheit.
Angélique hob den Kopf und kehrte zu den Feiernden zurück. Während sie sich an ihren Platz setzte, sah sie sich nach dem Marquis d’Andijos um und entdeckte ihn schließlich fest schlafend unter seinem Schemel. Der Tisch glich einem Tablett voller Kirchenkerzen, wenn das letzte Wachs zerläuft. Einige Gäste waren schon gegangen oder schliefen. Aber auf den Wiesen wurde immer noch getanzt.
Steif und ohne ein Lächeln saß Angélique bei ihrem Hochzeitsmahl. Die verzweifelte Wut über ihre unvollendete Rache schmerzte sie bis in die Fingerspitzen.
In ihrem Herzen stritten Zorn und Scham um die Vorherrschaft.
Sie hatte den alten Guillaume verloren.
Monteloup wies sie ab.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu ihrem hinkenden Gemahl zu reisen.
Anmerkungen der Übersetzerin
1 Seit dem 16. Jahrhundert war »Monsieur« der offizielle Titel des jüngeren Bruders des französischen Königs.
2 Parlament (frz. Parlement ): Bezeichnung für die obersten Gerichtshöfe in Paris und den einzelnen Provinzen.
3 Heinrich IV.
4 fronde (frz.): Steinschleuder der Pariser Straßenjungen.
5 Als Erster Prinz von Geblüt trug das Oberhaupt des Hauses Condé den Titel »Monsieur le Prince«. Den Titel »Herzog von Enghien« trug traditionell der älteste Sohn des Prinzen.
Nachwort
Auszug aus der bislang unveröffentlichten Biografie über Anne und Serge Golon von Nadia Goloubinoff
Welch erstaunliches Debüt für einen französischen Roman! Nachdem Anne Golon den ersten Band von Angélique geschrieben hatte, schickte die Agentur Opera Mundi vier mit Kohlepapier getippte Durchschläge des Manuskripts zu Verlegern in Frankreich, Deutschland, Italien und in den Vereinigten Staaten.
Die französischen Verleger brauchten so lange, um sich zu entscheiden – oder besser gesagt, um das Manuskript von möglichen Konkurrenten fernzuhalten -, dass der sofort überzeugte deutsche Verleger Lothar Blanvalet genügend Zeit hatte, den Roman Angélique übersetzen und drucken zu lassen und ihn schließlich 1956 als Erster groß herauszubringen.
Das Buch wurde gleich nach seinem Erscheinen ein phänomenaler Erfolg. Obwohl der rührige Verleger Blanvalet in seiner bisherigen Laufbahn bereits einige Erfolge hatte feiern können, musste er zugeben, dass er noch nie eine solche Begeisterung für ein Buch erlebt hatte, dessen Autorin bis dahin noch vollkommen unbekannt gewesen war.
Während in Deutschland die Bücher regelrecht aus den Regalen der Buchhändler gerissen wurden, weshalb hastig nachgedruckt werden musste, gelangte die Nachricht von diesem Triumph auch nach Frankreich, wo die Verleger bissig reagierten, beleidigt darüber, dass ihr deutscher Kollege ihnen die Erstveröffentlichung vor der Nase weggeschnappt hatte. Das
warf kein besonders gutes Licht auf sie! Die Geschichte sorgte für einige Aufregung in der Pariser Verlagswelt, wo zwei Verleger dabei beobachtet wurden, wie sie in einem Restaurant über dieses Thema heftig aneinandergerieten.
In der deutschen Branchenpresse wurde Lothar Blanvalets Schachzug denn auch gebührend kommentiert: »Diese Romanserie hatte Blanvalet entdeckt. Noch vor dem Erscheinen der französischen Originalausgabe hatte er 1956 mit Anne Golon – die ihn liebevoll ›den Geburtshelfer von Angélique‹ nennt – einen Vertrag geschlossen. Noch vor der französischen Ausgabe brachte er die deutsche Fassung auf den Markt die es in der Originalausgabe in 48 Auflagen auf 171 900 Exemplaren brachte. Doch die stolzen Zahlen erreichte der Roman erst durch die Lizenzen. Die deutschen Lizenzen der ersten Angélique erreichten eine Gesamtauflage von 679 000 Exemplaren im Hardcover, zu denen noch die 100 000 Exemplare im Taschenbuch zu zählen sind... Damit kam die Mutter der Angélique-Serie recht nah an die Millionengrenze mit bisher insgesamt 950 000 Exemplaren.« 1
Während ganz allmählich auch die französische Ausgabe des ersten Bandes vorbereitet wurde, verlangten die Deutschen bereits nach der Fortsetzung, und Anne Golon arbeitete an Angélique und der König .
Sie und ihr Mann Serge nagten damals fast am Hungertuch. Das Geld aus
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