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Angélique - Hochzeit wider Willen

Titel: Angélique - Hochzeit wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Golon
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mischte, machte sie benommen.
     
    Als sie wieder in der Kutsche Platz nahm, legte ihr jemand ein Rosengebinde und Veilchensträuße in den Schoß.
    »Hier nennt man die Blumen die ›größten Freuden‹«, erklärte eine Stimme. »Sie herrschen über Toulouse.«
    Angélique wurde klar, dass nicht mehr der Marquis d’Andijos neben ihr saß, sondern der andere Mann. Sie beugte sich über die Blumen, um nicht in sein Gesicht sehen zu müssen.
     
    Kurz darauf tauchte vor ihnen die Stadt mit ihren rosafarbenen Türmen und Kirchen auf. Der Zug drang in die engen Straßen ein; tiefe, schattige Passagen, in denen ein purpurfarbenes Licht stand.
     
    Im Palast des Grafen de Peyrac angekommen, wurde Angélique rasch umgekleidet, und man legte ihr eine herrliche weiße
Samtrobe mit Einsätzen aus weißem Satin an. Die Bänder und Schleifen waren mit Diamanten besetzt. Während die Zofen sie ankleideten, reichten sie ihr kalte Getränke, denn sie kam vor Durst fast um. Zur Mittagsstunde begab sich das ganze Gefolge unter Glockengeläut zur Kathedrale, wo der Erzbischof die Brautleute auf dem Vorplatz erwartete.
    Nachdem der Segen erteilt war, schritt Angélique, wie es beim Adel üblich war, allein durch das Kirchenschiff. Der hinkende Edelmann ging vor ihr her, und diese lange, rote, hüpfende Gestalt kam ihr unter den von Weihrauch verhangenen Kuppeldecken mit einem Mal wie der Leibhaftige vor. Draußen hätte man meinen mögen, die Stadt befände sich in einem Festtagstaumel. Angélique vermochte gar nicht zu begreifen, dass dieses ganze Spektakel mit ihrer Hochzeit mit dem Grafen de Peyrac zu tun haben sollte, die doch ein sehr persönlicher Akt war. Unbewusst sah sie sich anderswo nach dem Schauspiel um, das diese Menschen so freudig erregte. Aber die Blicke aller Anwesenden waren auf sie gerichtet, und vor ihr verneigten sich die Edelmänner mit den feurigen Blicken und die prachtvoll aufgeputzten Damen.
    Um von der Kathedrale in den Palast zurückzukehren, bestiegen die Frischvermählten zwei mit herrlichen Schabracken geschmückte Pferde. Der Weg entlang dem Ufer der Garonne war mit Blumen übersät, und die Tänzer in den rosafarbenen Gewändern, die der Marquis d’Andijos die »Fürsten der Liebe« genannt hatte, streuten weiter Körbe voller Blütenblätter aus.
    Zur Linken glitzerte der goldene Fluss, und die Schiffer auf ihren Booten ließen das Paar hochleben.
     
    Angélique bemerkte, dass ihr Lächeln ein wenig starr geworden war. Von dem strahlend blauend Himmel und dem Duft der zertretenen Blumen war sie wie berauscht. Mit einem Mal unterdrückte sie einen Schrei; sie wurde von kleinen Pagen
begleitet, deren Gesichter schwarz wie Lakritz waren. Zuerst hatte sie geglaubt, sie trügen Masken; doch jetzt wurde ihr plötzlich klar, dass ihre Haut tatsächlich schwarz war. Zum ersten Mal sah sie Menschen mit dunkler Hautfarbe. Alles, was sie erlebte, hatte etwas Unwirkliches. Sie fühlte sich vollkommen allein und tief in einem verwirrenden Traum befangen, an den sie sich, wenn sie erwachte, vielleicht vergeblich zu erinnern versuchen würde.
    Und immer noch sah sie im Sonnenschein neben sich das entstellte Profil des Mannes, den alle ihren Gatten nannten und dem sie zujubelten.
     
    Kleine Goldmünzen fielen klimpernd auf die Kieselsteine. Die Pagen warfen sie in die Menge, und die Menschen balgten sich im Staub darum.
     
    Im Park des Palasts hatte man im Schatten lange, weiß gedeckte Tische aufgestellt. Vor den Toren rann Wein aus Springbrunnen, von denen die Leute auf der Straße trinken konnten. Ins Innere durften nur Adlige und Großbürger.
     
    Angélique, die zwischen dem Erzbischof und dem roten Mann saß, konnte nicht essen und sah eine nicht enden wollende Abfolge von Gängen und Gerichten an sich vorüberziehen: Rebhuhnpasteten, Entenbrust, Haselhuhn mit Rosinen, im Ofen gebackene Wachteln, Forellen, Kaninchen, Salate, Lammkutteln, Stopfleber. Die Desserts – mit Pfirsichbeignets garnierte gebrannte Creme, alle Arten von Konfitüren, Honiggebäck – waren unzählbar und die Obstpyramiden ebenso groß wie die kleinen Mohren, die sie darboten. Weine in allen Nuancen vom tiefsten, beinahe schwarzem Rot bis zum hellsten Goldton folgen aufeinander.
    Neben ihrem Teller bemerkte Angélique eine Art winziger,
aus Gold gefertigter Forke. Als sie sich umsah, stellte sie fest, dass die meisten Gäste dieses Instrument gebrauchten, um ihr Fleisch aufzuspießen und zum Mund zu führen. Sie versuchte, es

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