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Angerichtet

Angerichtet

Titel: Angerichtet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Koch
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vorgemacht. Noch immer hoffte ich, dass ich recht hatte.
    »Beau erpresst sie«, sagte Claire.
    Ich fühlte einen kalten Stich in der Brust. Ich rieb mir die Wangen, damit die eventuelle Röte mich nicht verraten würde.
    »Ach ja?«, sagte ich. »Weshalb?«
    Wieder seufzte Claire. Sie ballte die Hände zu Fäusten und trommelte damit auf dem Tischtuch.
    »Ach Paul«, sagte sie. »Ich hätte dich so gerne aus der Sache herausgehalten. Ich wollte nicht, dass du wieder … die Fassung verlierst. Doch jetzt ist alles anders. Inzwischen ist es sowieso zu spät.«
    »Weshalb erpresst er sie? Beau? Womit?«
    Unter der Serviette klang ein Piepston hervor. Ein einziges Piepsen diesmal. An der Seite von Babettes Handy flackerte nun auch ein blaues Licht. Beau hatte offenbar eine Nachricht hinterlassen.
    »Er war dabei. Zumindest behauptet er das. Er sagt, dass er zunächst nach Hause fahren wollte, aber dann hat er es sich doch anders überlegt und ist wieder umgekehrt. Und da hat er sie gesehen. Als sie aus dem Geldautomatenhäuschen herauskamen. Sagt er.«
    Die Kälte in meiner Brust war verschwunden. Ich spürte etwas Neues, beinahe ein Glücksgefühl: Ich musste aufpassen, dass ich nicht zu lächeln anfing.
    »Und jetzt will er Geld haben. Oh, dieses scheinheilige Arschgesicht! Ich habs schon immer … Du doch auch? Du findest ihn widerwärtig, hast du doch mal gesagt. Daran kann ich mich noch gut erinnern.«
    »Aber hat er denn Beweise? Kann er beweisen, dass er sie gesehen hat? Kann er beweisen, dass Michel und Rick den Kanister geworfen haben?«
    Letzteres fragte ich eigentlich nur, um mich selbst zu beruhigen: der final check .
    In meinem Kopf hatte sich eine Tür geöffnet. Einen Spaltbreit. Durch diesen Spalt schien Licht. Warmes Licht. Hinter der Tür befand sich das Zimmer mit der glücklichen Familie.
    »Nein, er hat keine Beweise«, sagte Claire. »Aber vielleicht braucht er die auch gar nicht. Wenn Beau zur Polizei geht und Michel und Rick als Täter anzeigt … Die Bilder von der Überwachungskamera sind sehr undeutlich, aber wenn sie sie mit echten Menschen vergleichen können … Ich weiß auch nicht.«
    Papa
    hat keine Ahnung. Ihr müsst es heute Abend tun.
    »Michel war nicht zu Hause, stimmt’s?«, sagte ich. »Als duihn eben angerufen hast. Als du Babette andauernd nach der Uhrzeit gefragt hast.«
    Auf Claires Gesicht erschien ein Lächeln. Erneut nahm sie meine Hand und drückte sie.
    »Ich habe ihn angerufen. Ihr habt gehört, dass ich ihn am Telefon hatte. Ich habe mit ihm gesprochen. Babette ist Zeugin, sie hat genau gehört, dass ich zu einer bestimmten Uhrzeit mit meinem Sohn telefoniert habe. Sie können die Anrufliste auf meinem Handy kontrollieren und sehen, dass das Telefongespräch wirklich stattgefunden hat und wie lange es dauerte. Das Einzige, was wir gleich noch tun müssen, ist, den Anrufbeantworter zu Hause zu löschen.«
    Ich sah meine Frau an. Zweifellos war meinem Blick Bewunderung abzulesen. Ich brauchte mich noch nicht einmal zu bemühen. Ich bewunderte sie wirklich.
    »Und jetzt ist er bei Beau«, sagte ich.
    Sie nickte. »Zusammen mit Rick. Nicht bei Beau. Sie haben sich irgendwo verabredet. Irgendwo draußen.«
    »Und was wollen sie mit Beau bereden? Wollen sie versuchen, ihn zum Umdenken zu bewegen?«
    Jetzt nahm meine Frau meine Hand in beide Hände.
    »Paul«, sagte sie. »Ich sagte bereits, dass ich dich hier lieber raushalten wollte. Aber jetzt gibt es für uns kein Zurück mehr. Du und ich. Es geht um die Zukunft unseres Sohnes. Ich habe Michel gesagt, dass er versuchen muss, Beau zur Vernunft zu bringen. Und falls ihm das nicht gelingt, müsse er das tun, was ihm am besten erscheint. Ich habe ihm gesagt, dass ich das nicht einmal wissen müsse. Nächste Woche wird er sechzehn. Seine Mutter muss ihm nicht immer sagen, was er zu tun und zu lassen hat. Er ist alt und klug genug, selbst zu entscheiden.«
    Ich starrte sie an. In meinem Blick lag immer noch Bewunderung, doch jetzt war es eine andere Bewunderung als zuvor.
    »Wie auch immer, es ist jedenfalls das Beste, wenn du und ich später behaupten können, dass Michel einfach den ganzen Abend zu Hause war«, sagte Claire. »Und dass Babette alles bezeugen kann.«

[Menü]
    43
    Ich winkte dem Maître d’hôtel.
    »Wir warten noch auf die Rechnung«, sagte ich.
    »Die hat Herr Lohman bereits bezahlt«, sagte der Maître d’hôtel.
    Vielleicht bildete ich es mir ein, aber ich hatte das Gefühl, dass es ihm ein besonderer

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