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Angriff Aus Dem Netz

Angriff Aus Dem Netz

Titel: Angriff Aus Dem Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Falkner
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Minuten, dann fuhr Dodge weiter.
    In dieser kurzen Zeit fiel die Temperatur in der Kabine um mindestens zehn Grad, und Sam war froh, als die Heizung wieder lief.
    »Wenn sie uns in diesem Wetter überhaupt finden wollen, kann es nur durch Wärmesensoren sein«, sagte Dodge. »Ein schwarzer Pick-up, in der Nacht und mitten in einem schweren Sturm, dürfte wahrscheinlich fast unsichtbar sein, aber trotzdem strahlen wir viel mehr Wärme ab als die Umgebung. Wenn sie hier irgendwo mit einer Wärmebildkamera nach uns suchen, erscheinen wir auf ihren Monitoren als knallroter Fleck.«
    Viennas Zustand schien sich immer weiter zu verschlechtern. Manchmal geriet sie in Atemnot, keuchte und hustete, und ihr Gesicht wirkte grau und leblos. Auf der ganzen Fahrt redete sie nur zweimal – einmal bat sie um ein wenig Wasser, später erkundigte sie sich, wo sie sich befanden. Die übrige Zeit saß sie mit geschlossenen Augen in ihrer Ecke, aber Sam konnte nicht erkennen, ob sie schlief oder sich nur ausruhte.
    Eine einsame Straßenlaterne beleuchtete eine Tankstelle, die verlassen im Sturm stand.
    »Halte hier mal an«, sagte Sam. Dodge steuerte den Wagen in die Tankstelle, ohne zu blinken.
    Warum denke ich an so etwas?, fragte sich Sam verwundert. Warum war es wichtig zu blinken, nach allem, was um sie herum geschah? Es war doch so nebensächlich, so unwichtig! Schließlich war weit und breit kein anderes Fahrzeug zu sehen. Trotzdem störte es ihn irgendwie. Würden sie denn an den großen, wichtigen Dingen etwas ändern können, wenn sie wenigstens die kleinen, unwichtigen Dinge richtig machten? Die großen Dinge – wie zum Beispiel Ursula.
    Das ergab keinerlei Sinn. Aber was ergab heutzutage schon noch einen Sinn?
    Dodge hielt neben den Tanksäulen an. Die Tankstelle schien verlassen.
    »Niemand zu Hause«, verkündete Sam. »Wir müssen Vienna den Schutzanzug ausziehen. Und den Staub aus dem Wagen spülen. Vielleicht finden wir irgendwo einen Wasserschlauch.«
    »Draußen ist es eiskalt«, warf Ranger ein, öffnete aber trotzdem seine Tür und stieg aus. Beißende Kälte und dichter Regen fielen sofort über ihn her.
    Sam half Vienna beim Aussteigen. Er schnappte buchstäblich nach Luft, als der Regen auf die ungeschützten Stellen im Gesicht und am Körper prasselte. Innerhalb von Sekunden waren seine Kleider völlig durchnässt. Vienna stand still da; sie schien den Regen nicht wahrzunehmen, als er ihren Schutzanzug öffnete und ihn von ihrem Körper schälte.
    Mit sanften Fingern hob er ihren Kopf an, sodass der Regen durch ihr Haar lief. Sie kniff die Augen zusammen. Er fuhr ihr mit den Fingern durch das Haar, um etwaige Reste an radioaktivem Staub herauszuspülen, dann half er ihr wieder in den Wagen. Dodge hatte inzwischen einen Löschschlauch gefunden und die Sitze gründlich bespritzt, um den Staub aus dem Wagen zu bekommen.
    »Wo ist Ranger?«, fragte Sam.
    Dodge schüttelte nur den Kopf.
    Ein paar Augenblicke später erschien Ranger wieder, beladen mit einem Karton voller Lebensmittel und Getränke, die er im Tankstellenshop besorgt hatte.
    Sam merkte plötzlich, dass er seit vielen Stunden nichts mehr gegessen hatte, und griff gierig nach einer Tafel Schokolade. Besorgt sah er, dass Vienna nichts essen wollte.
    Dodge drehte die Heizung auf volle Leistung, als sie wieder auf den Highway einbogen. Nach ein paar Meilen verwandelte sich die Luft in der Kabine in eine feuchte Nebelsuppe. Sam sah sogar Dampf aus den Kleidern aufsteigen, während sie langsam zu trocknen begannen.
    Bald darauf fand Sam die Antwort auf eine Frage, die ihn gequält hatte, seit sie in Las Vegas untergetaucht waren, die Frage nämlich, was draußen in der Welt vor sich ging. Die Antwort traf ihn wie ein Schock, als sie auf die Interstate nach Kingman einbogen. Auf beiden Fahrspuren standen Autos Stoßstange an Stoßstange, jeder Platz war besetzt, alle Fahrzeuge waren vollgepackt, viele hatten Dachträger, auf denen Möbelstücke, Kartons oder Kisten unter Plastikplanen festgezurrt waren.
    »Was geht denn hier ab?«, fragte Sam erstaunt.
    »Flüchtlinge«, sagte Dodge knapp, und Sam nickte. Dodge hatte recht. Solche Bilder hatte er oft genug gesehen – im Fernsehen, wenn in den Nachrichten Berichte über Kriege oder Naturkatastrophen in fernen, fremden Ländern gesendet wurden. Aber noch nie mit eigenen Augen.
    Noch nie in Amerika.
    »Was haben wir nur getan?«, flüsterte Vienna neben ihm. »Wovor fliehen sie denn?«
    Sam schüttelte nur den

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