Angriff Aus Dem Netz
Sie auch, Olivia.«
Brenda zögerte erneut, aber dann nahm sie doch eine Packung getrockneter Aprikosen, die sie mit ihrer Mutter teilte.
»Es ist mir sehr peinlich, dass wir so hilflos erscheinen«, sagte Brenda. »Aber uns blieb keine Zeit, Verpflegung einzupacken.«
»Wir hatten nicht mal Zeit zum Überlegen«, fügte Olivia hinzu. »Wir rannten einfach los.«
»Warum?«, fragte Sam.
»Brenda und die Kinder übernachteten bei mir«, erzählte Olivia. »Ich wohne in Phoenix. Mein Mann wurde . . . infiziert. Wir haben es gerade noch geschafft zu fliehen.«
»Infiziert?«, fragte Sam vorsichtig.
Olivia und Brenda warfen sich Blicke zu.
»Mit dem Neuro-Virus«, ergänzte Brenda. »Sie wissen doch darüber Bescheid . . . über das Neuro-Virus?«
Wir haben es ausgelöst, hätte Sam am liebsten gesagt, aber das wäre wohl nicht sehr clever gewesen. »Wir waren mehrere Wochen lang von der Außenwelt abgeschnitten. Was ist hier eigentlich los?«
»Es gibt ein Virus«, erklärte Olivia. »Es verbreitet sich durch die Neuro-Verbindungen. Die Leute drehen einfach durch.«
»Sie drehen durch? Wie . . .?«
»Oh, nach außen sehen sie immer noch völlig normal aus«, warf Brenda ein. »Genau wie sonst auch, aber sie ...«
»Tim, mein Mann, kam heute Morgen zu mir und wollte, dass ich sein neues Neuro-Headset ausprobiere«, sagte Olivia. »Aber ich hatte schon die Gerüchte über ein Neuro-Virus gehört, und natürlich weigerte ich mich. Wusste nicht mal, dass er so ein Ding hatte. Aber obwohl ich mich weigerte, drängte er immer weiter, und irgendwann wurde er richtig wütend. Behauptete, ich hätte eine Neurophobie. So hatte ich ihn überhaupt noch nie erlebt. Er war völlig außer sich. Als ich ihn wegstieß und sagte, dass ich niemals so ein Ding aufsetzen würde, packte er mich und versuchte, mir das Headset mit Gewalt auf den Kopf zu drücken. Ich schrie, und Brenda wachte davon auf, und sie . . .«
»Ich hab ihm unseren Buggy über den Schädel gezogen«, sagte Brenda ein wenig reumütig. »Hatte grad nichts anderes zur Hand. Er stand zusammengefaltet neben der Tür. Also nahm ich ihn und ließ ihn ihm auf den Kopf krachen. Er fiel um wie ein Sack Hafer.«
»Und dann klopfte es auch schon an der Haustür«, fuhr Olivia fort. »Unsere Nachbarn. Und alle trugen diese Neuro-Kappen. Irgendwie mussten sie wohl gewusst haben, was bei uns los war. Brenda und ich schnappten die Kinder und flohen durch die Hintertür in die Garage, sprangen ins Auto und fuhren einfach davon.«
»Und jetzt sind wir hier«, sagte Brenda und blickte sich bedrückt um.
»Keine Ahnung, warum Tim sich plötzlich ein Neuro-Headset aufgesetzt hat«, sagte Olivia traurig. »Dabei redeten doch alle seit Tagen über das Virus.«
»Weil es in allen Nachrichten hieß, dass das alles nur eine Falschmeldung gewesen sei«, meinte Brenda. »Wahrscheinlich hat er das geglaubt.«
Olivia schüttelte den Kopf. Tränen stiegen ihr in die Augen.
»Das wird sich bald wieder ändern«, sagte Sam, dem die beiden Frauen unendlich leidtaten. »Alles kommt wieder in Ordnung.«
»Glaube ich nicht«, murmelte Olivia düster. »In Washington sind angeblich schon Straßenschlachten ausgebrochen. Können Sie sich das vorstellen? Soldaten mit Gewehren, Neuros, die auf andere Soldaten ballern. Es herrscht praktisch Krieg.«
»Bürgerkrieg«, ergänzte Brenda.
»Aber in den Nachrichten wurde nichts davon erwähnt«, warf Sam ein. »Auf der Fahrt hatten wir das Radio ununterbrochen an, jedenfalls seit Kingman. Die Sprecher haben kein Wort davon gesagt.«
»Wundert mich nicht«, sagte Olivia verächtlich. »Die Neuros haben sämtliche Radio-und Fernsehsender übernommen. Ich hab gehört, dass es noch einen Sender gibt, der sich Widerstandsradio nennt und von Wichita aus sendet, aber alle anderen wurden neurolisiert.«
Neurolisiert!, dachte Sam. Jetzt gab es tatsächlich schon ein Wort dafür.
»Und dorthin wollen Sie fahren?«, fragte er.
Brenda nickte. »Die meisten Flüchtlinge wollen dorthin. Um die Stadt werden große Flüchtlingslager eingerichtet.«
»Glauben Sie mir«, sagte Sam eindringlich, »die Sache wird bald vorüber sein. Alles kommt wieder in Ordnung. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie oder wann, aber es gibt ein Gegenmittel, und es wird sehr bald zu wirken anfangen.«
Olivia schaute ihn misstrauisch an. »Woher wollen Sie das wissen?«
»Das darf ich nicht sagen.«
Nicht lang danach kamen Dodge und Ranger wieder zurück. Sie brachten warme
Weitere Kostenlose Bücher