Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition)
verpackt geliefert, und ein Überraschungsservice mit allen erdenklichen Verrücktheiten animiert zum Bestellen. Passt oder gefällt ein Angebot nicht, wird es in den Katalog zurückgelegt und schrumpft wieder zur Abbildung. So einfach funktioniert das neue Wunderwerk.
Auch der Tierkauf wird mit dem Virtuell Shopping 3000 zum reinsten Vergnügen. Selbstverständlich können alle Tiere der Einkaufsbibel ebenso wie alle anderen schönen Dinge an Ort und Stelle materialisiert werden. Der gewünschte Artikel wird an der abgebildeten Stelle im Katalog mit dem Finger berührt, und schon entspringt er dem dickleibigen Werk. Mit der Rückgabetaste lässt sich die Auswahl widerrufen. Der gewählte Gegenstand versinkt in den Tiefen der Katalogabbildung, er wird wieder in die Verbannung portiert, und es darf weiter gestöbert werden. Findet ein Artikel Gefallen, erwirbt der Käufer per Daumenabdruck auf dem Feld Kasse den Kaufgegenstand.
Bei der Wahl eines Haustieres aus dem Katalog entfällt der Weg in die nächste Zoohandlung. Tiere können daheim in die Hand genommen, genau betrachtet und dann zurückgesetzt werden. Papas Liebling entnimmt also dem Buch einen Goldhamster und spielt mit dem Tier. Er gefällt ihr gut, sie schließt den goldbraunen Gesellen gleich in ihr junges Herz. Es ist indes ihr erstes Haustier, die Entscheidung fällt schwer. Ob vielleicht ein anderes Lebewesen ihren Wünschen besser entspricht? Eine derartig günstige Gelegenheit, mit mehreren Tieren zu spielen, kommt selten wieder. Deshalb wählt sie noch ein Rosettenmeerschwein und einen Wellensittich und entnimmt die Tiere unverbindlich zur Ansicht. Virtuell Shopping 3000 lädt zum Vergleichen ein.
Das Viehzeug fühlt sich wohl. Die Tiere laufen und hüpfen auf dem Tisch herum, dann gehen sie auf Wanderschaft. Der Vogel flattert auf den Schrank, um alles besser überschauen zu können. Das Meerschwein wird von seiner Punkerfrisur, die ihm die Augen verhängt, behindert und plumpst auf den Teppich. Es ist hungrig und beginnt, das Kabel der Tischlampe genussvoll zu zernagen. In kurzer Zeit veranstaltet die Menagerie ein kleines Chaos.
Drei verschiedene Tiere sind zuviel des Guten, denkt Töchterlein. Außerdem bekommt sie Angst, weil sie sich über die Verabredung mit uns Eltern hinweggesetzt hat. Ein einziges Haustier ist ausgemacht. Was, wenn plötzlich jemand hereinkommt und bemerkt, was sie angestellt hat? Das Donnerwetter möchte sie sich ersparen.
Sie versucht, die Sache in Ordnung zu bringen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Der Sittich schimpft lauthals und beginnt, eine auf dem Schrank abgestellte Trockenblume in tausend Teile zu zerfetzen. Der Hamster quiekt erschreckt, weil der Vogel zetert, und es versteckt sich in den dichten Staubflocken unter dem Bett. Weil ihr selbst der Schreck ob des unerwarteten Spektakels in die Glieder fährt, will das Kind die Tiere wieder in den Katalog verbannen.
Sie greift die Meersau und drückt auf das Rückgabefeld. Doch nichts geschieht! Der Zottel will nicht zurück ins Lager und versucht verzweifelt, sich ihren Händen zu entwinden. Sie klammert ihn fest. Erneut versucht sie, das Tier mit Hilfe der Katalogfunktionen verschwinden zu lassen. Keine Reaktion. Die Technik versagt. Alles Bemühen ist umsonst. Sie drückt das Tier auf sein Ebenbild und versucht, ihn in das voluminöse Katalogbuch hineinzustopfen. Dann schließt sie den Katalog mit voller Kraft. Doch es bleibt eine Beule, eine Wölbung, sichtbar, und das eingeklemmte Meerschwein schreit schmerzvoll. Der neue Spielgefährte lässt sich nicht mehr zurückgeben!
Sie durchblättert den gesamten Katalog, derweil die von ihr entnommenen Tiere immer wilder herum tollen und das Zimmer auf den Kopf stellen. Sie sucht eine Hilfefunktion. Was soll sie mit drei Tieren? Das Geburtstagsgeschenk besteht aus einem Tier ihrer Wahl, und sie hat verdammt lange gebraucht, bis ihr Wunsch erhört wurde.
Im nächsten Anlauf platziert sie den Goldhamster auf die Buchseite, auf der sie sich in sein Foto verliebt hat. Sie versucht, ihn exakt auf die Abbildung zu legen und drückt den kleinen Körper kräftig auf das Papier. Erbärmlich quiekt das Tier und rutscht ein kleines Stück in den Katalog hinein. Ein großer Teil seines Körpers bleibt jedoch erhaben sichtbar. Gewalt anzuwenden, ist sinnlos. Sie gerät in Panik. Gellend ruft sie um Hilfe: »Papi, Papi, der Katalog ist kaputt!«
Väter sind dazu da, den von ihrer
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