Angriff der Killerkekse. Unglaubliche Reportagen und atemlose Geschichten (German Edition)
eine 200-Kilo-Fleischwurst? Und muss ich dem Klops gestatten, dass er mich zerdrückt? Immerhin habe ich für einen vollen Platz bezahlt, und den möchte ich bitteschön auch bekommen.
Ich solle bitte mehr »Verständnis« zeigen, säuselt das uniformierte Mäuschen, das die Passagiere umsorgt. Der Herr sei nun einmal »stark« gebaut und könne sich nicht kleiner machen. In ihre »Crew Rest Compartment« genannte Puppenstube oder in den Frachtraum für Tiere will sie ihn allerdings auch nicht pferchen. Wahrscheinlich würde schon bei seinem Auftreten die Ladung verrutschten und das sensible Fluggerät in gefährliche Schieflage bringen.
Stinksauer blättere ich in einer Illustrierten für die Info-Elite, die mir die Stewardess als Ablenkung vom Unsäglichen spendiert. Bereits im Aufmacher erfahre ich passend zu meiner Nachbarschaft: Deutschland ertrinkt im Fett. Wir sind Schwergewichtsmeister. 53 Prozent der Bevölkerung sind übergewichtig, 18,8 Prozent der Erwachsenen sind sogar krankhaft fettleibig. Die Republik ist bezogen auf das Übergewicht seiner Bürger die uneingeschränkte Nummer Eins in Europa. Was ist das für ein sterbenslangweiliger Artikel! Der Verfasser hätte sich vor der Niederschrift mal von einem Fleischberg knutschen lassen sollen, dann wäre sein Beitrag entschieden lebendiger ausgefallen. Dabei geht es mir nicht um krankhaft Dicke, es geht um diejenigen, die sich eine Plauze angefressen haben und andere damit behindern.
Neben mir schwillt das Ungemach um weitere Kubik. Wenn der Wanst jetzt platzt, stecke ich im wahrsten Wortsinn bis zum Hals in der Scheiße. Ich wünsche die ächzende Fettschürze in die Hölle. Satan würde sich vielleicht über einen extrafetten Braten auf seinem Grill freuen. Erstmals in vielen hundert Flugstunden interessiere ich mich für die Display-Anzeige »Verbleibende Flugzeit« und zähle die Stunden bis zur Landung …
Jäh schwankt das Fluggerät wie eine Arche kurz vorm Kentern. Durchstößt der Pilot die Achse des Bösen? Gibt es atmosphärische Unruhen? Sind Aufrührer an Bord? – Weit gefehlt! Die menschliche Ladung bewegt sich: Ein Nilpferd aus einer hinteren Sitzreihe watschelt Richtung Klo. Zuerst wird ein rosafarbener Turban mit angeklebten blonden Haaren sichtbar. Dann rudern zwei mit goldenen Ketten und Armreifen dekorierte rot verbrannte Armwülste durch den Gang. Sie halten einen monströsen Körper im Gleichgewicht. Eine zerlaufene Tätowierung in der Form Italiens lässt auf die Glanzzeiten der Dame schließen, die sich einstmals eine schlanke Rose in den Oberarm stechen ließ.
Unter ihrem stark ausgeschnittenen orangegrellen T-Shirt mit Goldstickerei schwingen schwere Soft-Titten. Ihr Hängebauch lässt den Eindruck einer weit fortgeschrittenen Schwangerschaft entstehen. Ganz unten wölbt sich ein gewaltiger Quadratarsch, für den vermutlich eine komplette Sitzreihe benötigt wird. Der Riesenschinken steckt in einer türkisfarbenen Stretchhose, die wie ein überstrapaziertes Kondom an ihrem Körper klebt. Ihre aus Dackelbeinen wachsende Fußklumpen werden von goldenen Sandalen umschnürt, die einstmals römische Gladiatoren trugen.
Miss Piggy wird von zwei Halbwüchsigen mit Speckringen um die Hüften vorwärts geschoben. Von hinten versuchen die mit Trägerhemdchen behängten Spanferkel, die mopsige Mama durch den Gang zu pressen. Mit geübten Bewegungen greifen sie hier ins Hüftgold und drücken es nach vorn. Dort heben sie mit vereinten Kräften einen Wulst an, damit sich ihre edlen Weichteile nicht in den Sitzreihen verkannten. Am Ende der paradiesischen Prozession kläfft ein einstmals weißer Pudel. Offenbar einer Tragetasche entsprungen, tanzt die schmuddelige Wurst um die Gesellschaft herum und treibt sie an. Bin ich beim Casting für »Schweine im Weltall« gelandet? Sind die beiden knuddeligen Helfer vielleicht Captain Link Ringelschwanz und sein Wissenschaftsoffizier Dr. Julius Speckschwarte?
Bei jedem Tritt der gigantischen Dame winselt der Airbus um Gnade. Die Bodenplatten biegen sich, aber sie halten stand. Das Fluggerät zittert als schlage sein letztes Stündchen. Madame schnauft zum Steinerweichen, brabbelt auf ihrer Wanderung ins Leere und unterhält die anderen Reisenden, denen sie beim Vorbeidrücken die Arme quetscht. Ihr penetrantes Parfum belästigt als süßlicher Nebel meine Nüstern. Sie duftet wie eine Mischung aus christlicher Ekstase und vergewaltigter Oma. Brechreiz, ich schmecke
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