Angriff der Monster
sich wohl anfühlte, sich in die Luft zu schwingen.
„JA!“, jubelte Herr Golag, als Jaspers Fliege abhob. Jasper war sich sicher, dass das nur ein Zufall war, hütete sich aber davor, das auch zu sagen.
Der Lehrer klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und ging wieder nach vorne.
Jasper testete seine Fliege erneut. Diesmal stellte er sich vor, dass er mehrmals im Kreis herumfliegen und schließlich auf dem Kopf landen würde. Und tatsächlich drehte die Fliege drei makellose Runden und landete dann behutsam mit einem perfekten Kopfstand.
Spitze! , freute sich Jasper. Er grinste und begann zu überlegen, was er wohl alles Lustiges anstellen konnte, wenn er ein Wesen tatsächlich völlig kontrollierte. Selbst wenn das bisher nur eine Fliege war. Ob die Fliege wohl …
Jasper sah nach vorn zu Herrn Golag. Der fummelte in seinem Sack herum und murmelte etwas vor sich hin. Der Meuchelsauger hatte es sich auf seiner Schulter gemütlich gemacht, wiegte sich dort hin und her und brummelte.
Jasper hob das Glas über der Fliege hoch. Aber anstatt abzuschwirren, blieb die Fliege auf dem Tisch sitzen und blickte ihn an. Und Jasper starrte die Fliege intensiv an. Er stellte sich vor, wie sich seine Beine von der Tischplatte lösten und er sich dann in die Luft erhob. Dabei schwirrte er fröhlich mit den Flügeln und nahm Kurs auf Saffy, die drei Tische weiter saß.
Saffy, aufgepasst, jetzt komme ich , dachte Jasper. Nun stellte er sich vor, wie er direkt zu Saffys Nase flog. Und wie schön es dort doch sein musste – für eine Fliege.
Los!, dachte Jasper. Und die Fliege hob ab.
Jasper konnte es einfach nicht glauben. Die Fliege tat genau das, was er gedacht hatte! Sie schwirrte direkt in Saffys Richtung, flog an ihrem Tisch eine Linkskurve und landete mitten auf ihrer Nase.
„Iiihhh!“, kreischte Saffy.
Sie sprang auf, warf dabei ihr Glas zu Boden und schlug mit den Armen wild um sich. Dann musste sie so heftig niesen, dass Jaspers Fliege durchs Klassenzimmerzimmer gewirbelt wurde. Wieder nieste Saffy, stolperte dabei ein paar Schritte zurück und stieß gegen mehrere Tische. Und wieder fielen Glasbehälter zu Boden und zersplitterten.
Herr Golag eilte auf Saffy zu, um sie zu beruhigen, stolperte aber über ein Kabel, das vom Sack des Meuchelsaugers verdeckt war. Sofort gingen alle Lämpchen im Raum aus und in der eintretenden Stille konnte man deutlich den dumpfen Aufschlag hören, mit dem Herrn Golags Kopf gegen etwas Hartes prallte. Mühsam rappelte er sich wieder hoch, kam aber nicht weit.
„Ich …“, murmelte er noch leise, dann sackte er in sich zusammen.
Oh-oh , dachte Jasper. Das war nicht gut. Das war ganz und gar nicht gut.
Im Raum herrschte Totenstille. Niemand rührte sich. Bis sich plötzlich etwas bewegte: der Meuchelsauger. Er hüpfte von Herrn Golags Schulter auf das Lehrerpult. Obwohl der Raum fast dunkel war, erkannte Jasper die messerscharfen Zähne und die schwarzen Lippen des Monsters.
Der Meuchelsauger glitt mit den Vorderbeinen vom Pult herunter und musterte die Schüler. Jasper fühlte sich wie in einer Tiersendung im Fernsehen – nur war er nicht der überlegene Löwe, sondern das Beutetier … Dann wurde es kalt im Klassenzimmer.
„Ich vermute, dass Herr Golag momentan nicht hochgradig konzentriert ist“, flüsterte Jasper.
„Mach doch jemand mal das Licht an!“, hörte Jasper Felix von vorne rufen.
Der Meuchelsauger wandte den Kopf in Felix’ Richtung. Dann schlug er zu.
Felix’ Aufschrei wurde fast augenblicklich gedämpft, als sich das Monster an dessen Nase festsaugte. Jasper sprang vor und versuchte das Biest von Felix wegzuziehen. Aber der unförmige Körper des Monsters bot seinen Fingern kaum Halt.
Jemandem war es gelungen, das Kabel wieder einzustecken, aber das nutzte natürlich gar nichts. Sie konnten durch das Licht nur besser sehen, wie der Meuchelsauger bombenfest an Felix’ Nase haftete. Das Monster wurde ständig größer, das Blut ließ seinen Körper anschwellen. Wie lang hing er jetzt schon an Felix?
Saffy stürzte aus dem Klassenzimmer, um Hilfe zu holen. Der Rest der Schüler verfolgte das Geschehen – erstarrt in blankem Entsetzen. Felix war inzwischen bewusstlos, seine Haut ganz bleich. Nur das schreckliche, schmatzende Saugen des Monsters war in der lähmenden Stille zu hören. Es blieb nicht mehr viel Zeit, um Felix zu retten.
Saffy erschien kurz später mit einem Eimer kaltem Wasser, das sie über Herrn Golags Kopf schüttete. Dieser
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