Angriff der Monster
Nachricht ist, dass wir zusammen ein Team bilden sollen“, sagte Saffy, um Jasper etwas aufzumuntern. „Monster, aufgepasst! Jetzt kommen wir!“
„Für heute reicht’s mir eigentlich mit Monstern“, sagte Felix.
Jasper schluckte. Er hatte immer noch schlimme Schuldgefühle, auch wenn Felix selbst ihm keine Vorwürfe machte.
„Ach komm schon, Felix“, sagte Saffy. „Unsere erste Prüfung! Ist doch toll!“ Sie strahlte.
Eine Prüfung war fast schon so etwas wie eine echte Jagd.
Jasper konnte es gar nicht erwarten, auf eine Jagd zu gehen. Das wäre die erste Gelegenheit für ihn, in der Welt draußen echte Monster zu jagen. Er malte sich aus, wie er Menschen vor den Kreischern, die unter ihrem Bett lauerten, rettete. Oder vor Wandlern, die sie in merkwürdige Dinge verwandelten, vor Kriechern, die sie zum Wahnsinn trieben, oder vor Mampfern, die sie fressen wollten. Oder ihnen das Gesicht wegsaugen. Oder …
„Ihr wisst doch“, sagte Saffy, „wenn wir die Prüfung bestehen, haben wir viel bessere Chancen, füreine echte Jagd ausgewählt zu werden. Und was glaubt ihr wohl, ist das Beste daran?“ Sie sprach jetzt leiser. „Wenn wir auf eine echte Jagd gehen, dann kommen wir raus aus diesem Horrorladen hier. Keine Lehrer mehr, keine Schlägertruppe, keine Monster, die uns zu Tode saugen wollen. Wir können abhauen, wohin wir wollen.“
„Wohin denn abhauen?“, fragte Felix. „Wir wissen doch noch nicht einmal, wo wir hier sind.“
„Völlig egal!“, sagte Saffy schroff. „Überallhin. Hauptsache, weg.“
Jasper verstand schon, was Felix meinte. Sie hatten wirklich keinen blassen Schimmer, wo sie hier waren. Aber auf eine Jagd wollte er unbedingt. Nur Schüler gingen auf eine Jagd, keine Lehrer, keine Aufsichtsschüler.
Jasper musste daran denken, wie begeistert er war, als er bei dem Test den Quaddelquäker gefangen hatte. Wenn es sich schon so gut anfühlte, ein abgerichtetes Monster zu fangen, wie toll musstedas dann erst bei einem wilden Monster sein? Vorausgesetzt natürlich, das Monster fing nicht ihn zuerst.
„Das wird spitze“, begeisterte sich Saffy. „Willst du etwa nicht hier raus, Felix? Das ist unsere Fahrkarte in die Freiheit.“
Felix rollte nur mit den Augen. Vielleicht, dachte Jasper, denkt er noch an unseren ersten Fluchtversuch.
Seit ihrer ersten Minute in Monstrum House dachte Saffy ans Abhauen. Ihr Spitzname lautete Houdini, nach dem berühmten Entfesselungskünstler. Sie war bis jetzt aus jedem Internat abgehauen, in das ihre Eltern sie gesteckt hatten.
„O. k., ihr könnt darüber denken, wie ihr wollt“, sagte Saffy. „Aber vergesst eines nicht: Das Team, das als erstes das Monster fängt und zurückbringt, erspart es sich, sechsmal hintereinander den Strafparcours zu laufen.“
„Schon klar. Man kann es aber auch so ausdrücken: Wenn man es nicht schafft, dann läuft man den Parcours sechs Nächte hintereinander“, sagte Felix.
„Ist überhaupt kein Risiko“, meinte Jasper. „Bei einem Team wie dem unseren ist das Monster schnell gefangen.“
„Und genau diese ganze Monster-Fangerei kann ich nicht leiden“, gestand Felix. „Ich habe keinen Schimmer, was ich an dieser Schule hier überhaupt soll. Euch beiden scheint das ja sogar Spaß zu machen. Aber ich wäre viel lieber zu Hause, auch wenn mir meine Brüder ab und zu eine reinhauen. Mal ganz ehrlich“, sagte er jetzt leise, „was ist das schon – verglichen mit einem unberechenbaren Monster, dessen Schwachstelle man nicht kennt und das einem am Ende das Blut aussaugt?“
Am Abend bevor Felix ins Monstrum House kam, hatten ihm seine älteren Brüder verraten, dass sie auch an dieser Schule gewesen waren. Aber im Gegensatz zu Felix hatten sie es toll gefunden.
„Ach komm, nur keine Angst, du bist doch unheimlich gut in Karate, hast du das vergessen?“, fragte Jasper.
„Dabei geht’s um Selbstverteidigung“, widersprach Felix. „Das lernt man nicht, um jemanden zu fangen. Und außerdem: Sieh doch nur, wie irre diese Monster aussehen!“, fuhr er fort und deutete auf das Lehrbuch, das vor Jasper auf dem Tisch lag.
Jasper warf einen Blick darauf. Das große Buch der Bestien: Grundkurs . Auf der aufgeschlagenen Doppelseite sah man ein Monster, das ein kleines Mädchen zu Tode erschreckte. Und auf der nächsten Seite stand dieser Text:
Jasper schauderte. Felix hatte schon recht. Und einen mordsmäßigen Bluterguss in seinem Gesicht als Beweis.
„Dir geht es wirklich wieder gut?“,
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