Angriff im Eisland (Die Eisdämonen der Elben - Erstes Buch) (Alfred Bekker's Elben-Saga - Neuausgabe / Elbenkinder) (German Edition)
ihnen immer Neuigkeiten aus den weiter entfernt liegenden Gebieten des Zwischenlandes.
Der Halbling hieß Loy Olid und reichte selbst Daron nur knapp über die Hüfte. Damit er es bequemer am Tisch hatte, setzte man ihn auf dicke Kissen.
„Vor drei Jahren fuhr ich die Küste von Maduan entlang, dem Land der Blaulinge, und legte im Hafen von Mintua an, um dort einige Güter an Bord zu nehmen. Dort sah ich auf einem Dock das seltsamste Schiff, das mir jemals unter die Augen kam. Es war ständig von Blitzen umgeben, die auf seiner silberfarbenen Außenhaut knisterten und über die Oberfläche schnellten wie Spinnen, deren lange Beine jemand entflammt hatte. Dieses Gefährt musste irgendeine Magie enthalten. Aber von solchen Dingen versteht Ihr Elben mehr als einer wie ich.“
„Fahrt ruhig fort“, forderte König Keandir.
„Ich erkundigte mich, in wessen Auftrag dieses Schiff gebaut wurde, und erfuhr, dass der Eigentümer ein Magier sei. Leider wollte der nicht mit mir reden, aber als ich einmal in seine Nähe gelangte, erkannte ich deutlich, dass es sich bei ihm um einen Mann aus Eurem Volk handelte.“
„Habt Ihr einen Namen erfahren?“, fragte Keandir.
„Da waren verschiedene Namen im Umlauf.“
„War einer davon vielleicht Jarandil?“
Loy Olid machte ein nachdenkliches Gesicht. „Nun, das ist schon drei Jahre her, und auch wenn das vielleicht für Euch nur ein Augenblick ist, so …“
„Versucht Euch zu erinnern!“, forderte Keandir mit einer Ungeduld, die ganz untypisch für ihn war.
„Ich glaube, Ihr habt recht. Der Name Jarandil wurde von den Blaulingen in den Straßen von Mintua immer wieder erwähnt, obwohl sie ihn etwas anders aussprachen.“
Keandir ballte die Hände zu Fäusten. „Dachte ich’s mir doch!“, entfuhr es ihm.
Daron sah zu Sarwen hinüber, die diesmal neben Brass Shelian, dem Oberhaupt des Schamanenordens, Platz genommen hatte. „Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn wir von dem nichts mehr gehört hätten“, sandte der Elbenjunge einen Gedanken an seine Schwester.
Der abtrünnige Elbenmagier Jarandil, der zusammen mit dem Knochenherrscher von Skara mehrfach versucht hatte, die Macht im Elbenreich an sich zu reißen, war also wieder aus der Versenkung aufgetaucht. Eine ganze Weile hatte man nichts von ihm gehört. Man hatte nicht gewusst, ob er vielleicht tot oder in irgendeiner magischen Zwischenwelt verschollen war.
Lirandil hatte auf einer seiner Reisen gehört, dass sich Jarandil zwischenzeitlich wieder in Skara aufgehalten, sich dann aber mit dem Knochenherrscher zerstritten hätte. Im Reich der Whanur-Echsenmenschen erzählte man sich von einem Magier, der sich selbst bei einem magischen Experiment in eine andere Welt verbannt hatte. Aber die Whanur sprachen den Namen des Magiers derart fremdartig aus, dass möglicherweise auch jemand ganz anderes damit gemeint war, zumal für die Whanur Menschen und Elben ziemlich gleich aussahen. Die kleinen Unterschiede wie etwa die spitzen Elbenohren fielen den Echsenmenschen nicht wirklich auf.
Genaueres war einfach nicht in Erfahrung zu bringen. Jarandil schien einfach wie vom Erboden verschluckt. Und nun gab es diese alarmierenden Neuigkeiten. Auch wenn Loy Olids Erlebnis schon drei Jahre zurücklag, interessierte es sowohl König Keandir als auch seine beiden Enkel brennend, vor allem, welche Pläne Jarandil wohl verfolgte.
„Fahrt fort, werter Loy Olid!“, forderte der Elbenkönig seinen Gast auf.
„Dieses Schiff hat mich damals einfach nicht losgelassen“, bekannte der Halbling. „Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie es überhaupt schwimmen sollte, ohne Segel und aus schwerem Metall bestehend. Dann erfuhr ich, dass dieses blitzende Silberschiff angeblich durch das Eis des Nordmeeres fahren kann, durch ein gefrorenes Meer!“ Loy Olid zuckte mit den Schultern. „Ich konnte leider nicht in Mintua bleiben, bis der Bau des Schiffes abgeschlossen war und man es zu Wasser ließ.“
„So plante Jarandil also vor drei Jahren eine Reise ins Nordmeer“, stellte Keandir fest.
„Das wird kein Zufall sein“, meinte Branagorn.
„Er wird seine Reise durch das Eis längst hinter sich gebracht haben“, war Daron überzeugt. „Ob das etwas mit dem Auftauchen der Eisdämonen zu tun hat?“, fügte er mit einem Gedanken hinzu, der für Sarwen bestimmt war.
Aber deren Aufmerksamkeit war für einen Moment abgelenkt. Sie sah Brass Shelian an, dem Obersten Schamanen der Elben, und plötzlich wurde Daron etwas
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