Angriff im Eisland (Die Eisdämonen der Elben - Erstes Buch) (Alfred Bekker's Elben-Saga - Neuausgabe / Elbenkinder) (German Edition)
verhalten. „Du meinst, wir sollten uns nach niemand anderem richten, weil wir einzigartig sind?“
„Ja.“
„Trotzdem – ich hoffe, dass ich nicht noch mal ganz von allein wachse, ohne dass ich es kontrollieren kann. Mir gefällt das nicht.“
„Alles verändert sich, Daron. Warum willst du da eine Ausnahme bilden?“
Im Festsaal des Palas trafen sie auf die Heilerin Nathranwen, die beide Elbenkinder schon von Geburt an kannte und sich stets um sie gekümmert hatte.
„Wo ist uns Großvater?“, fragte Daron.
„Ihr könnt jetzt nicht zu ihm“, sagte Nathranwen.
„Wir haben ihm etwas sehr Wichtiges mitzuteilen“, erklärte Sarwen.
Aber Nathranwen schüttelte den Kopf. „Er verabschiedet sich gerade von Herzog Branagorn.“
„Verabschieden?“, fragte Daron.
In diesem Moment wurde die Tür zu einem Nebenraum geöffnet, und König Keandir und Herzog Branagorn von Elbara traten hindurch in den Saal. „Lebt wohl, mein Freund und Gefährte“, sagte Keandir. „Auf dass Ihr in Estorien dem Geist Eurer verstorbenen Geliebten nahe seid.“
„Ich danke Euch für Euer Verständnis, mein König.“
„Ich lasse Euch ungern ziehen, denn es wird schwer werden, einen Nachfolger zu finden, der das Zeug hat, Herzog von Elbara zu sein.“
„Ich empfehle Euch meinen Verwalter Deranos“, entgegnete Branagorn. „Allerdings ist er ein Mensch.“
„Das heißt, er wird nicht lange leben. Aber als Übergangslösung für die nächsten Jahrzehnte, bis ich einen Nachfolger bestimmt habe, wird es gehen.“ Der König seufzte. Wie hätte er Branagorn seinen schon lange geäußerten Wunsch, nach Estorien, ins Land der Geister, überzusiedeln, auch abschlagen können? Schließlich hatte Keandir ja den gleichen Wunsch. Seine Gemahlin Ruwen war während des Großen Krieges gegen den Dunklen Herrscher ums Leben gekommen. Daron und Sarwen waren ihrem Eldran-Geist während ihrer eigenen Reise nach Estorien begegnet, und natürlich hatten sie König Keandir davon berichtet. Daron hatte sehr wohl bemerkt, dass seitdem der Wunsch seines Großvaters, die Herrschaft über Elbiana abzugeben und ebenfalls nach Estorien einzuziehen, noch stärker geworden war.
Branagorn warf einen Blick auf Daron und bemerkte offenbar, wie sehr der junge Prinz gewachsen war, denn er sagte an Keandir gerichtet: „Wer weiß, mein König, vielleicht werden wir uns ja schon sehr bald wiedersehen. Und davon abgesehen – etwa zehn Jahre werde ich wohl noch brauchen, bis ich in Elbara alle meine Angelegenheiten geregelt habe und wirklich aufbrechen kann.“
„Beim Festbankett heute Abend werdet Ihr sicherlich viele alte Freunde treffen“, äußerte Nathranwen.
„Darauf freue ich mich sehr. Vor allem möchte ich mit Lirandil und Sandrilas noch einmal über die alte Zeiten sprechen, als wir auf der Insel Naranduin landeten.“
„Es tut mir leid, aber Lirandil und Sandrilas sind derzeit in meinem Auftrag auf einer sehr weiten Reise unterwegs“, erklärte König Keandir.
Branagorn hob die Augenbrauen. „Oh, das ist bedauerlich. Eigentlich hatte ich gehofft, die beiden noch einmal zu treffen, bevor ich mich endgültig auf den Weg ins Land der Geister mache. Ein bisschen über die alten Zeiten plaudern, das hätte mir gefallen.“
„Nun, wenn Ihr noch zehn Jahre braucht, um Eure Reise vorzubereiten, wird sich gewiss eine andere Gelegenheit für ein Wiedersehen ergeben“, erwiderte Keandir zuversichtlich. „So lang wird die Reise der beiden sicherlich nicht dauern.“
„Wohin sind sie unterwegs, mein König?“, wollte Branagorn wissen. Schnell fügte er hinzu: „Sofern es mir erlaubt ist, das zu fragen.“
Keandir lächelte. „Natürlich dürft Ihr danach fragen. Die beiden sind ins Eisland aufgebrochen.“
„Ah ja …“ Branagorn nickte. „Einer der wenigen Winkel des Zwischenlandes, über deren Bewohner wir kaum etwas wissen.“
„Das wird sich bald ändern“, war Keandir überzeugt.
Da konnten sich Daron und Sarwen nicht länger zurückhalten. Das, was sie in der Werkstatt auf dem Elbenturm erlebt hatten, platzte geradezu aus ihnen heraus.
Als sie geendet hatten, fragte Keandir mit gerunzelter Stirn: „Vorstöße der Eismenschen?“
Die Angehörigen dieses rätselhaften Volkes hatten zumeist menschliche Gestalt, auch wenn die vollkommen aus Eis bestand, das allerdings genauso biegsam war, als bestünden sie aus Fleisch und Blut. Allerdings hatten sie keine Gesichter, und die Zahl ihrer Arme und Beine war auch
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