Angriff im Eisland (Die Eisdämonen der Elben - Erstes Buch) (Alfred Bekker's Elben-Saga - Neuausgabe / Elbenkinder) (German Edition)
nicht immer gleich.
Soweit bisher bekannt war, benutzten sie keinerlei Sprache. Wie sie sich verständigten, war unklar. Vielleicht übertrugen sie ihre Gedanken. Aber das wusste niemand.
Sie konnten ihre Gestalt verändern, und ihre Größe war sehr unterschiedlich. Manche von ihnen waren doppelt so groß wie ein Mensch oder Elb, andere reichten einem Elbenkind lediglich bis zu den Knien.
Im Norden fror im Winter der Großteil des Meeres zu, und der Eispanzer des Eislandes dehnte sich dann aus. Aber es war ungewöhnlich, dass dies zu dieser Jahreszeit geschah. Schließlich herrschte im Zwischenland gerade Frühling.
„Vielleicht ist Magie im Spiel“, glaubte Nathranwen. „Eis lässt sich durch Magie leicht beeinflussen, wie man in den klassischen Schriften der Elben nachlesen kann.“
„Tatsache ist, dass die Eismenschen immer wieder mal Vorstöße in den Süden unternommen haben“, sagte König Keandir. „Sie drangen jedes Mal ein Stück weit über die Grenze nach Nordbergen oder Meerland, gaben sich aber nur selten kriegerisch. Lirandil glaubt seit geraumer Zeit, dass sie eigentlich in Verbindung mit uns treten wollen, aber nicht wissen, wie sie das anstellen sollen, da wir für sie genauso fremdartig sind wie sie für uns.“
„Es wundert mich, dass es den Eismenschen überhaupt möglich ist, das Eisland zu verlassen“, sagte Sarwen.
„Wir nehmen an, dass sie das nur für kurze Zeit können“, erklärte Keandir. „Während des Großen Krieges gegen Xaror habe ich deswegen den Gedanken aufgegeben, die Bewohner des Eislandes für ein Bündnis zu gewinnen.“
„Aber Asagorn berichtete von einer Eiswand, die sich nach Süden schiebt“, gab Daron zu bedenken. „Und das im Frühling!“
„Das Eis des Nordmeers schiebt sich jedes Jahr nach Süden vor“, erklärte Keandir. „Aber das Eis des Eislands muss erfüllt sein mit Magie. Und was ihr gerade berichtet habt, spricht ebenfalls dafür, dass Magie im Spiel ist, so wie die ehrenwerte Nathranwen gerade schon äußerte.“
„Was wirst du unternehmen?“, fragte Daron den König.
Keandir sah seinen Enkel an und hob die Augenbrauen. „Nanu, so interessiert an den Aufgaben eines Königs? Es scheint, als wärst du in der letzten Zeit nicht nur der Länge nach gewachsen, sondern auch innerlich.“
„Das beantwortet nicht meine Frage!“, murrte Daron lautlos für sich. Allerdings war dieser Gedanke sehr intensiv. Auch wenn die geistige Verbindung zwischen Daron und seinem Großvater lange nicht so stark war wie die zu seiner Schwester Sarwen, so kam es doch hin und wieder vor, dass König Keandir mitbekam, was seinem Enkel durch den Kopf ging. Genau das war in diesem Moment der Fall, wie Daron an der Antwort des Königs erkannte.
„Ich habe bereits etwas unternommen“, erklärte er. „Ich habe Lirandil und Sandrilas vor ein paar Monaten ausgesandt, nachdem Kapitän Garantor von seiner Reise in die nordöstlichen Herzogtümer zurückkehrte und von drachenähnlichen Kreaturen berichtete, die ein bläuliches Feuer speien. Garantor selbst will diese Wesen von einem Schiff aus gesehen haben. Sie wanderten die Küste des Eislandes entlang oder trieben auf Eisschollen im Meer. Eisdämonen, so nennt man sie in Nordbergen und Meerland inzwischen.“
„Wieso weiß ich nichts davon?“, fragte sich Daron. Schließlich war seit seiner Rückkehr aus Estorien schon ein ganzes Jahr vergangen.
Keandir sah seinen Enkel sehr ernst an. Und in diesem Moment vernahm Daron sogar die Gedanken seines Großvaters, was wirklich nur sehr selten vorkam. „Du hast am Tisch gesessen, als Kapitän Garantor von seiner Fahrt berichtete. Aber es erschien dir wohl nicht bedeutsam genug. Dein Interesse an dem, was ein König tun sollte, war nicht immer so groß, wie ich es mir gewünscht hätte …“
Daron erinnerte sich vage an die Erzählungen von Kapitän Garantor, die dieser während der Festbankette im Palas zum Besten gegeben hatte.
„Nach unserer Rückkehr aus Estorien musste ich wohl erst über vieles nachdenken, was mich selbst betraf“, sagte Daron schließlich laut. Immerhin hatten sie dort die Geister ihrer toten Eltern getroffen und Dinge erlebt, die sie beide innerlich sehr aufgewühlt hatten.
Ein Magier aus der Versenkung
Am Abend war auch ein Händler aus dem Reich der Halblinge von Osterde auf dem Festbankett anwesend. Er hatte gerade mit seinem Schiff in Elbenhaven angelegt. Solche Gäste lud König Keandir gern ein, erfuhr er doch von
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