Angriff im Eisland (Die Eisdämonen der Elben - Erstes Buch) (Alfred Bekker's Elben-Saga - Neuausgabe / Elbenkinder) (German Edition)
bewegte. Es war eine Gestalt, die von ihren Umrissen her einem Elben oder Menschen glich, allerdings insgesamt etwas breiter war. Und der Kopf hatte kein Gesicht.
„Ein Eismensch!“, sagte Daron laut, ließ Rarax einen Bogen fliegen und kehrte dann zu jener Stelle zurück, wo er das geheimnisvolle Wesen gesehen hatte.
Der Eismensch erhob sich für einen Moment zur vollen Größe.
Er hob den Kopf, und hätte er Augen gehabt, hätte er in diesem Moment geradewegs zu den heranschnellenden Elbenkindern gesehen.
„Bei allen Elbenkönigen!“, rief Thamandor, der das Wesen nun auch sah. Seine rechte Hand glitt zu einer seiner beiden Einhand-Armbrüsten, die er am Gürtel trug, sodass er sich vorerst nur noch mit einer Hand am Fell des Riesenfledertiers festhalten konnte.
Der Eismensch sprang plötzlich nach vorn und sank kopfüber in das Eis. Sofort verschmolz er mit dem grauweißen Untergrund und war innerhalb eines Augenblicks nicht mehr zu sehen.
Rarax stieß einen durchdringenden Ruf aus. Ihm schienen die starken magischen Kräfte, die von dem Eis ausgingen, ebenfalls zu schaffen zu machen. Kleine Blitze zuckten an manchen Stellen aus der gefrorenen Oberfläche.
Hatte das vielleicht mit dem Einsinken des Eismenschen zu tun?
Daron und Sarwen hatten darauf keine Antwort.
„Seltsame Kreaturen sind das“, meinte Thamandor. „Und es ist bedenklich, dass sie so weit in den Süden vordringen.“
Daron ließ Rarax im Tiefflug einen Bogen fliegen, in der Absicht, nach Meergond zurückzukehren und dort zu landen.
Aber in diesem Moment brach das Eis plötzlich auf. Die Risse verzweigten sich, und für einen Augenblick erinnerte die Eisfläche an einen zersprungenen Spiegel.
Dann wurde das Eis förmlich auseinander gesprengt, und ein wurmähnliches Wesen schnellte aus der Tiefe hervor. Es war ungefähr so groß wie ein erwachsener Elbenkrieger und so dick wie ein ausgestreckter Arm.
Das Maul des Eiswurms war weit aufgerissen, schnappte nach Rarax' Füßen, und das Riesenfledertier schrie auf, als der Wurm zubiss.
Zähne waren in dem Maul des Wurms zwar nicht zu sehen, aber das bedeutete nicht, dass er nicht allein mit den Kiefern kraftvoll zubeißen konnte.
Rarax flatterte in wilder Panik empor, während ihm der Wurm am Hinterbein hing.
Thamandor nahm eine seiner Einhand-Armbrüste, beugte sich vor und zielte. Aber der Wurm schwankte zur Seite, denn Rarax versuchte, diesen Quälgeist abzuschütteln. Der Bolzen aus Thamandors Armbrust verfehlte das Wesen und traf auf die Oberfläche des Eises, wo ein greller Blitz aufflammte. Das musste daran liegen, dass sich das magische Gift in Thamandors Armbrustbolzen nicht mit der magischen Kraft, die in dem Eis schlummerte, vertrug.
„Ah!“, stöhnte Thamandor auf, der direkt in den grellen Blitz geblickt hatte. Seine empfindlichen Elbenaugen waren dadurch erst einmal geblendet, sodass er für einen Moment nichts mehr sehen konnte. Er wäre um ein Haar in die Tiefe gestürzt, als Rarax erneut eine sehr abrupte Flugbewegung ausführte.
Der in den Fuß des Riesenfledertiers verbissene Wurm schwang heftig hin und her. Sarwen beugte sich über Rarax' Schulter und streckte beide Hände aus, während Daron weiterhin versuchte, das Riesenfledertier unter seiner geistigen Kontrolle zu halten. Die Augen des Elbenmädchens wurden vollkommen schwarz, bläuliche Blitze schossen aus ihren Fingerspitzen und trafen den Wurm.
Es zischte, der Griff seines Mauls lockerte sich, und er fiel in die Tiefe, während die Blitze noch um seinen Körper zuckten. Mit einem dumpfen Klatschen schlug er aufs Eis.
Wieder gab es eine grelle Lichterscheinung, von einem Augenblick zum anderen schmolz das Eis in einem Umkreis von zwanzig Schritten, und der Wurm sank zischend darin ein. Nur einen Augenaufschlag später war das Eis wieder erstarrt und von dem Geschöpf nichts mehr zu sehen.
Rarax jaulte auf. Der Fuß, an dem der Eiswurm gehangen hatte, schien ihn zu schmerzen.
„Keine Sorge, Rarax, es wird in Meergond mit Sicherheit einen Elbenheiler geben“, versprach Sarwen.
„Du sprichst mit diesem Riesenfledertier, als würde es dich verstehen“, hielt ihr Thamandor vor.
„Wenn es unsere Gedankenbefehle versteht, warum nicht auch unsere Worte?“, fragte Sarwen. „Wir sind es, die leider seine Gedanken nicht verstehen können.“
„Wenn er die euren versteht und euch gehorcht, genügt das doch völlig“, meinte Thamandor.
„Und genauso denkt Ihr von den Eismenschen?“, fragte
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