Angriff im Eisland (Die Eisdämonen der Elben - Erstes Buch) (Alfred Bekker's Elben-Saga - Neuausgabe / Elbenkinder) (German Edition)
einen Gedanken von Sarwen, der das offenbar auch gleich aufgefallen war. „Das Glas vergrößert ferne Dinge, wenn man sich darauf konzentriert.“
„Wie praktisch. Asagorn scheint einen fähigen Hofmagier zu haben“, antwortete Daron.
„Mag sein. Aber wie ich dir schon sagte, dieser Goladorn mag uns nicht. Und das nicht nur, weil er eifersüchtig auf unsere magische Stärke ist, sondern …“
„Was?“
„Es war nur ein kurzer unbeherrschter Gedanke, den ich von ihm aufgefangen habe, aber ich glaube, er mag grundsätzlich keine Halbelben. Und die Aussicht, dass du mal König werden sollst, empört ihn zutiefst.“
Mit dieser Haltung stand Goladorn innerhalb der Elbenheit leider nicht allein. Immer wieder trafen Daron und Sarwen auf Misstrauen, weil ihre Mutter eine Menschenfrau gewesen war. Einem Teil der Elbenheit wäre es sicherlich lieber gewesen, wäre auch in Zukunft ein reinblütiger Elb König des Elbenreichs gewesen. König Keandir hatte in dieser Hinsicht schon eine Menge Überzeugungsarbeit geleistet, doch es würde dennoch immer einige Elben geben, die Vorurteile gegen die beiden Halbelben nur aufgrund ihrer Abstammung hegten.
Außer Asagorn und seiner Tochter Emwén waren auch Asagorns Vater Herzog Isidorn von Nordbergen und Herzog Mirgamir von Noram anwesend. Sie waren schon vor einer ganzen Weile in Meergond eingetroffen, um Asagorn beizustehen. Zudem würde die Gefahr aus dem Eisland früher oder später auch ihre Herzogtümer bedrohen.
„In den Mauern der Stadt befinden sich viel Flüchtlinge aus dem Norden von Meerland“, berichtete Asagorn. „Es sind zumeist Elben, aber auch Menschen, Halblinge und Zylopier sind darunter, die ich angeworben habe, damit sie sich im Land ansiedeln – denn wir Elben sind ja allein nicht zahlreich genug, um dieses riesige Gebiet zu bevölkern und zu kultivieren.“
„Ich habe meinem Sohn geraten, Meergond aufzugeben“, meldete sich Isidorn von Nordbergen zu Wort. „Die Eismassen haben alle Bauwerke in den nördlichen Gebieten niedergewalzt. Die Mauern von Meergond werden auf Dauer niemanden schützen.“
„Das ist nicht so einfach, wie Ihr meint, Vater“, entgegnete Asagorn, und es wurde allen Anwesenden deutlich, dass sie wohl schon häufiger über dieses Thema geredet hatten. „Das Meer ist so weit zugefroren, dass wir alle Einwohner gut hundert Meilen weiter nach Süden bringen müssten, wo sich vielleicht noch eisfreie Anfurten befinden.“
„Wie auch immer, jetzt wird ja mit dieser Eisplage aufgeräumt“, meinte Thamandor und hob den Flammenspeer.
„Eine langfristige Lösung des Problems ist das sicherlich nicht“, befürchtete Herzog Mirgamir. „Es treiben bereits Eisberge an die Küste von Noram. Das hat es bisher noch nie gegeben. Schon gar nicht im Frühling. Ich wage gar nicht daran zu denken, wie der Winter werden wird.“
„Auch die Bucht von Nordgond ist vollkommen mit Eis bedeckt“, berichtete Isidorn von Nordbergen. „Genau wie der Seeweg ums Eisland herum. Ich habe vergeblich versucht, per Schiff nach Meerland zu gelangen, und sah mich schließlich gezwungen, ein Elbenpferd zu nehmen.“
Thamandor legte seinen Flammenspeer auf die runde Tafel, die sich in der Mitte des Turmzimmers befand. „Wie gesagt, ich denke, dass wir der Lage Herr werden können. Und was dort draußen im Eis an kriegerischen Kreaturen auch kreucht und fleucht, es wird sicher rasch eingeschüchtert sein, wenn ich diesen Speer ein paar Mal auf die richtige Weise zum Einsatz gebracht habe. Auf Magie allein würde ich mich jedenfalls nicht verlassen!“
„Das tun wir auch nicht“, entgegnete Goladorn, der sich durch Thamandors Bemerkung angegriffen fühlte.
„Das stimmt“, erklärte Asagorn. „Schon seit langem sorge ich dafür, dass alle Mauern, die zunächst nur durch Magie errichtet waren, nach und nach zu echten Steinmauern werden. Darum beschäftige ich auch so viele zylopische Riesen.“
„Was nicht heißt, dass ich den Zauber der Gemäuer nicht regelmäßig erneuere“, ergänzte Goladorn mürrisch.
„Wir kennen das Problem auch aus anderen Teilen des Elbenreichs“, sagte Thamandor. „Langsam, aber sicher schwindet die Macht der alten Bauzauber, und wenn man da nichts tut, bricht alles zusammen.“
Emwén wandte sich leise an Daron. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Wispern und störte das Gespräch der Herzöge nicht. „Die Mauern von Meergond sind so stark, wie es bei kaum einer anderen Elbenfestung der Fall ist“, sagte
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