Angstpartie - Thriller
schließlich selbst und hoffte, dass der Verdacht auf die Syrer fallen würde. Doch
die Methode, die er wählte, war zu subtil. Deshalb gingen wir nie davon aus, es wären syrische Auftragsmörder gewesen.«
Ein wenig verlegen betrachtete Liz ihr Weinglas. »Allerdings konzentrierten wir uns zu sehr auf den Mord an Abboud - und darauf, herauszufinden, wie die Syrer erfahren hatten, dass er für Geoffrey Fanes Abteilung in Zypern arbeitete. Erst dachten wir, Sie könnten der Maulwurf sein, dann vermuteten wir, Andy Bokus wäre es. Als wir ihn schließlich mit Kollek sahen, waren wir uns dessen sicher. Aber wir haben uns getäuscht.«
»Sie konnten kaum etwas anderes denken«, sagte Miles verständnisvoll. »Wer hätte je diesen unwahrscheinlichen Zufall bedacht: Derjenige, der sich die ganze angebliche Bedrohung ausgedacht hat, erfährt plötzlich, dass Sie und wir inzwischen davon wussten?«
»Und Kollek nutzte diese unerwartete Gelegenheit auf brillante Art und Weise. Er hatte es mit den Geheimdiensten zweier Länder zu tun, die eigentlich zusammenarbeiten sollten, sich aber stattdessen immer argwöhnischer belauerten. Er konnte sich zurücklehnen und das Misstrauen arbeiten lassen. Uns allen kam überhaupt nicht in den Sinn, dass nur eine einzige Person mit ihren eigenen abstrusen Zielen hinter der Sache stecken könnte.«
Miles leerte sein Glas und stellte es bedächtig ab. »Ist es nicht verwunderlich, wie viel Unheil ein einzelner Mensch anrichten kann, obwohl uns die modernste Aufklärungstechnik und ein riesiger bürokratischer Apparat zur Verfügung stehen?«
Liz dachte einen Augenblick lang darüber nach. »Nun ja«, antwortete sie schließlich, »genau genommen beschäftigen wir uns schon immer vorwiegend mit den Taten von Einzelnen und weniger mit den Entscheidungen von Regierungen oder Verwaltungsorganen. Das macht unsere Arbeit
doch so interessant. Würde Ihnen Ihre Aufgabe auch nur halb so viel Spaß machen, wenn wir es mit Bürokraten und Institutionen zu tun hätten?«
»Ganz sicher nicht«, erwiderte Miles mit Nachdruck. »Und Ihnen geht es genauso.«
Plötzlich klang er ziemlich traurig. Zu Liz′ Bedauern hatte ihre gemeinsame Mittagspause eine melancholische Note bekommen. Doch bald lächelte Miles wieder. »Ein paar ungeklärte Fragen gibt es aber noch«, stellte er fest.
»Sogar eine ganze Menge«, antwortete Liz. Doch das galt für jeden Fall. Und nicht immer fand sich für alles eine plausible Erklärung. »Denken Sie an irgendetwas Bestimmtes?«
»Ich wüsste gern, warum sich Kollek an Hannah Gold herangemacht hat. Weshalb interessierte er sich für sie?«
»Ich nehme an, ursprünglich gehörte sie zu seinem Plan B - falls die Konferenz trotz all seiner Bemühungen ihren Gang genommen hätte.Vermutlich hätte sie ihm geholfen, irgendwo Sprengstoff zu deponieren und ihn zu zünden. Unabsichtlich natürlich. Doch dann erfuhr Kollek, dass Sophie, Hannahs Schwiegertochter, früher beim Geheimdienst gearbeitet hat. Vielleicht glaubte er sogar, sie täte es immer noch. Wahrscheinlich hat er Hannah observiert, hat gesehen, dass ich Sophie besuche, und eins und eins zusammengezählt. Er dachte, wenn er mich loswürde …«
»Er dachte es nicht nur, Liz, er hat es versucht.«
Liz nickte. »Als das nicht klappte, hat er sich von dieser Möglichkeit verabschiedet. Zu riskant. Fortan hat er Hannah nur noch benutzt, um uns zu beschäftigen und zu verwirren.«
»Kollek hat viele falsche Spuren gelegt: Es gab den vermeintlichen spanischen Heckenschützen, die leere Gewehrhülle - es gab Hannah …«
»Er war clever und hat brillant improvisiert.«
»Und er hatte Glück.«
»Finden Sie?«, fragte Liz. »Ich würde sagen, das Glück war auf unserer Seite.« Sie dachte an die vielen Zufälle bei dieser Ermittlung: Abboud erfuhr durch seinen Vorgesetzten von der Bedrohung. Sie selbst überraschte den seltsamen Gärtner in Marchams Garten. Der eifersüchtige Dougal beobachtete Jana bei einem Treffen mit Kollek und erinnerte sich daran. Jedes Mal war Glück im Spiel gewesen.
»Vielleicht«, gab Miles zu. »Aber entscheidend war, dass Sie dieses Glück erfolgreich genutzt haben. Das wäre nicht jedem gelungen. Glauben Sie mir.« Er bedeutete dem Ober, dass er die Rechnung haben wollte.
»Vielen Dank für das wunderbare Essen«, sagte Liz. »Dieses Restaurant muss ich mir merken. Und das nächste Mal lade ich Sie ein.«
Miles lächelte schief. »Dann müssen Sie mich besuchen
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