Angstpartie - Thriller
sie während des Lunchs das Thema Gleneagles ausgespart. Miles fragte Liz nach ihrer Familie, und sie erzählte ihm von ihrer Mutter und davon, wie sehr sie sich in Edward Treglown getäuscht hatte. Miles lachte über ihre ursprüngliche Vorstellung, Edward müsse ein Witwentröster und Heiratsschwindler sein. Dann erzählte er von Damaskus: Er beschrieb eine Hauptstadt und ein Land, in dem sich Tradition und Moderne auf seltsame Art vermengten, wo die neueste Computersoftware und uralte Souks Seite an Seite existierten, wo sich der Islam und ein altes christliches Weltbild aneinander rieben.
Die beiden verzichteten auf ein Dessert. Als sie Kaffee bestellt hatten, wurde Miles plötzlich sehr still und Liz hatte das Gefühl, dass dies der richtige Zeitpunkt war, über die komplizierte Verkettung von Ereignissen zu sprechen, in die sie beide verstrickt waren.
»Sie wissen, dass Sie uns bei der Sache mit Kollek sehr geholfen haben?«
»Ich?« Miles schien freudig überrascht. Liz fand seine Bescheidenheit sympathisch.
»Ja. Nur weil es Ihnen gelungen ist, in Tel Aviv so ausführlich mit Teitelbaum über Kollek zu sprechen, wussten wir, was ihn antrieb. Warum er tat, was er tat.«
Miles nickte widerstrebend. »Schon möglich«, sagte er. Dann verfiel er wieder in ein nachdenkliches Schweigen - und es gab viel, worüber man nachdenken konnte. Kolleks ursprünglich recht einfacher Plan war bis zu seinem bizarren Ende immer komplizierter geworden. Hätte die Explosion wie von ihm beabsichtigt am Ufer stattgefunden, so wären der syrische Präsident und der israelische Ministerpräsident vermutlich umgekommen. Letzten Endes hatte nur die sorgfältige Ausbildung, die die Hundetrainerin ihren Schützlingen angedeihen ließ, die Katastrophe verhindert. Kreuzer war das einzige Opfer gewesen. So traurig und erschütternd der Tod des treuen Tieres sein mochte - im Vergleich zu dem, was hätte passieren können, war der Schaden gering. Er hatte nicht annähernd das historische Ausmaß erreicht, auf das Kollek gehofft hatte.
Dabei war er zumindest anfänglich recht klug vorgegangen, dachte Liz, und sprach es auch aus.
»Aber was ist mit dem Kricketstadion?«, fragte Miles, genau wie Peggy in Gleneagles.
Liz schüttelte den Kopf. »Dass wir ihn dort mit Bokus sahen, war für Kollek eher ein Vorteil, denn wir hatten sofort Ihren CIA-Kollegen als Drahtzieher in Verdacht. In der Tat glaubten wir jedes Mal, wenn wir irgendeine Verbindung zu Kollek fanden, er handle im Auftrag eines Geheimdienstes - vor allem natürlich für den Mossad. Dabei war es umgekehrt. Er zog die Fäden und spannte alle für sich ein. Auch uns.«
Miles schenkte Liz den letzten Schluck aus der Flasche Crozes Hermitage ein. Heute hatte sie ihr Limit von höchstens
einem Glas Wein zum Lunch überschritten. Doch mit diesem Essen schloss sie den Fall für sich ab, und das war es ihr wert.
»Was ich gern wüsste«, begann Miles, »ist, was Kollek ursprünglich geplant hatte. Stellen Sie sich vor, wir hätten die Informationen von Fanes Quelle in Zypern nicht bekommen. Dann hätten wir nie erfahren, dass irgendetwas vor sich ging.«
»Ich glaube, seine Absichten waren sehr eindeutig. Erst spielte er den syrischen Geheimdiensten die Information zu, dass Veshara und Marcham Spione seien - in der Hoffnung, die Syrer würden die beiden liquidieren. Er wollte, dass sich die Falken in Damaskus durchsetzten und auf Konfrontationskurs gingen. Wenn syrische Killer Marcham und Veshara getötet hätten, hätte der Mossad zwei wichtige Informanten verloren. Die israelische Regierung wäre rasend gewesen. Kollek musste dann nur noch durchsickern lassen, dass der Tötungsbefehl aus Damaskus kam. Das hätte vermutlich ausgereicht, um die Friedensverhandlungen zum Scheitern zu verurteilen. Zumindest für den Augenblick. Kollek wollte Zweifel und Misstrauen säen und damit eine friedliche Annäherung auf Jahre hinaus erschweren.«
Liz machte eine kurze Pause, dann fuhr sie fort: »Die Sache begann ihm aus dem Ruder zu laufen, als Fanes Informant dem MI6 mitteilte, dass Veshara und Marcham in Gefahr seien. Und ausgerechnet durch Bokus erfuhr Kollek von dem Leck. Das war großes Glück für ihn, aber vermutlich war sein nächster Zug ein Fehler. Indem er die syrischen Geheimdienste wissen ließ, es gäbe in ihren Reihen eine undichte Stelle, sorgte er dafür, dass sie den Verräter suchten, statt sich mit Veshara und Marcham zu beschäftigen. Kollek tötete Marcham
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