Angstpartie - Thriller
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Abboud zupfte an seiner Manschette und starrte auf das trockene Tal und das in der Ferne liegende Nikosia hinab. Der Falke stand nun tiefer. Geduldig, wie ein Schießhund, der ein Feld nach einer Fährte absucht, kreiste er über dem Hang. Abboud fuhr fort: »Aber ich sage Ihnen, mein Freund, diesmal darf man auf das Gerede nichts geben. Speziell diese Gespräche könnten ausnahmsweise einmal etwas bewirken. Die Regierung in Washington scheint entschlossen, die festgefahrene Situation im Nahen Osten nicht länger hinzunehmen, selbst wenn sie damit den Unwillen Israels auf sich zieht. Die derzeitige amerikanische Führung möchte mit einem historischen Verdienst in die Geschichtsbücher eingehen. Und darauf arbeitet sie zielstrebig hin.«
Templeton bezweifelte, dass Abboud deshalb auf das Treffen gedrängt hatte. Das alles klang zwar interessant, rechtfertigte aber kaum das hohe Risiko, das sie auf sich nahmen, indem sie hier miteinander sprachen.
Abboud spürte Templetons Ungeduld. Er hob beschwichtigend die Hand. »Keine Sorge, ich komme gleich zum Punkt. Ich möchte auch nicht länger hier sitzen als unbedingt nötig.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, die im harten Licht der höher steigenden Sonne golden aufblitzte. »In zwei Monaten findet in Schottland eine internationale Konferenz statt, vermutlich haben Sie davon gehört. Bislang stieß sie auf wenig Interesse, weil nur moderate Kräfte
ihre Teilnahme zugesagt hatten. Für meine Regierung allerdings ist sie eine wichtige Chance auf einen Fortschritt. Unser Land braucht endlich Stabilität. Deshalb hat es sich dazu entschlossen, an der Konferenz teilzunehmen. Und weil ich zu unserer Delegation gehöre, hat Tibshirani mir einige interessante Neuigkeiten anvertraut.« Er hob die Augen zum Himmel.
»Was denn für Neuigkeiten?«
»Wir verfügen über Informationen, dass bestimmte Kräfte den Friedensprozess aufhalten wollen. Die Rede ist von zwei Individuen, die beabsichtigen, Syriens Namen zu beschmutzen und dafür zu sorgen, dass uns bei der Konferenz niemand traut. Sie wollen so eine gewaltfreie Lösung für die verfahrene Situation verhindern.«
»Und auf welche Art soll das genau geschehen?«
»Das weiß ich nicht. Aber ich kann Ihnen sagen, mein Freund, dass es, falls diese Leute Erfolg haben, in der Krisenregion ein Blutbad geben wird.«
»Wissen Sie, wer die beiden sind? Woher sie ihre Anweisungen bekommen?«
»Ich weiß, dass sie Verbindungen zu Ihrem Land haben, und ich kenne ihre Namen. Aber Tibshirani hat keine Ahnung, unter wessen Kommando sie stehen. Dass Ihre Regierung dahintersteckt, glaubt er allerdings nicht.« Abbounds Lächeln ließ seine Zähne im Sonnenlicht aufschimmern. Dann nannte er Templeton die beiden Namen. Um Missverständnissen vorzubeugen und weil Templeton sich natürlich nichts notierte, wiederholte er sie langsam.
»Okay«, sagte Templeton, nachdem er sich die Namen eingeprägt hatte. »Woher stammen diese Informationen?«
»Das kann ich nicht sagen.« Abboud lachte, als er das Missfallen in Templetons Zügen las. »Aber nur, weil ich es selbst nicht weiß. Glauben Sie mir, für mich lohnt es sich nicht, es in Erfahrung zu bringen. Ich weiß sowieso längst
mehr, als ich wissen sollte. Aber ich glaube, dass an der Sache etwas dran ist, und Tibshirani sieht es genauso. Aber passen Sie auf, das Wichtigste ist: Diese beiden Leute, die gegen uns arbeiten - bevor sie uns schaden können, werden meine Kollegen etwas unternehmen.«
Sie wussten beide, was damit gemeint war.
»Und wann werden sie das tun?«
»Bald, sehr bald. Die Aktion wird in Großbritannien stattfinden. Sie ist äußerst geheim und selbst bei uns wird nicht bekannt werden, wer dahintersteckt. Meine Seite will nicht, dass die Konferenz durch irgendetwas gestört wird. Für Syrien steht viel auf dem Spiel. Wir wollen das Land, das die israelischen Besatzer annektiert haben, zurückerhalten. Deshalb werden meine Vorgesetzten das Risiko eingehen, diese Leute auszuschalten. Die Konferenz muss Ergebnisse bringen. Ich persönlich glaube, wir würden uns mehr schaden als nutzen, falls meine Kollegen bei der Aktion einen Fehler machen. Deshalb erzähle ich Ihnen davon. Aber jetzt muss ich gehen.« Abboud erhob sich.
Auch Templeton stand auf und ließ den Blick noch einmal über den Berg schweifen. Der Falke war verschwunden. Vermutlich hatte er Beute gemacht.
2
Liz Carlyle war nicht gerade in bester Laune, als ihr Taxi in dem Stau
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