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Angstpartie - Thriller

Titel: Angstpartie - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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am Trafalgar Square quietschend zum Stehen kam. Sie hatte den Morgen im Old Bailey verbracht und dort in dem Prozess gegen Neil Armitage ausgesagt. Der Wissenschaftler war im Café Rouge in St. John’s Wood bei der Übergabe einer Aktentasche voller streng geheimer
Dokumente an einen russischen Agenten verhaftet worden.
    Sie hatte zum ersten Mal als Zeugin vor Gericht erscheinen müssen. Bis vor ein paar Jahren wäre das für eine Mitarbeiterin des MI5 eher ungewöhnlich gewesen, doch seit immer mehr Terrorverdächtige dingfest gemacht wurden, passierte das öfter. Liz war alles andere als begeistert darüber. Sie fühlte sich am wohlsten, wenn sie ihre analytischen Fähigkeiten einsetzen konnte oder einfach ihrer Intuition folgte - wenn sie Beweise sammelte, die zu einer Verhaftung führten. Saal Eins im Old Bailey war nicht ihr Revier, sie hatte ihren Auftritt dort als überraschend anstrengend empfunden.
    Weil die Öffentlichkeit weder ihre Identität noch ihre äußere Erscheinung kennen sollte, hatte sie damit gerechnet, während ihrer Anhörung hinter irgendeiner Art von Sichtschutz zu sitzen. Stattdessen hatte man nur die Vertreter der Medien und die Zuschauer aus dem Saal geschickt und sie durch eine Seitentür in den Zeugenstand gebeten, wo sie dem Angeklagten direkt gegenübergesessen hatte. Zwar kannte er ihren Namen nicht, konnte sich aber bestimmt denken, dass sie aus beruflichen Gründen hier war. Sie hatte sich gefühlt wie eine Schauspielerin, die ohne Skript im Rampenlicht steht - für alle sichtbar, aber ohne Kontrolle über den Lauf des Geschehens. Für jemanden, der normalerweise ausschließlich im Hintergrund agierte, war das eine beunruhigende Erfahrung.
    Während sie noch versuchte, sich bei einem starken Kaffee und dem Kreuzworträtsel aus dem Guardian ein wenig zu entspannen, rief ihr Chef an und bat sie, den Dienst bei einer Besprechung in Whitehall zu vertreten. Sehr angetan war Liz davon nicht.
    »Es geht um den Nahen Osten und um die Friedenskonferenz in Schottland«, erklärte er.

    »Aber Charles«, protestierte sie. »Darüber habe ich kaum Informationen. Wäre das nicht eher etwas für die Personenschutzabteilung?«
    »Sicher. Die arbeiten schon seit Monaten daran und wissen genau Bescheid. Aber sie können für die Besprechung heute niemanden entbehren. Keine Sorge, es geht um keine großartigen Entscheidungen. Das Innenministerium hat diese Zusammenkunft kurzfristig einberufen - als kleine Machtdemonstration, bevor der Innenminister morgen ins Kabinett geht. Mir fiel ein, dass Sie im Gericht fertig sein müssten und ganz in der Nähe von Whitehall sind. Deshalb habe ich Sie vorgeschlagen.«
    Besten Dank auch, dachte Liz. Und das nach diesem Vormittag. Doch sie konnte Charles nie lange böse sein. In ihren zehn Jahren beim MI5 hatte sie fast ununterbrochen mit Wetherby zusammengearbeitet und empfand tiefe Bewunderung für ihn. Er war ruhig, bedachtsam, professionell und ohne jede Eitelkeit. Seinen Mitarbeitern vermittelte er stets das Gefühl, Teil eines engagierten Teams zu sein, das mehr mit ihm als für ihn arbeitete. Liz musste sich eingestehen, dass Bewunderung nicht alles war, was sie für ihn empfand. Sie fand ihn sehr anziehend und wusste, dass sie ihm ebenfalls nicht gleichgültig war. Doch keiner von ihnen offenbarte seine Gefühle oder rührte an dem unsichtbaren Band zwischen ihnen. Charles war durch und durch integer - auch ein Grund, weshalb sie ihn bewunderte -, und er war mit Joanne verheiratet. Joanne war schwer krank. Charles, das wusste Liz, wäre nie auf den Gedanken gekommen, seine Frau zu verlassen. Und falls er es doch täte, würde Liz ihn nicht mehr respektieren können.
    Dabei war Liz nur allzu bewusst, dass sie nicht jünger wurde. Mit ihren fünfunddreißig Jahren wünschte sie sich etwas anderes als eine Serie kurzer, unbefriedigender Beziehungen.
Warum hatte sie sich ausgerechnet in einen Mann verlieben müssen, der bereits vergeben war?
    Und nun saß sie hier in einem Taxi, das im Stau feststeckte, würde wahrscheinlich zu spät zu einer Besprechung kommen, auf die sie nicht vorbereitet worden war, und zu allem Überfluss noch nass bis auf die Knochen werden. Finster starrte Liz auf die ersten Tropfen, die aus den tiefhängenden Wolken auf die Windschutzscheibe des Taxis klatschten. Typisch, dachte sie. Bislang war der Sommer ungewöhnlich trocken gewesen, natürlich hatte sie keinen Schirm dabei.
    Doch Liz hing selten lange trüben Gedanken nach.

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