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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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deine Mutter backt?«
    »Nein, ganz kalt«, rief Fiamma und sprang vor Entzücken hoch in die Luft. Ihre winzigen flammenden Flügel flatterten wild.
    »Ach so, dann ist es sicher der schäbige Glühstein, den du mir schon vor Jahren andrehen wolltest«, gab Ida sich uninteressiert.
    Die Feuerelfe schlug einen Purzelbaum in der Luft und jubilierte: »Immer kälter, eisig, eisig. Du rätst es nie, Ida, nie!«
    Es raschelte wieder, und Fiammas Großmutter tauchte auf, mit vor Anstrengung gerötetem Gesicht und zerzaustem weißem Haar. »Du liebe Güte«, keuchte sie. »Hilf mir doch, Kind, ich hänge irgendwo fest.« Fiamma tauchte in den Busch ein. Lautes Knacken und das Brechen von Zweigen scholl alsbald daraus hervor. Der gesamte Busch geriet in heftige Bewegung und sah bald beinahe so zerzaust aus wie seine Bewohnerin. Endlich ertönte ein abschließendes Blätterrauschen und Fiamma schoss hervor, eine Ecke eines Paketes in den Händen, das im Vergleich zu ihren zarten Proportionen riesig war. Ida nahm es den beiden Elfen vorsichtig und verwundert ab und drehte das Päckchen zwischen den Fingern. Es war flach, kleiner als ihre Handfläche und nicht besonders schwer.
    »Pack es aus«, pustete Fiamma und kämmte sich mit den winzigen Fingern Stückchen von Borke und Blättern aus den Haaren. Ihre Großmutter saß schweigend auf ihrem Ast, und ihre lohfarbenen Augen blickten in die Ferne.
    »Meine Mutti war die Hüterin und meine liebe Oma hier vor ihr und ihre Mutter davor, und ich wäre die nächste Hüterin geworden, aber jetzt ist es deins«, plapperte Fiamma stolz und atemlos.
    Ida wickelte behutsam das weiche, feuerfeste Material ab. Etwas fiel silbern blitzend und rötliche Lichtreflexe sprühend auf ihre Handfläche. »Das ist ...«, stammelte Ida, »das ist ... Süßer Iovve, was ist das?« Fiamma starrte stumm und andächtig auf das Schmuckstück, dessen geschliffene Steine sich in allen Tönen des Rotspektrums in ihren Augen spiegelten.
    »Das Herz des Feuers«, sagte ihre Großmutter leise. »Das höchste Kleinod, das mein Volk zu bewahren hat.« Sie hob eine zittrige Hand und berührte es voller Ehrfurcht.
    Ida sah immer noch reglos darauf nieder. »Warum gebt Ihr es mir?«, fragte sie nach einer langen Weile ergriffen.
    »Du bist als die nächste Hüterin auserwählt worden«, sagte die alte Elfe. »Mein Volk hat seine Aufgabe erfüllt. Nun seid ihr Menschen an der Reihe.«
    »Aber was bedeutet das?«, fragte Ida verzweifelt, während das Herz des Feuers in ihrer Hand das Licht der untergehenden Sonne vertausendfachte und seine roten Funken wie züngelnde Flammen durch den ganzen Garten schickte.
    »Du wirst es herausfinden«, erwiderte die alte Elfe streng. »Das ist ein Teil deiner Aufgabe, Hüterin.«
    Sie verschwand in ihrem Busch, und Fiamma schoss mit einem entschuldigenden Blick auf Ida hinter ihr her. Ida stand plötzlich allein gelassen im Garten, das blitzende Schmuckstück in der Hand, und kratzte sich am Kopf. »Na so was«, murmelte sie verdutzt. Dann wickelte sie das Kleinod behutsam wieder in seine weiche Umhüllung und barg es in ihrem Hemd. Vom Haus her rief ihre Tante nach ihr. Mit einem wütenden Blick auf den völlig unschuldigen Feuerbohnenbusch drehte Ida sich herum und lief zum Haus zurück. Tante Ysabet hatte inzwischen den Kleidersack und einen riesigen Proviantbeutel für sie gepackt und winkte ihr noch nach, bis Ida hinter der Biegung des Weges verschwunden war.

    Gegen Abend erreichte Ida den südlichsten Ausläufer der Ewigkeitsberge. Die Strahlen der tief stehenden Sonne beleuchteten die weißen, fernen Gipfel des sich weit nach Norden erstreckenden Bergrückens. Wenn sie sich von hier aus östlich hielt, würde sie in wenigen Tagesreisen das Mutterhaus des Weißen Ordens erreichen. Sie zügelte ihre Stute und stützte sich matt auf den Sattelknauf. Es wäre schön, Ylenia wieder zu sehen, mit der sie in den letzten Jahren ausschließlich brieflichen Kontakt gehalten hatte. Wann immer eine der vielen Botinnen der Gilde, die im Dienst des Weißen Ordens unterwegs waren, zum Ordenshaus aufbrach, trug sie einen langen Brief Idas mit sich, der dann später eine ebenso lange, herzliche Erwiderung fand.
    Ida seufzte und schnalzte mit der Zunge, um Nebel wieder antraben zu lassen. Es war ein verlockender Gedanke, aber sie musste diesen Besuch auf später verschieben. Jetzt galt es, die westlich der Ewigkeitsberge gelegene Ordensburg der Ritter vom Herzen der Welt

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