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Anidas Prophezeiung

Anidas Prophezeiung

Titel: Anidas Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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obwohl ich doch eigentlich nichts damit zu tun hatte.«
    Ida lächelte ihm zu. »Das spricht für Euch, Herr Torben. Nein, ich suche nach Simon, weil ich etwas von ihm zurückhaben will, das ein dummes, junges und blind verliebtes Ding ihm damals gegeben hat. Eine Halskette.«
    Torben blickte sie mitfühlend an. »Davon hat er mir allerdings nichts erzählt. Dieser verdammte ...« Er unterbrach sich und drückte in einer Abbitte leistenden Geste seinen Daumen gegen die Stirn. »Ich habe noch eine Nachricht von ihm bekommen, als er etwa ein Jahr fort war«, berichtete er. »Er ist zum Nebelhort gegangen und hat sich dort als Söldner verdingt.« Er zog eine Grimasse des Abscheus. »Er schrieb, da er wenig Lust und Talent verspüre, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, und das Einzige, was er in seiner Zeit beim Orden wirklich gelernt habe, das Kämpfen gewesen sei, sei das wohl oder übel die einzige Laufbahn, die ihm noch offen stünde. Noch dazu sei der Khan, dem er diente, außerordentlich großzügig in der Entlohnung seiner Männer.«
    Ida nahm einen großen Schluck von dem frischen Humpen und verdaute die Neuigkeit. »Verdammt«, sagte sie aus tiefstem Herzen. »Wenn er immer noch im Nebelhort ist, habe ich keine große Chance, ihn aufzustöbern.«
    »Ich habe danach nicht wieder von ihm gehört«, sagte Torben bedauernd.
    »Aber ich«, fiel es Ida ein. »Ich bin doch wirklich vernagelt! Mein Bruder hat ihn vor etwa fünf Jahren in Sendra wieder gesehen. Er treibt sich also möglicherweise doch wieder hier in der Hierarchie herum.«
    Torben zuckte mit den Achseln. »Das Reich ist groß. Wo wollt ihr anfangen, nach ihm zu suchen?«
    Ida schwieg nachdenklich. »Wo kommt er her?«, fragte sie schließlich.
    »Hier aus Beleam«, erwiderte Torben erstaunt. »Er ist nahe der Grenze zum Nebelhort geboren, in Korlebek.«
    »Süßer Iovve«, fluchte Ida. Torben tippte wieder erschreckt mit dem Daumenknöchel gegen seine Stirn. Ida entschuldigte sich mit einer schnellen Geste bei ihm. »Ich habe doch gewusst, dass ich dieses Kaff mit etwas in Verbindung bringe. Sein Vater war dort Schmied, nicht wahr?«
    Torben nickte und grinste in der Erinnerung. »Und was für einer«, sagte er. »Ich habe ihn in unserem ersten Novizenjahr kennen gelernt, als ich mit Simon für ein paar Tage seine Familie besucht habe. Der alte Marten, sein Vater, war die beeindruckendste Figur, die ich je zu Gesicht bekommen habe. Ein wahrer Riese an Gestalt und dabei ungeheuer fett. Er schwang den Hammer, als wäre er eine Hühnerfeder. Einmal habe ich gesehen, wie er den Amboss einfach anhob und an einen anderen Platz stellte, nur weil das Dach undicht war und der Regen ihn bei seiner Arbeit störte.« Er schüttelte den Kopf, immer noch hellauf darüber entzückt wie der halbwüchsige Junge, der er damals gewesen war.
    Ida schnalzte mit der Zunge. »Gut, dann werde ich dort mit meiner Suche nach ihm fortfahren. Vielleicht gibt es ja noch Verwandte oder Freunde von Simon dort, die etwas über seinen Verbleib wissen.« Sie grinste. »Zumindest weiß ich, dass es dort ein Gasthaus gibt, in dem ich übernachten kann. Auch wenn der Wirt angeblich keine allzu hohe Meinung von der Gilde hat. Aber wer hat die schon«, setzte sie bitter hinzu, als sie an die Verachtung in den Gesichtern der Ordensritter dachte, denen sie heute begegnet war.
    Torben trank seinen Humpen leer und stand auf. »Ich muss zurück. Ich wünsche Euch viel Glück, Prinzessin.« Er blinzelte verlegen, weil ihm der alte Spitzname, den Simon ihr gegeben hatte, entschlüpft war. Ida lachte und reichte ihm die Hand, die er herzlich drückte.
    »Falls Ihr den alten Halunken wirklich findet, grüßt ihn bitte von mir. Er soll mal wieder von sich hören lassen.«
    »Ich werde es ausrichten«, versprach Ida und sah ihm nach, wie er sich seinen Weg zur Tür bahnte. Sie warf einige Münzen auf den Tisch und erhob sich, ohne auszutrinken. Ihr Kopf war jetzt schon schwer genug. Sie wollte sich morgen in aller Frühe auf den Weg machen. Ihre Tante und das Große Nest mussten noch warten, entschied sie schweren Herzens. Zuerst kam die Pflicht .

~ 9 ~

    Den Weg nach Korlebek hätte ein Säugling im Schneesturm finden können. Ida musste nur einige Tage lang dem Falkenfluss folgen, der sie direkt von der Ordensburg zur Grenze führte. Die Tage begannen kürzer zu werden, und morgens lag schon ein leichter Dunst über den Wiesen, der den nahenden Herbst ankündigte. Ida erreichte den

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