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Animal Tropical

Animal Tropical

Titel: Animal Tropical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
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dich noch, und dann steche ich dich ab. Mit meinem Stilett werde ich dich aufschlitzen.«
    »Du riskierst eine ganz schön dicke Lippe.«
    »So redet man nicht mit mir. Ich bin Rolandito von Havanna! Der Knallharte! Heute hast du mich als braven Jungen erwischt, weil ich keine Waffe bei mir habe. Mit blanker Waffe auf Rolandito?! Damit haste dein Schicksal besiegelt, Freundchen!«
    Ich gehe weiter die San Miguel hinunter bis Prado. Sie folgen mir nicht. Ecke Prado und Neptuno stehen drei junge Mädchen. Blutjung. Sie sehen mich an, und ich sehe sie an.
    Sie sind bildhübsch. Am liebsten würde ich alle drei in meinem Zimmer nackt ausziehen. Ich gehe auf sie zu. Eine von ihnen, weiß, sehr schlank, sagt zu mir: »Komm mit, Süßer, was immer du willst.«
    »Euch drei zusammen, wie viel würde mich das kosten?«
    Das dunkelste der drei Mädchen erwidert: »Was, eine Lesbennummer? Von wegen! Ich zieh keine Lesbenshow ab.«
    Ich sehe sie mir gut an und gehe gleichgültig weiter. Bin viel zu besoffen. Die anderen beiden kommen eilig hinterher: »Hey, wie wär’s mit uns beiden?«
    »Ihr seid noch minderjährig.«
    »Und, was hat das damit zu tun? Du hast bloß kein Geld!«
    »Genau! Nichts habe ich.«
    »Für zwei Grüne hole ich dir einen runter.«
    »Hab ich ein Gesicht wie ein Wichser?«
    »Gesicht braucht man dafür nicht.«
    »Was mir gefällt, ist ordentlich Rohr geben.«
    »Na schön, komm, entscheide dich. Für fünf Grüne kannste mir so viel Rohr geben, wie du willst.«
    »Geh schon, Mädchen, du bist minderjährig. Siehst du nicht den Polizisten da drüben?«
    »Der ist ein Freund von uns. Drei Grüne. Mach schon, damit ich ihn mir reinstecken kann. Ein Spezialrabatt für dich.«
    »Schluss, es reicht.«
    Ich gehe weiter. Nach ein paar Schritten sagt die eine laut zur anderen: »Lass ihn, Schätzchen, das ist eine Schwuchtel!«
    Ich drehe mich um und erwidere: »Dein Vater ist eine Schwuchtel und dein Großvater und alle deine Brüder! Du hast sie wohl nicht alle, du Schlampe.«
    »Elender Hungerleider, unverschämter Scheißkerl, Hausierer, Großkotz! Steck dir den Finger in den Arsch! Scheißer! Was suchst du auf der Straße ohne Geld? Schwuchtel!«
    Ganz offenkundig halten sie nichts von Zeitverschwendung. Langsam gehe ich weiter. Sehe der Fauna der Nutten, Betrunkenen, Transvestiten, Polizisten, alten Bettler zu und denke an Mucho corazón. In den letzten Tagen habe ich viel zu viel an den Roman gedacht. Ich setze mich auf eine Bank. Nur allzu gut weiß ich, dass ich mit Nachdenken zu keiner Lösung komme. Ich muss mich hinsetzen, all die tausende Notizen, die ich mir gemacht habe, ein bisschen ordnen und dann anfangen. Da fällt mir ein, dass ich ja die beiden Päckchen Gras in der Tasche habe. Und überall sind Polizisten. Ich gehe weiter Richtung San Lázaro. Im Viertel herrscht ziemlich Aufruhr, es ist besser, wenn ich nach Hause gehe.
    Stufe für Stufe steige ich die Treppen rauf. Nach all dem Rum bin ich erledigt. Ach, verdammt, jetzt fällt’s mir ein: Ich habe nichts gegessen! Im siebten Stock klopfe ich an Glorias Tür. Mehrmals. Schließlich höre ich, dass jemand näher kommt und fragt: »Wer ist da?«
    »Pedro Juan.« Man öffnet mir. Es ist Glorias Mutter. Ich frage sie: »Wo ist Gloria?« Die Alte stellt sich in die Tür und entgegnet mir unsicher und etwas nervös:
    »Sie wusste nicht, dass du heute kommen würdest … es ist drei Uhr morgens.«
    »Und?«
    »Also, die Sache ist …«
    »Lass mich vorbei.«
    »Nein, sie …«
    »Lass mich vorbei. Sie hat jemanden bei sich.«
    »Sei leise, sonst weckst du sie. Und du kennst ja Glorias Charakter.«
    »Ich bin weder leise noch sonst einen Scheiß! Lass mich vorbei!«
    »Pedro Juan, es ist drei Uhr morgens. Ich muss dir was erklären …«
    »Ich will dich nicht zur Seite stoßen. Mach Platz und lass mich rein!«
    Inmitten dieses Wirrwarrs kommt Gloria halb verschlafen aus dem Zimmer.
    »Was, zum Teufel, ist denn hier los?«
    »Nichts, zum Teufel. Deine Mutter will mich nicht reinlassen.«
    Hinter Gloria kommt ein Mann aus dem Schlafzimmer. In Unterhosen. Als ich ihn sehe, gefriert mir das Blut. Er ist weiß, untersetzt und behaart wie ein Bär. Ungefähr in meinem Alter. Vielleicht etwas älter. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Stehe da wie angewurzelt. Mir ist, als würde das ganze Haus über meinem Kopf einstürzen. Ich mache kehrt und steige die Treppe weiter hoch aufs Dach. Hinter mir schließt sich die Tür. Ich habe das Gefühl, der

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