Anita Blake 12 - Nacht der Schatten
genug Nekromant um mir selbst zu helfen.«
Wir - Raina und ich - stolzierten auf den großen halb nackten Mann zu. Raina gefiel er. Raina gefielen die meisten Männer. Besonders die, mit denen sie noch keinen Sex gehabt hatte, und innerhalb des Rudels war die Liste kurz. Aber Jacob und zwanzig andere waren neu. Sie blickte über die Versammelten ging die neuen Gesichter durch. Bei Paris blieb sie kurz hängen; sie mochte sie auch nicht. Wenn man zu viele Alphazicken im Rudel hat, fangen sie an, sich zu bekriegen.
Ich spürte etwas bei Raina, was mir an ihr völlig neu war: Vorsicht. Es gefiel ihr nicht, wie viele Neue Richard in der kurzen Zeit aufgenommen hatte. Das machte ihr Sorgen. Mir wurde zum ersten Mal klar, dass Marcus sie nicht nur aus Liebe als Lupa ertragen hatte. Sie war mächtig, aber nicht nur. Auf ihre eigene verkorkste Art hing sie an dem Rudel, und in einer Sache waren wir uns vollkommen einig: Richard war achtlos damit umgegangen. Doch wir meinten beide, das wieder hinkriegen zu können. Fast beängstigend, wie weit die böse Hexe des Westens und ich übereinstimmten. Entweder war ich in- zwischen verdorben, oder Raina war nicht so verdorbenes Wesen, wie ich immer geglaubt hatte. Ich konnte mich nicht entscheiden, welcher Gedanke mich mehr beunruhigte.
Natürlich fand sie wir sollten Richard davon überzeugen, Raina zeigte mir Bilder. Es war ein Schnelldurchlauf, aber uns zu erlauben, ein paar ausgewählte Leute umzubringen. Und ich hoffte natürlich, dass sich eine etwas vernünftigere Lösung finden ließe. Raina hielt mich für dumm und ich war genug mir nicht sicher, ob ich ihr nicht zustimmte. Es wurde immer beängstigender.
» Anita«, sagte Richard wieder und ein wenig zögerlich als wüsste er nicht so genau, wen er vor sich hatte. Ich drehte den Kopf und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Das war Rainas Geste, und ich sah wie sie nicht nur Richard, sondern auch Sylvie und Jamil nervös machte. Nein, erschreckte
Ich konnte ihre Angst riechen. Rainas Lachen perlte aus meinem Mund, weil ihr das gefiel. Mir nicht. Mir war nie wohl dabei, wenn meine Freunde vor mir Angst hatten. Meine Gegner, ja, aber nicht meine Freunde. »Ich bin hier, Richard, ich bin hier.« Er starrte mich an. »Beim letzten Mal als du Raina gerufen der hast und sie in dir war, warst du nicht mehr imstande wie du, selbst zu denken.«
»Ich habe dich nicht all die Monate links liegen lassen weil es mir Angst gemacht hat, wie nah wir drei uns waren. Ich bin gegangen, um mit mir selber klarzukommen und dabei auch gelernt, die Munin in Schach zu halten. «
«Mich in Schach halten? Du träumst wohl«, sagte Raina, aber nicht laut, sondern nur in meinem Kopf. Es hatte lange gedauert, bis ich begriff, dass nur manches laut aus mir heraus kam. Das war verwirrend, aber man gewöhnte sich daran.
Ich sagte laut, was ich in meiner Vision gesehen hatte. »Ich habe Gregory in einem Loch liegen sehen, nackt, gefesselt, auf einer Schicht Knochen. Wo ist das?«
Raina zeigte mir Bilder. Es war ein Schnelldurchlauf, aber mit Emotionen die mich mit voller Wucht trafen. Ich sah einen verschraubten Metalldeckel mit einer geringen Luftzufuhr, der auch ein bisschen Licht hereinließ, wenn die Sonne hoch stand. Es gab eine Strickleiter, die ins Dunkle hinabgelassen und wieder hochgezogen werden konnte. Ich war Raina und kniete auf der Schicht Knochen, neben meinem Knie lag ein Menschenschädel. Ich hatte eine Spritze und injizierte ihren Inhalt einem dunkelhaarigen Mann, der genauso gefesselt war, wie ich es bei Gregory gesehen hatte: mit den Handgelenken an den Fußknöcheln. Außerdem hatte er die Augen verbunden und einen Knebel im Mund. Als die Nadel eindrang, wimmerte er und fing an zu weinen. Die Injektion sollte seinen Gestaltwechsel verhindern.
Ich drehte ihn auf die Seite und sah, dass sich ein Knochensplitter in seine nackten Genitalien gebohrt hatte. Ich beugte mich dem Geruch von frischem Blut, lebendigem Fleisch entgegen und nahm auch den absolut berauschenden Geruch Angst auf, den der Mann verströmte. Er war kein Mensch sondern ein Werwolf. Ich stieg hektisch aus der Erinnerung auf, als Raina die Lippen über der blutenden Stelle schloss. Ich stieß das Bild von mir , roch aber noch immer die Angst und den drogengetränkten Schweiß auf seiner Haut und die Seife, mit der Raina ihn täglich wusch, bevor sie ihn missbrauchte.
Ich wusste, dass sein Name Todd gewesen war, und er
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