Anna, 13, (un)verliebt
Kinder. Allerdings sind wir aus dem Alter raus, wo wir für eine Tafel Schokolade artig die Hand geben. Und die Gefahr, dass er dann als noch größerer Schleimer gilt, ist groß. Mir tut der arme Kerl leid. Er kann machen, was er will, er hat keine Chance.
Aber ich bin ja nicht seine Freundin, sondern Lillys. Und deshalb bin ich grundsätzlich g e g en Karl Theodor.
Dienstag, 18. Februar
Ich habe Till gefragt, ob er mit mir den Tanzkurs machen will. Ich dachte, der fällt mir vor Freude um den Hals. Von wegen! Er hat gefragt: »Warum gerade ich?«
Da war ich baff. Ich habe kurz überlegt, ob ich ihm Honig um den Bart schmieren soll, nach dem Motto: Ich mag dich eben, weil du cool, attraktiv und witzig bist. Aber ich bin eine schlechte Lügnerin und deshalb bin ich lieber bei der Wahrheit geblieben: »Weil du schlau bist und rechts von links unterscheiden kannst. Damit stehen die Chancen gut, dass du mir nicht auf den Füßen rumtrampelst.«
Das andere hab ich einfach verschwiegen: dass er von allen Jungs aus der Klasse das geringste Übel ist.
Till guckte geschmeichelt. Von außen kann man nicht sehen, was in ihm steckt: Er hat nämlich einen Wahnsinns- IQ . Aber weil er sonst überhaupt nicht auffällt, freut er sich über jedes Kompliment. Wahrscheinlich hätte Till sich noch mehr gefreut, wenn die anderen Jungs ihn gefragt hätten, ob er mit ihnen Fußball spielen will. Aber das tun sie nun mal nicht und Till schien der Meinung zu sein, dass ein Tanzkursus mit mir besser ist als gar nichts. Er sagte Ja.
Für mich ist jetzt also alles klar. Für Lilly nicht.
Denn als sie Leif nach der Schule ansprach – sie wurde tatsächlich rot dabei! –, klingelte plötzlich sein Handy.
»Hi, du bist’s, wie schön!«, sülzte er. Er drehte sich weg, weil wir neugierig lauschten. Wir haben trotzdem alles gehört.
»Okay, bis nachher … nein, passt schon … Ciao, Baby!«
BABY . Das sagt man nicht zu seiner Tante! Wir wussten Bescheid.
»Was wolltest du denn?« Er strahlte Lilly mit seinem unvergleichlichen Leif-Lächeln an.
»Ääh, weiß nicht mehr … vergessen.«
Ich habe Lilly lieber nicht gefragt, wie sie sich in dem Moment fühlte.
Ich ahne nur: Das mit den Jungs ist eine schwierige Sache. Sobald das losgeht, wird’s kompliziert und da hab ich noch keinen Bock drauf. Wie gut, dass Till einfach nur mein Tanzpartner ist und sonst gar nichts.
Aber eins interessiert mich doch: Hätte Lilly Leif anbaggern sollen, obwohl der eine Freundin hat? Ich les mal in der FANCY nach.
Mittwoch, 19. Februar
Lilly startet jetzt Plan B. Oder besser gesagt Plan J.:
Sie will John fragen, ob er mitkommt. Viel Glück.
Mittwochabend
Mein Bruder ist ein UMFALLER .
Dies ist das Protokoll eines überraschenden Sinneswandels. Zuerst, als Lilly ihn gefragt hat: entschiedene Ablehnung!
15.00 Uhr
O-Ton John:
»He, das hab ich doch Anna schon gesagt: Das ist Hühnerkram und ganz sicher nichts für mich.«
Lilly (mit dem süßesten Lächeln der Welt):
»Aber Hühner brauchen einen starken Gockel!«
15.15 Uhr
(vorsichtiges Einlenken)
John:
»Ääh, sag mal … Was macht man denn da … äh … so …?«
Lilly:
»Musik hören, tanzen, flirten …«
John:
»Flirten?«
15.20 Uhr
(versteckte Eifersucht)
John:
»Mit wem würdest du denn hingehen, wenn ich nicht will?«
Lilly:
»Mit Leif. Aber du wärst mir lieber.«
John
: »Mit Leif – ach so …«
15.30 Uhr
(verstärktes Interesse)
John:
»120 Euro für den Quatsch? Ganz schön teuer … Und wann … Und wie oft …?«
Lilly :
»Einmal in der Woche, am Samstag. Da hängt man doch sonst sowieso nur rum. Und es ist nicht zu viel Geld, ehrlich. Zwei Konzertkarten kosten genauso viel.«
15.35 Uhr
(halbherzige Zusage)
John:
»Ich überleg’s mir.«
Dann verschwand John in seinem Zimmer. Wäre er eine Comicfigur, hätte man Rauch aus seinen Ohren kommen sehen, so schwer war er am Überlegen.
18.00 Uhr
(die Entscheidung ist gefallen):
»Okay, ich bin dabei. Ich muss ja aufpassen, dass meine kleine Schwester da keinen Blödsinn macht. Aber eins sag ich euch: Den Ententanz lerne ich nicht!«
Armer John!
Jeder weiß, dass du nur wegen Lilly mitmachst. Dass du jede Gelegenheit nutzen würdest, um sie endlich mal im Arm zu halten. Und ich verrate dir nicht, dass du eigentlich nur zweite Wahl bist. Aber vielleicht würde es dich ja nicht mal stören? Liebe macht blind, sagt man. Vielleicht macht sie ja
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