Anna, 13, (un)verliebt
keine besondere Vorstellungskraft, denn solche Zettel gibt es viele. Im Supermarkt am schwarzen Brett, an Straßenlaternen und als Anzeige im Wochenblatt; die Konkurrenz ist riesig. Aber selbst wenn wir solch einen Job ergattern, kriegen wir niemals in so kurzer Zeit das Geld für Lillys Tanzkurs zusammen.
»Wir könnten in der Einkaufsstraße Musik machen«, sagte Lilly.
Bloß nicht! Ich kenne die Straßenmusikanten. Den ganzen Tag schrammeln sie auf ihren Gitarren rum, bis entnervte Passanten ihnen was geben, damit sie endlich in Ruhe einkaufen können. Und wir hatten noch nicht mal eine Gitarre. Ich spiele Blockflöte und Lilly kann singen, das ist alles.
Aber mehr fiel uns leider nicht ein.
Wir haben ein bisschen in der FANCY geblättert, die hilft doch eigentlich bei jedem Problem: bei Schlupflidern und kaputten Haarspitzen, bei Liebeskummer und Frustfraß. Warum sollte es also keine Tipps gegen chronischen Geldmangel geben?
Aber Fehlanzeige.
Oder auch nicht. Denn plötzlich war Lilly ganz aufgeregt. Sie zeigte auf eine Seite mit bunten Sachen:
»
FLOHMARKT
: Coole Teile für wenig Geld.«
Armreifen, Taschen, Sonnenbrillen – alles Dinge, die man gebraucht auf Märkten kaufen kann.
»Mensch Anna – ein Flohmarkt, das ist es! Wir verkaufen Sachen auf einem Flohmarkt. Da kriegen wir locker hundert Euro zusammen, wahrscheinlich noch mehr. Dann können wir uns auch noch den Hip-Hop-Kurs leisten.«
Ich sag’s ja: Die FANCY ist keine Kleine-Mädchen-Verarsche, wie John immer behauptet. Da stehen nützliche Sachen drin.
Mittwoch, 12. Februar
Paula ist jetzt doch neugierig. In der großen Pause kam sie zu uns, ganz zufällig, Kim-Kathrin und Zoe wie immer im Schlepptau.
»Seid ihr jetzt auch in der Tanzschule Quendt?«
»Vielleicht«, sagte Lilly.
»Demnächst«, sagte ich.
»Da sind wir auch«, plauderte Zoe. »Der Laden ist total angesagt.«
Lilly ganz cool: »Deshalb gehen wir da ja hin.«
»Und in welchen Kurs?«, wollte Kim-Kathrin wissen.
»Natürlich DANCE4YOU .«
»Oh wie schade, dass wir nicht im selben Kursus sind!«, meinte Paula mit einem falschen Lächeln.
»Geht ja nicht«, mischte Kim-Kathrin sich ein. »Wenn der Anfängerkurs beginnt, haben wir schon den Abschlussball hinter uns.«
»Ist das ein richtiger Ball?«, fragte Lilly.
»Naja, eigentlich mehr eine Party, aber sehr stylish. Da kann man sich mal richtig aufbrezeln«, sagte Zoe.
»Vielleicht kriegt ihr Sven als Tanzlehrer, der ist echt süß!«, rief Paula.
»Übrigens, welche Jungs nehmt ihr denn mit?«, fragte Kim-Kathrin mit unschuldigem Blick. Lilly und ich sahen uns an.
»Wieso mitnehmen? Ich dachte, die trifft man dort.«
Also bitte: Wenn ich in eine Konditorei gehe, nehme ich doch auch nicht meinen eigenen Kuchen mit.
Aber Paula klärte uns kleine Dummchen auf: »In den Tanzkursen sind immer mehr Mädchen als Jungs. Jungs spielen halt lieber Fußball, bis auf wenige löbliche Ausnahmen. Deshalb soll man am besten gleich einen Partner mitbringen, wenn man sich anmeldet.«
»Mein Partner ist Lilly«, sagte ich entschlossen. Aber Lilly guckte komisch. Wahrscheinlich wollte sie doch lieber in den Armen eines Jungen tanzen lernen als in meinen. Und irgendwie ging es mir ähnlich, obwohl wir beste Freundinnen sind. Ich würde sie ja auch nicht heiraten wollen, irgendwo gibt es Grenzen.
»Wen habt ihr denn mitgenommen?«, fragte Lilly.
»Meinen Cousin und zwei Freunde von ihm. Die sind schon sechzehn«, erklärte Zoe. »Die sind aus dem Fußballalter raus und interessieren sich für vernünftige Sachen.«
»Dann könnt ihr uns die ja mal leihen«, schlug Lilly vor.
Das war natürlich nicht ernst gemeint. Man leiht sich keine Jungs wie Romane aus der Leihbücherei. Nein, das Problem kriegen wir schon allein in den Griff.
Aber es ist leider nicht das einzige.
Donnerstag, 13. Februar
Nachmittags war Lilly bei mir und wir haben über den Flohmarkt gesprochen. Wir können es ja nicht wie die Kleinen machen: Vorm Wochenmarkt eine Decke ausbreiten und selbst gebastelten Schmuck verkaufen. Aus dem Alter sind wir raus.
»He, John, kannst du uns einen Tipp geben?«, flötete Lilly mit zuckersüßer Stimme. »Wir brauchen einen Flohmarkt, so in ein, zwei Wochen.«
Wenn Lilly meinen Bruder um etwas bittet, geschieht etwas Seltsames. Aus John-der-Brummbär-Mach-es-doch-selbst! wird in Sekundenschnelle John-der-Charming-Boy-Aber-gerne-kann-ich-sonst-noch-was-für-dich-tun?
John zückte seinen Laptop, googelte
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