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Anna, 13, (un)verliebt

Anna, 13, (un)verliebt

Titel: Anna, 13, (un)verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sibylle Rieckhof
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eingeschnappt.
    Ich war auch genervt, zu Recht. Denn ich finde, jeder kann tun und lassen, was er will.
    Ich habe die Speckwürfel aus der Kartoffelsuppe gefischt und sie Flecki gegeben. Die hat sie gerne genommen. Eigentlich soll sie so was gar nicht fressen, sie ist wirklich ziemlich moppelig. Vegetarier werden niemals fett, aber das ist Flecki egal.
    Wir haben eine Abmachung getroffen: Ich gönne ihr die Mäuse und sie quatscht mir nicht rein. Das nennt man Toleranz.

Freitag, 28. Februar
    In der Schule war heute absolut nichts los.
    Kein Stress, kein Streit, nichts Neues.
    Melissa hat jeden Tag was anderes an und jeden Tag eine neue Frisur.
    Zum Mittagessen gab es Spaghetti Bolognese, das fand ich deutlich. Mam ist fest gewillt, dieses Kapitel einfach auszusitzen und sich nicht darum zu kümmern. Ich habe nur Nudeln und Salat genommen und so getan, als ob ich mich nicht ärgere.
    John hat von dem Neuen erzählt.
    »Ein Supersportler«, hat er geschwärmt. »Mittelstürmer. Der hat sogar schon in der A-Jugend gespielt.«
    »Wie sieht er denn aus?«, wollte ich wissen.
    »Normal«, sagte John.
    »Blond oder dunkelhaarig?«
    John dachte nach. »Keine Ahnung, hab ich noch nicht drauf geachtet. Eher blond.«
    Das war wieder mal der Beweis: Es gibt gewaltige Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen. Ich könnte Melissa bis ins kleinste Detail beschreiben, aber welche Hobbys sie hat – keine Ahnung.
    Doch: Tanzen.
    Morgen Nachmittag gehe ich zu Lilly, Karl Theodor wird auch da sein. Ich bin supergespannt.

Samstag, 1. März
    Ehrlich gesagt hatte ich mir Karl Theodor ganz anders vorgestellt. Er ist groß, hat nur einen kleinen Bierbauchansatz und noch einigermaßen Haare auf dem Kopf. Die Brille stört mich nicht, ich hab nichts gegen Leute mit Brille.
    Karl Theodor Klaus hat mir die Hand gegeben und sich höflich vorgestellt: »Ich bin Klaus, ein Bekannter von Lillys Mutter.«
    »Quatsch, du bist ihr Freund!«, krähte Max.
    Lillys Mama stand verlegen daneben. Patti ließ sich gar nicht erst blicken – auch eine Art, ihre Meinung zu sagen.
    Lilly zog mich in ihr Zimmer und machte die Tür hinter uns zu. »Und: Wie findest du ihn? Los, sag schon!«
    Das Eis war dünn, das war mir klar. Ich konnte jetzt sagen, was Lilly hören wollte. Oder ich sagte die Wahrheit.
    »Er sieht gar nicht so schlimm aus«, versuchte ich es vorsichtig. »Was macht er denn beruflich?«
    »Heiratsschwindler«, sagte Lilly. »Nein, Quatsch, Sparkassenangestellter. Glaubst du nicht? Stimmt auch nicht, aber er sieht so aus. In Wahrheit ist er Klempner. So hat Mama ihn ja kennengelernt, als wir im Keller den Wasserrohrbruch hatten.«
    »Ein Klempner im Haus ist doch praktisch«, sagte ich.
    Mam ist immer genervt, weil Papa zwei linke Hände hat und nie was repariert. Aber Lilly sah mich an, als ob ich gar nichts kapierte. »Der Typ ist gestört!«, sagte sie. »Der ist SINGLE . Warum ist einer in dem Alter noch Single? Na, denk mal nach. Entweder wollte ihn keine haben, weil er furchtbare Macken hat. Oder er wohnt immer noch bei Mutti. Oder er ist schwul.«
    Die letzte Möglichkeit wäre Lilly am liebsten, das sah ich ihr an. Das würde tatsächlich vieles einfacher machen.
    »Und jetzt merkt er plötzlich, dass er doch eine Frau braucht, zum Sockenwaschen und Kochen.«
    »Warum? Das hat er bisher doch auch alleine hingekriegt«, sagte ich.
    »He, auf wessen Seite stehst du eigentlich?«, schnauzte Lilly mich an. »Ich dachte, du bist meine Freundin!«
    JA ! Trotzdem fand ich, dass Lilly ziemlich ungerecht war, aber das habe ich ihr nicht gesagt.
    Stattdessen sind wir strategisch vorgegangen und haben eine Liste angelegt.

    Und warum nicht?
    »Weil ich das alles nicht will!«, rief Lilly. »Mama soll ihre Zeit mit uns verbringen, nicht mit ihm. Und einen Ersatzvater brauch ich schon gar nicht. Wir kommen prima alleine klar.«
    Ich kann Lilly ja so gut verstehen. Sie will ihre Mutter für sich haben, so wie ich Lilly für mich haben will. Und deshalb muss Klaus ganz klar seine Grenzen erkennen, auch wenn er vielleicht ein Netter ist.
    Wir werden uns was ausdenken. Irgendwas, was ihn nervt. Damit er merkt, dass er nicht willkommen ist. Ich werde Lilly dabei helfen, sie würde dasselbe ja auch für mich tun.

Sonntag, 2. März
    Oma geht es besser, aber sie muss noch im Bett liegen. Das ist noch öder als im Rollstuhl zu sitzen. Deshalb habe ich ihr heute zur Unterhaltung von Klaus erzählt. Oma hört solchen Tratsch immer gern, sie selbst

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