Anna, 13, (un)verliebt
kam die Neue, und eins steht fest: Sie ist Mädchentyp D. Leider.
Name:
Melissa
Alter:
13
Haare:
blond (natürlich lang)
Augenfarbe:
himmelblau
Figur:
schlank mit Busen und Po
Kleidung:
stylish
Ausstrahlung:
selbstbewusst
Besondere Kennzeichen:
strahlendes Lächeln, superlange Beine
Keine Brille. Keine Zahnspange. Keine Pickel auf der Stirn.
Und natürlich keine strähnigen Haare.
Und da soll man sich selber nicht klein, unbedeutend und hässlich fühlen?
»Ach komm!«, sagte Lilly. »Es ist doch nicht wichtig, wie jemand aussieht. Hauptsache, man ist nett.«
Das wäre ja noch der Gipfel: hübsch UND nett. Und vielleicht auch noch klug. Das wäre der Horror schlechthin, die Perfektion in Person. Nein, so ein Mädchen kann nicht nett sein, das wäre absolut ungerecht.
In der FANCY steht: »Fühl dich nicht klein neben ihr. Denk an deine eigenen Qualitäten!«
Und meine Qualitäten stehen praktischerweise gleich daneben, bei dem Test:
»Was strahlst du aus?«
Ich habe das beste Ergebnis überhaupt, ich strahle nämlich NATÜRLICHKEIT aus. Ich kann über mich selbst lachen, gebe mich, wie ich wirklich bin, und die anderen sind gern mit mir zusammen. Na bitte.
Bei diesem Test habe ich so gut wie gar nicht geschummelt. Er zeigt mir, dass ich mich vor Melissa absolut nicht zu verstecken brauche. Ich werde freundlich zu ihr sein, ihr ohne Vorurteile begegnen, auf meine ganz natürliche Art.
Aber ihr Name ist schrecklich, mal ganz ehrlich:
Melissa
.
Das klingt nach Kräutertee und Apotheke, die Steigerung wäre
Kamilla
. Ich frage mich, warum Eltern ihr Kind mit so einem Namen ärgern. Aber vielleicht hat sie ja auch noch einen zweiten, ich werde sie morgen mal fragen.
Immer noch Montag
»Von der hätte ich gern die Telefonnummer!«, hat John mit fettem Grinsen gesagt. So ein Stinkstiefel! Der soll nicht in meinem Zimmer rumschnüffeln, ich hab’s ihm tausendmal verboten. Und mein Tagebuch ist für ihn TABU !
Allerdings lag es offen auf dem Tisch, das muss ich zugeben.
Dann hat John noch was Nettes gesagt: »Mach dir nicht so viele Gedanken, du bist doch auch ganz hübsch.«
Das aus seinem Munde – ein Riesenkompliment!
Aber er hat es gleich wieder bereut: »Naja, soweit Mädchen mit Brille eben hübsch sein können.«
Weißt du was, mein lieber John? Ich kann meine Brille gegen Kontaktlinsen tauschen. Aber ein Spatzenhirn behält man sein Leben lang, das kann man nicht tauschen. Pech gehabt.
Dienstag, 25. Februar
Ich war heute nicht die Einzige, die Melissa was fragen wollte. Der Zickenklub war schon da.
Paula plusterte sich als Erste auf: »Ach, du kommst aus München? Coole Stadt. Ich hatte mal ein Fotoshooting dort.«
Stimmt, als Paula letztes Jahr Covergirl auf der FANCY war. Aber wir wussten das ja alle schon und Melissa interessierte es nicht.
»Gibt es in München auch Honnister?«, wollte Kim-Kathrin wissen.
»Keine Ahnung«, sagte Melissa. »Ich mag die Klamotten nicht besonders, das ist nicht mein Stil.«
Wie sie sich lässig die goldenen Locken aus der Stirn strich, während sie das sagte – das hatte schon was.
Und wie Zoe ihre Spaghettisträhne aus der Stirn pustete, während sie an ihrem T-Shirt mit Honnister-Schriftzug rumzupfte, das hatte auch was.
»Mir gefallen die Sachen«, sagte Paula. »Mein Kleid für den Abschlussball ist von Honnister. Dunkelblau mit Spaghettiträgern, ein Traum! Hoffentlich kriege ich es hinterher auch noch mal an, es war nämlich schweineteuer.«
Daran hatte keiner gezweifelt.
»Abschlussball?«, fragte Melissa, »das heißt, ihr geht in die Tanzschule?«
Die drei nickten synchron.
»Da würd ich gerne mitkommen«, sagte Melissa. »Ich musste meinen Tanzkurs in München ja abbrechen wegen des Umzugs.«
»Oh, das tut mir aber leid«, säuselte Kim-Kathrin, »der Kurs ist so gut wie gelaufen. Aber demnächst beginnt ein neuer, die beiden sind dabei.« Sie zeigte auf Lilly und mich. »Du kannst dich ihnen ja anschließen.«
Ich hätte jetzt natürlich rufen können: »Na klar, das wär super!«
Aber ich sagte es nicht, denn ich wollte das ja gar nicht.
Ich fragte sie nur: »Hast du noch einen anderen Namen?«
»Warum?«
Alle sahen uns gespannt an und das ist immer nichts für mich.
»Ääh … weil … ich den Namen irgendwie komisch finde.«
»Komisch?«
»Naja … irgendwie … altmodisch.«
Melissa lächelte freundlich. »Dann nenn mich doch einfach Melli, wenn du damit besser klarkommst.«
Irgendwie kam ich mir in diesem
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