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Anna Karenina

Anna Karenina

Titel: Anna Karenina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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Mann, der mit ärgerlicher Miene eine Zeitschrift nach der andern
    zur Hand nahm, und ein kahlköpfiger General, der ins Lesen vertieft war. Sie gingen auch in das Zimmer hinein, das
    der Fürst das kluge Zimmer nannte. In diesem Zimmer redeten drei Herren eifrig über die letzte politische
    Neuigkeit.
    »Bitte, kommen Sie, Fürst, es ist alles bereit«, sagte ein dazukommender Herr, der zu der üblichen Kartenrunde
    des Fürsten gehörte und diesen nun hier gefunden hatte. Der Fürst ging mit ihm weg; Ljewin setzte sich und hörte
    ein Weilchen zu; aber da kamen ihm all die Gespräche in den Sinn, die er schon an diesem Vormittag über denselben
    Gegenstand gehört hatte, und es wurde ihm auf einmal ganz öde zumute. Eilig stand er auf und ging hinaus, um
    Oblonski und Turowzün zu suchen, in deren Gesellschaft man sich immer vergnügte.
    Turowzün saß mit einem tönernen Trinkgefäß auf einem erhöht stehenden Sofa im Billardzimmer; Stepan
    Arkadjewitsch und Wronski redeten an der Tür, die in einer entfernten Ecke des Zimmers lag, miteinander.
    »Nicht eigentlich, daß sie bekümmert wäre; aber das Unbestimmte, Unsichere der ganzen Lage«, hörte Ljewin sagen
    und wollte schnell zurücktreten; aber Stepan Arkadjewitsch rief ihn heran.
    »Ljewin!« sagte Stepan Arkadjewitsch, und Ljewin bemerkte, daß er zwar nicht Tränen, aber einen feuchten
    Schimmer in den Augen hatte, was bei ihm stets eintrat, wenn er entweder reichlich getrunken hatte oder gerührt
    war. In diesem Augenblick traf sowohl das eine wie das andere zu. »Ljewin, geh nicht weg«, sagte er und drückte
    seinen Arm kräftig am Ellbogen, als wollte er ihn unter keinen Umständen weglassen.
    »Das ist mein wahrer, ich kann beinah sagen, mein bester Freund«, sagte er zu Wronski. »Du bist mir gleichfalls
    teuer und stehst mir in einer Hinsicht noch näher. Und ich wünsche von Herzen, daß ihr beide einander nähertretet
    und Freunde werdet, und ich weiß, daß das möglich ist, weil ihr beide gute Menschen seid.«
    »Na schön, da brauchen wir uns ja nur noch einen Kuß zu geben«, sagte Wronski mit gutmütigem Scherze und reichte
    Ljewin die Hand.
    Dieser ergriff schnell die hingehaltene Hand und drückte sie kräftig.
    »Ich bin sehr, sehr froh darüber«, sagte Ljewin.
    »Kellner, eine Flasche Champagner!« rief Stepan Arkadjewitsch.
    »Auch ich freue mich sehr«, sagte Wronski.
    Aber obgleich Stepan Arkadjewitsch es gern gesehen hätte, daß die beiden neuen Freunde nun miteinander sprächen,
    und obgleich diese den gleichen Wunsch hegten, hatten sie doch einander nichts zu sagen, und beide fühlten das.
    »Weißt du, daß er mit Anna noch gar nicht bekannt ist?« sagte Stepan Arkadjewitsch zu Wronski. »Ich will ihn
    unbedingt zu ihr bringen. Komm, Ljewin, wir wollen hinfahren!«
    »Kennen Sie sich wirklich nicht?« fragte Wronski. »Sie wird sich sehr freuen. Ich würde gleich mit nach Hause
    fahren«, fügte er hinzu, »aber ich beunruhige mich um Jaschwin und möchte hierbleiben, bis er zu spielen
    aufhört.«
    »Wieso? Steht es denn schlimm mit ihm?«
    »Er verliert immerzu, und ich bin der einzige, der ihn zurückzuhalten vermag.«
    »Wie ist's? Was meint ihr zu einer Pyramide? Ljewin, magst du spielen? Nun, das ist ja schön«, sagte Stepan
    Arkadjewitsch. »Stell eine Pyramide auf«, wandte er sich an den Markör.
    »Es ist schon alles bereit«, erwiderte der Markör, der bereits die Bälle zu einem Dreieck aufgestellt hatte und
    den roten zum Zeitvertreib hin und her rollte.
    »Nun, dann zu!«
    Nach Beendigung des Spiels setzten Wronski und Ljewin sich an Gagins Tisch, und Ljewin setzte nach Stepan
    Arkadjewitschs Rat auf die Asse. Wronski saß bald am Tische, wo ihn dann unaufhörlich allerlei Bekannte umringten,
    die zu ihm herankamen, bald ging er in den Höllenpfuhl, um nach Jaschwin zu sehen. Ljewin hatte, nach der geistigen
    Ermüdung vom Vormittag, jetzt ein höchst angenehmes Gefühl der Erfrischung. Die Beendigung seines feindseligen
    Verhältnisses zu Wronski war ihm eine große Freude, und die Empfindung der Ruhe, des Wohlseins und der Befriedigung
    über die ihn umgebende Wohlanständigkeit verließ ihn keinen Augenblick.
    Als das Spiel beendet war, faßte Stepan Arkadjewitsch ihn unter den Arm.
    »Nun, dann wollen wir also zu Anna fahren. Jetzt gleich, wie? Sie ist zu Hause. Ich habe ihr schon längst
    versprochen, dich einmal hinzubringen. Was hattest du denn für heute abend noch vor?«
    »Nichts Besonderes. Ich hatte

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